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Mönchtum,

  • »Habitare secum«. Ein Grundbegriff monastischer Spiritualität am Beispiel der Vita Benedicti im Zweiten Buch der Dialoge Gregor des Großen

    »Habitare secum«

    Ein Grundbegriff monastischer Spiritualität am Beispiel der Vita Benedicti im Zweiten Buch der Dialoge Gregor des Großen

    Von Daniel Tibi OSB.

     

    Vortrag von fr. Daniel beim Nachwuchskolloquium der Geisteswissenschaften der Ruhr-Universität Bochum am 24.05.2014.

     

    Daniel Tibi (2014): Habitare secum. Ein Grundbegriff monastischer Spiritualität am Beispiel der Vita Benedicti im Zweiten Buch der Dialoge Gregor des Großen. Vortrag beim Nachwuchskolloquium der Geisteswissenschaften der Ruhr-Universität Bochum am 24.05.2014. URL: <abtei-kornelimuenster.de/doc/Tibi2014HabitareSecum.pdf> (PDF-Datei, 123 kB).
  • 4. Sonntag im Jahreskreis C - Prophetendasein: Jesus Christus - der Christ , Lk 4,21-30

     Prophetendasein: Jesus Christus - der Christ

    Die Predigtordnung unseres Klosters lässt mich nach dem vergangenen Sonntag heute schon wieder am Ambo stehen. Und das ist gut so, denn das heutige Evangelium ist die direkte Fortsetzung des vor einer Woche gehörten Evangelienabschnitts. Er ist gewissermaßen die Gegenprobe zu dem, was ich vor acht Tagen aus dem Text herausgestellt habe.

    Eine Freundin kommentierte meine Predigt des letzten Sonntags[1] aus der Ferne:

    „Du bist aber ungemütlich!
    war mein erster Gedanke...
    Ungemütlich bleibt' s, 
    aber aus dem Gedanke wird ein DANKE.“
    (A.H.)

    Die Frage, die ich an mich selbst stelle: Soll ich heute die Bibel weniger „ungemütlich“, sanfter lesen und deuten …, ihr Wellness ablauschen …, sie als Kuscheltuch für die Herbheit der Alltage drapieren …, sie als historischen Text auslegen, der von dem Jesus damals erzählt, uns aber in Ruhe lässt…, in der Ruhe gestandener und abgestanden schöner Liturgie? Dass Sie, unsere Gottesdienstbesucher, mit dem Gefühl nach Hause gehen: eine schöne Predigt … in einer würdigen Liturgie … mit gutem Choralgesang? Ein genussvoller Aperitif für das Frühstücksei, den Sonntagsbraten und den abendlichen „Tatort“!?

    Leuchtturm Egmond Binnen 840x630
    Leuchtturm, Egmond (NL)

    Hören wir die heutige Schrift des Jeremia:
    Zum Propheten für die Völker habe ich dich bestimmt. Ich selbst mache dich heute zur befestigten Stadt, zur eisernen Säule und zur ehernen Mauer gegen das ganze Land, gegen die Könige, Beamten und Priester von Juda und gegen die Bürger des Landes. (aus der Lesung: Jer 1, 4-5.17-19)

    Hören wir den Evangelisten Lukas:
    Als die Leute in der Synagoge Jesus hörten, gerieten sie alle in Wut. Sie sprangen auf und trieben Jesus zur Stadt hinaus; sie brachten ihn an den Abhang des Berges und wollten ihn hinabstürzen.  (aus dem Evangelium: Lk 4, 21-30)

    In beiden Texten wird uns Profil und seine Konsequenz erzählt.

    Ich habe dich mit mir gesegnet, und das verändert dich. Der schlaff dahingefläzte Adam, den Michelangelo an die Decke der Sixtinischen Kapelle gemalt hat, wird vom Finger Gottes berührt und seine Wirbelsäule wird kraftvolles Rückgrat. Zum Propheten für die Völker wird er aufgerichtet, ein Leuchtturm in den stürmischen Fluten der Sehnsucht nach einem Schönwetter-Glauben. Ich mache dich zur eisernen Säule gegen das ganze Land, gegen das Establishment der rigiden Glaubenswächter und gegen die modisch-morbiden Trends eines Glaubenspotpourris zu Discountpreisen.

    Das wird dich einsam machen. Man wird dich angreifen. Man wird dich in die Ecke stellen. Man wird dich und deine Botschaft handlich stutzen wollen, damit deine Kanten nicht mehr kratzen. So verbogen, würdest du mehrheitsfähig sein, mit der Chance, ein Bestsellerautor zu werden …, ein Guru, der jeden Saal füllt. Das wird deine Versuchung sein. Wenn du ihr erliegst, wirst du schrumpfen zum Zwerg, der jedem gefällt und niemand aufregt.

    Du aber bist ein Gottgerufener. Sei darum ein Gottesmann …, Mann Gottes …, Prophet und eherne Säule. Einer mit Profil, der sich nicht scheut zu stehen, wofür er steht.

    Wage deine Würde. Ich habe dich gerufen. Stehe für mich. Ich stehe zu dir.

    Albert Altenähr
    2016-01-29


    [1] http://www.abtei-kornelimuenster.de/21-spirituelles/das-jahr-hindurch/1410-3-sonntag-im-jahreskreis-c-der-geist-ruht-auf-mir-die-freude-am-herrn-ist-euch-kraft-und-st%C3%A4rke.html

  • Das Evangelium der Feder - Eine Mönchs-Geschichte

    Das Evangelium der Feder

    Psalm 103:2-5
    Lobe den Herrn, meine Seele, / und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat:
    3 der dir all deine Schuld vergibt / und all deine Gebrechen heilt,
    4 der dein Leben vor dem Untergang rettet / und dich mit Huld und Erbarmen krönt,
    5 der dich dein Leben lang mit seinen Gaben sättigt;/  wie dem Adler wird dir die Jugend erneuert

    Flaumfeder auf Farn

    Nach der Last des Tages und Weges saßen sie und schwiegen ihre Müdigkeit vor sich hin. Nur die Augen des Alten blitzten, sangen und tanzten in die Höhe, feldlerchengleich.

    Das Schweigen der anderen war eine einzige Frage, … - fast ein Vorwurf, dass er die Welt nicht ernst nehme. So lasteten sie sich gegen ihn an.

    „Ich sah eine Feder tanzen im Wind,“ sagte er schließlich in das Schweigen, „und folgte ihr. Und sie trug. …

    Und ich ahne mich selbst … und Ihn, dass er mich liebt.“

     

    Albert Altenähr
    2017-10-19

  • Der Mönch und das Gedicht

    Der Mönch und das Gedicht

    Sie waren von weit her gekommen, um das berühmte Kloster kennenzulernen und um sein Geheimnis auch in ihrer Heimatabtei lehren zu können.

    Sie staunten über die Treue zu der alten Regel, bewunderten die Disziplin und Askese des Alltags, die Genauigkeit der liturgischen Riten, den Glanz der lateinischen Gesänge und den Kunstreichtum der Gebäude und ihrer Einrichtung.

    Sie befragten den Abt und lobten ihn und das Kloster über die Maßen. Der Abt lächelte ein wenig und schickte sie zu dem alten Bruder Imker.

    Die fremden Mönche wunderten sich, denn der Bruder war ihnen aufgefallen, weil er nicht so ganz in das Glanzbild des Hauses passte, das sie so schätzten. Er war zwar nicht ganz außer der allgemeinen Ordnung, aber doch hier und da und dann auch da und dort, … und so an vielen Stellen. Er passte nicht so wirklich in das Bild, das man überall so pries. So wunderten sie sich, dass der Abt sie gerade an diesen doch etwas anderen Bruder verwies.

    Der Bruder saß bei seinen Bienenstöcken und träumte vor sich hin, … so schien es.

    „Warum arbeitest du nicht? Warum stehst du nicht im Chor der Brüder? Was ist mit der heiligen Lesung? Heißt es nicht ‚Müßiggang ist aller Laster Anfang?’“

    Er lächelte nur. „Hört ihr das Summen? Es ist voll göttlicher Poesie.“

    Die Brüder aus der Ferne schauten ihn fragend an.

    „Hört nur,“ sagte er erneut, „er singt Gedichte, er schreibt Geschichte und Geschichten, … und ich bin mitten drin.“ Und er lächelte.

    Kopfschüttelnd kehrten die Besucher zum Abt zurück. Und auch er lächelte, als sie ihm berichteten. Ja, er lächelte.

    „Bruder Imker ist weiter als wir. Er ist wichtig für unsre Gemeinschaft, dass wir nicht im polierten Glanz des Mönchseins erstarren. Er lebt bereits hinter dem Vorhang. Manchmal hebt der sich – Gott sei Dank! – auch für den einen oder anderen von uns.“

    Verwirrt machten sie sich auf den Heimweg. Der Abt schaute ihnen lange nach und lächelte.

    „Gut so. Ihr habt einen weiten Weg vor euch. Der Herr singe euch sein Lied in Ohr und Herz.“

    Weggefährten

    Albert Altenähr
    2016-08-05

  • Der Sauerteig des Mönchtums

    Der alte Meister

    wurde von den Leuten

    gefragt,was denn Mönchtum sei,

    und was es überhaupt solle

    in der Kirche von heute.

     

    Er zögerte mit der Antwort.

     

    Schließlich sagte er:

    Mönche sind

    wie der Sauerteig,

    den eine Frau

    unter einen großen Trog Mehl mischt,

    dass das Ganze durchsäuert werde.

     

    Und er seufzte:

    Dass sie es doch wären!

     

    Er verstummte.

     

    Und er seufzte ein zweites Mal.

    Welche Herausforderung:

    Der Sauerteig Gott!

     

    Er verstummte erneut

     

    und ging tiefer in die Wüste

    auf der Suche nach Gott.

    Albert Altenähr

    zu Lk 13,21

  • Die Frage - Bruder Mönch ... (Gedicht-Impuls)

    Die Frage

     

    Bruder Mönch, wer bist du?

    Wie soll ich dich verstehen,

    wie dich einordnen in die Kirche Gottes,

    und in das Bild meines eigenen Christseins?

    Bruder, gib Antwort auf die Frage,

    was das Ordensleben in der Kirche ist.

    Frage u Antwort211

    Bruder, frage nach mehr als allem,

    was du dingfest niederschreiben kannst.

    Ich bin mehr als der Mönch, Priester, Prediger,

    mehr als der Gärtner, Künstler, Dichter.

    Die Größe und Schönheit der Klöster,

    der Liturgie, des Gesangs

    und so weiter und so fort,

    eindrucksvoll manches oder sogar viel,

    aber das ist noch nicht die Antwort.

    Ich lebe in einem, der mich liebt,

    und weiß mich als einen Geliebten.

    ER will nicht dies und das von mir,

    nicht, was ich kann und tue,

    nein, er will einfach mich,

    und das ganz und gar.

    … und ich will IHN,

    ganz und gar,

    und nicht nur ein bisschen.

    Das ist mehr als jedes einzelne Ordensgelübde

    und mehr als deren Summe,

    mehr als das, was den konkreten Orden ausmacht,

    mehr als sein sogenanntes Profil und Charisma.

    Dies alles bleibt Fragment und Buchstabengetue

    vor dem, was dahinter ist: die Taufe ganz!

    Das will ich sein: durchtränkt mit IHM.

    Bruder, genau darin ich dir Bruder,

    und nicht mehr, nicht anders als du.

    Nach dem Mehrwert des Christus

    fragst du nicht weniger als ich.

    Frage mich weiter nach meinem Jesus,

    sei mir die bohrende Frage nach IHM.

    Vielleicht gelingt uns gemeinsam

    ein Wegstück hinauf zu IHM.

    Albert Altenähr

     

  • Du bist wichtig. Über die Bräuche im Kloster

    Du bist wichtig

    Über die Bräuche im Kloster

     

    Lehrer Schüler

     

    Der Bruder kam zum Abt des Klosters

    und fragte:

     

    Meister ist es wichtig, dass die Lesung mit einer festen Formel beginnt und endet?

    Nein, mein Sohn es ist nicht wichtig.

    Ist es wichtig, dass man in einer bestimmten Reihenfolge durch die Tür geht?

    Nein, es ist nicht wichtig.

    Ist es wichtig, wie man die Hände zum Gebet hält?

    Nein, es ist nicht wichtig.

    Ist es wichtig, … fragte er noch viele Dinge,

    und der Abt gab stets dieselbe Antwort.

     

    Warum, Meister, fragt er schließlich,

    schimpfen denn die Brüder über mich?

    Der Meister schaut ihn an

    und schweigt.

     

    Nein, das alles ist nicht wichtig.

    Du selber aber bist den Brüdern wichtig.

    Darum mach dich nicht so wichtig.

     

    Tu, was bei uns Brauch ist.

    Und exkommunizier die Brüder nicht von dir.

    Das macht dich einsam und so bitter.

     

    Albert Altenähr
    2016-03-03

  • Gott ist ein Dichter ... (Benediktin. Spiritualität)

    Gott ist ein Dichter,
    Welt und Menschen sein Psalter

    In seiner viel beachteten Rede anlässlich der Verleihung des Friedenpreises 2015 des deutschen Buchhandels[1] hat der Preisträger, Navid Kermani, eine Analyse des heutigen Islam entfaltet, deren Ansatz weit über die Grenze seiner Religion hinaus reicht. Es lohnt sich, diesen Ansatz in das Christentum hineinzudenken, in seine theoretische Theologie und in seine praktische Basiswirklichkeit. Ich selbst versuche, Kermanis Gedanken für mein Selbstverständnis als Mönch in der Kirche und in der Welt zu bedenken, für meinen „übersetzenden“ Umgang mit der Heiligen Schrift, für mein Feiern der Liturgie, für mein Predigen, für meine kurzen „Verdichtungen“.

    Navid Kermani sagte in der Frankfurter Paulskirche: „Es war einmal denkmöglich und sogar selbstverständlich, dass der Koran ein poetischer Text ist, der nur mit den Mitteln und Methoden der Poetologie begriffen werden kann, nicht anders als ein Gedicht. Es war denkmöglich und sogar selbstverständlich, dass ein Theologe zugleich ein Literaturwissenschaftler und Kenner der Poesie war, in vielen Fällen auch selbst ein Dichter. …. Ein solcher Zugang zum Koran, obwohl er der traditionelle ist, wird [heute] verfolgt und bestraft und verketzert. Dabei ist der Koran ein Text, der sich nicht etwa nur reimt, sondern in verstörenden, vieldeutigen, geheimnisvollen Bildern spricht, er ist auch kein Buch, sondern eine Rezitation, die Partitur eines Gesangs, der seine arabischen Hörer durch seine Rhythmik, Lautmalerei und Melodik bewegt. Die islamische Theologie hat die ästhetischen Eigenheiten des Korans nicht nur berücksichtigt, sie hat die Schönheit der Sprache zum Beglaubigungswunder des Islams erklärt. Was aber geschieht, wenn man die sprachliche Struktur eines Textes missachtet, sie nicht einmal mehr angemessen versteht oder auch nur zur Kenntnis nimmt, das lässt sich heute überall in der islamischen Welt beobachten. Der Koran sinkt herab zu einem Vademekum, das man mit der Suchmaschine nach diesem oder jenem Schlagwort abfragt. Die Sprachgewalt des Korans wird zum politischen Dynamit.“

    Turmkreuz 2015 10 840 x 607

    Es war einmal denkmöglich und sogar selbstverständlich, dass … die Bibel und die Kirche ein poetischer Text und eine poetische Wirklichkeit sind … Die Theologie und Sprache der Kirchenväter, - das frühe Mönchtum und seine Väter- und Mütter-Sprüche, - die Psalmen als Mutterboden und tägliches Brot für das Gebet der Klöster (… und das der Kirche allgemein), - die Himmelsstürme der Mystik, - die Musik und die Kunstwerke der und in den Kirchen, sie alle haben etwas Poetisches an und in sich. Mehr noch, sie sind Poesie des Glaubens.

    Was bedeutet das für die Theologie, das Christsein, für mich als Mönch? Die poetische Dimension bewahrt den Glauben davor, ihn auf die Handlichkeit einer Gebrauchsanweisung zu reduzieren. Das Wissen um die Poesie des Glaubens sprengt das Denken, dass die Qualität der Religiösität sich mit einer Checkliste von diesem und jenem messen lässt. Mit dem Abhaken einer Liste von Geboten und Verboten lässt sich nicht feststellen, ob jemand ein „guter“ Christ, Katholik oder Mönch ist. Das Motto „Führ-den-Nippel-durch-die-Lasche“ ist zwar angenehm griffig, ist aber ein Werkzeug, das dem Glauben unangemessen ist.

    Die poetische Dimension ist ein Korrektiv zu einer immer wieder festzustellenden Ethisierung und Asketisierung der Religion und des religiösen Lebens. Ohne in Frage zu stellen, dass Ethik und Askese ihren legitimen und notwendigen Platz im religiösen Leben haben, kann und darf Religion nicht darauf reduziert werden. Der häufig gehörten Warnung, dass Religion sich nicht in die Innerlichkeit zurückziehen dürfe, darf und muss geantwortet werde, dass Religion sich nicht in die Äußerlichkeit hinausflüchten darf. Mir scheint, dass die westliche Welt – und auch die westlich geprägten Kirchen - mit ihrem Effizienzdenken mindestens ebenso – wenn nicht sogar mehr – vor einem Mangel an Poesie und Innerlichkeit gewarnt werden müssen wie vor einer Überdimensionierung des Innerlichen. Die Seele darf nicht auf dem Altar des Erfolgs geopfert werden.

    Die poetische Dimension führt das monastische Selbstverständnis zurück in die Einfachheit und hinaus in die Weite. Sie entdeckt die „Regula“ und verheddert sich nicht den „Regeln“, den Regulierungen, den Vorschriften der Ordenskonstitutionen, der Hausbrüche oder der liturgischen Rubriken.

    Es ist wohl kein Zufall, dass die Regel des hl. Benedikt mit einem Prolog beginnt. Das ist nicht ein sprach-banales Vorwort, sondern ein gewicht-gefülltes Voraus-Wort. Und dieses Voraus-Wort beginnt mit einem Archi-Logos, einem Erst-Wort. Dieses erste Wort ist ganz einfach, es ist schlicht und einfältig, - ja, vielleicht darf man sogar sagen: es ist „unschuldig“: „Höre!“ In seiner Unschuld schaut das „Höre“ weit in die Tiefe und unendlich weit über die irdischen Grenzen hinaus. Könnte - oder sollte man es sogar?! – vielleicht so übersetzen: „Höre das neue Jerusalem?“

    Wenn der Arzt seinen Patienten mit dem Stethoskop abhorcht, dann lauscht er auf die Töne unter der Haut. Sein Fachausdruck für dieses Tun ist „Auskultieren“, genau das Wort, mit dem die Regel Benedikts beginnt: „ausculta.“ Der Mönch Benedikts ist einer, der das Lied Gottes in den Dingen dieser Welt glaubt und seine Melodie aufspüren will. In dem Geschaffenen, dem Her- und Hingestellten glaubt er die dichte Liebe des Schöpfers. Er glaubt sich selbst und die Welt als ein Gedicht … und staunt, dass es so ist.

    Albert Altenähr
    2015-11-06

     


    [1] http://www.friedenspreis-des-deutschen-buchhandels.de/819312/

  • Lectio divina. Geistliche Bibellesung als Leiter der Mönche zu Gott

    Lectio divina

    Geistliche Bibellesung als Leiter der Mönche zu Gott

    Von Daniel Tibi OSB.

     

    Gott begegnen – danach sehnen sich viele Menschen. Diese Sehnsucht bewegte die ersten christlichen Mönche, sich in die Wüste zurückzuziehen, um dort ein Leben ganz für Gott zu leben. Wichtigstes Medium zur Begegnung mit Gott war für sie die Bibel. Sie suchten Gott in seinem Wort. Unablässig rezitierten sie Psalmen und andere Bibelstellen, meditierten sie und schöpften daraus Nahrung für ihr Gebet. Lectio divina heißt diese Art, die Bibel meditierend und betend zu lesen. In den Klöstern ist sie seit jeher Brauch. Auch außerhalb der Klöster wurde sie in jüngerer Zeit wiederentdeckt. Sie kann ein Weg sein, die Sehnsucht vieler Menschen nach Begegnung mit Gott zu erfüllen. Die Schrift Scala claustralium des Kartäusermönchs Guigo II. († 1193) gibt eine Hinführung zu dieser traditionellen monastischen Gebetsweise der Lectio divina.
     
    Guigo der Kartäuser: Scala claustralium. Die Leiter der Mönche zu Gott. Aus dem Lateinischen übers. v. Daniel Tibi OSB. URL: <abtei-kornelimuenster.de/doc/GuigoDerKartaeuserScalaClaustralium2008EdTibi(online).pdf> (PDF-Datei, 547 kB).

     

    Weiterführende Literatur

    • Guigo der Kartäuser: Scala claustralium. Die Leiter der Mönche zu Gott. Aus dem Lateinischen übers. v. Daniel Tibi OSB. Nordhausen: Bautz 3. Aufl. 2010. ISBN 978-3-88309-455-7.
    • Steele Hartmann OCSO: Gott finden in der Bibel. Eine Hinführung zur Lectio divina. Übers. v. Daniel Tibi OSB. Nordhausen: Bautz 2010. ISBN 978-3-88309-587-5
    • Daniel Tibi OSB: „Lectio divina. Gott begegnen in seinem Wort“. In: Geist und Leben 83 (2010), 222–234.
  • Maurus und Placidus

    „Er zieht mich heraus aus gewaltigen Wassern“ (Ps 18,17)

    Zum Fest der hl. Maurus und Placidus (15. Januar)
    Schüler des hl. Benedikt

    Subiaco Sacro Speco Vita Benedikts 10 hp
    Fresko, Subiaco, Sacro Speco

    Die Erzählung über die Rettung des Placidus aus dem See von Subiaco …

    http://www.benediktiner.de/index.php/der-hl-benedikt-von-nursia/das-buch-der-dialoge/der-gang-ueber-das-wasser.html :

    (Gregor d.Gr., Dialoge II,7,1) Eines Tages weilte der heilige Benedikt in seiner Zelle. Der schon erwähnte junge Placidus aus dem Kloster des heiligen Mannes ging an den See, um Wasser zu holen. Aus Unachtsamkeit ließ er das Gefäß, das er in Händen hielt, ins Wasser fallen und stürzte sogar selbst hinein. Sogleich erfasste ihn eine Woge und riss ihn etwa einen Pfeilschuss weit vom Ufer weg.

    Doch der Mann Gottes erkannte das sofort in seiner Zelle und rief Maurus eilends herbei: »Bruder Maurus, lauf schnell! Der Knabe ist beim Wasserholen in den See gefallen, und eine Woge treibt ihn schon weit hinaus! «

    (II,7,2) Etwas Wunderbares geschah, wie man es seit dem Apostel Petrus [vgl. Mt 14,28.29] nicht mehr erlebt hatte. Maurus erbat und empfing den Segen, lief auf Befehl seines Abtes sofort bis zu der Stelle, wo die Woge den Knaben Placidus dahintrieb. Er glaubte auf festem Boden zu gehen und lief doch über das Wasser. Da packte er ihn an den Haaren und lief zurück, so schnell er konnte. Kaum war er am Ufer, kam er zu sich, blickte zurück und erkannte, dass er über das Wasser gelaufen war. Was er niemals für möglich gehalten hätte, war zu seiner Verwunderung und Bestürzung geschehen.

    (II,7,3) Er kam zum Abt zurück und erzählte, was sich ereignet hatte. Der heilige Mann Benedikt aber schrieb das nicht seinem eigenen Verdienst zu, sondern dem Gehorsam des anderen. Maurus jedoch behauptete, es sei nur auf Befehl Benedikts geschehen; er sei sich dabei keiner eigenen Kraft bewusst gewesen und habe unbewusst gehandelt. Diesen freundschaftlichen Wettstreit beider in der Demut entschied der gerettete Knabe. Er sagte: »Als ich aus dem Wasser gezogen wurde, sah ich über meinem Kopf den Umhang des Abtes, und für mich war er es, der mich aus dem Wasser zog.«

    … ist dem Bericht über den Gang des Petrus auf dem See Genesaret (Matth 14) nachgestaltet. Gregor d.Gr., der Verfasser der Vita Benedikts, weist selbst darauf hin: „Etwas Wunderbares geschah, wie man es seit dem Apostel Petrus nicht mehr erlebt hatte.“

    Benedikt als Abt verkörpert eindeutig Jesus, der dem Petrus den Auftrag/den Ruf gibt: „Komm“. Benedikt schickt seinen Schüler Maurus, Placidus zu retten: „Geh …!“

    Der Maler des Bildes von Subiaco scheint die Identifizierung Benedikt = Jesus noch ein wenig weiter ins Bewusstsein rücken zu wollen. Bei Matthäus entlässt Jesus nach der Brotvermehrung die Jünger und die Menge. Danach „stieg er auf einen Berg, um in der Einsamkeit zu beten“ (Matth 14,23). Gregor lässt Benedikt die Not Placidus’ in seiner Zelle erkennen. Der Maler hingegen positioniert Benedikt nicht in einem Klostergebäude und in einer Zelle; er malt ihn in einer Höhle. Das ist zweifellos der „Sacro Speco“, die Urzelle des späteren Klosters. Es ist der Ort der „geliebten Einsamkeit“, an den sich Benedikt zurückzieht, um sich im „habitare secum – im Zu-sich-Kommen und Bei-sich-Sein“ zu sammeln. Benedikt in der Höhle …, das ist nicht der Klostervorsteher, nicht der Macher, der alles im Griff hat und ständig die Welt rettet. Er ist vielmehr der Beter vor Gott, der in ihm zu Hause ist und aus ihm heraus handelt. Wie Jesus auf dem Berg ist Benedikt in der Höhle "nur" und ganz er selbst. Er ist "bei sich", nicht "mitten im Geschehen/Getriebe/Betrieb dazwischen".

    Placidus „ist“ Petrus, der im See untergeht und Hilfe braucht. Man kann durchaus weiter darüber sinnieren, dass von Placidus nicht gesagt wird, dass er – wie Petrus es tat – um Hilfe rief. Benedikt/Jesus sieht die Not des Knaben, die der ihm nicht kund schreit. Ist Placidus ein Bild für den Mönch in Nöten, der „alleine“ mit allen Fragen fertig werden will und sich „in se ipsum – in sich selbst“ verschließt? Hilfsbedürftig, aber nicht hilfebittend; ein Gefangener seiner Not?

    Maurus ist vielleicht die spannendste Gestalt der Erzählung. Er „ist“ sowohl Petrus als auch Jesus. Er geht auf dem Wasser als sei es fester Grund, so wie auch Petrus. Anders als Petrus wirft er keinen Blick auf das Wasser, den Wind und die Wellen. Er ist nur Ohr für das „Geh …!“

    Maurus „ist“ aber auch Jesus. Er greift Placidus/Petrus und rettet ihn auf festen Boden. Placidus unterstreicht indirekt die Identifizierung Maurus = Jesus, indem er bekennt: „Als ich aus dem Wasser gezogen wurde, sah ich über meinem Kopf den Umhang des Abtes [= auf dem Fresko das schwarze Stoffgebilde über Placidus], und für mich war er es, der mich aus dem Wasser zog.“ Maurus war zwar der konkret Agierende gewesen, Placidus „sieht“ aber einen anderen handeln: Benedikt/Jesus.

    Natürlich ist die Geschichte eine Erzählung über den Wert und die Frucht des Gehorsams und der Demut. In einem etwas breiterem Blick, lässt sich eine Verbindung zum Regelwort herstellen: „Sieht man etwas Gutes bei sich, es Gott zuschreiben, nicht sich selbst“ (RB 4,42).

    Sie führt aber den Blick auch auf die Möglichkeiten jedes Mönchslebens hin: auf die Phasen der Stärke und die Möglichkeiten des Absackens, Untergangs. Maurus ist der starke, Placidus der Mönch in Krise.

    In ihrem Erleben auf und mit dem Wasser beleuchten Maurus und Placidus darüber hinaus das Miteinander der Mönche (…und ganz allgemein: der Christen?). Fragen des Helfens und des Sich-helfen-Lassens, der geistlichen Begleitung, der „correctio fraterna – der brüderlichen Hinweise“ können im Kontext dieser Erzählung bedacht werden.

    Ist die Erzählung vielleicht sogar eine "Zusammenfassung" der ganzen Regel Benedikts: "So ist, so geht Kloster. So geht Abt-Sein. So geht Gemeinschaft" ?

    Albert Altenähr
    2016-01-15/17

    PS.: Die obige Fassung des Beitrags ist eine Erweiterung der Erstfassung vom 15.1.2016.

     

  • Mit starker Hand (Gedicht-Impuls)

    Mit starker Hand Dtn 620 21

  • Mönche lauschen ... (Gedicht-Impuls)

    Mönche lauschen hinter die Horizontgrenze

  • Unterwegs zur Menschwerdung - Unterwegs im Mönch-Sein

    Unterwegs zur Mensch-Werdung -
    Unterwegs im Mönch-Sein

    Gedanken über 80 Lebens- & 60 Klosterjahre

     

    Benedikt schreibt eine Regel für Mönche, die in Gemeinschaft unter Regel und Abt leben. Er nennt diese Art des Mönchtums dasfortissimum genus =die stärkste Art.

    RB 1,1 Wir kennen vier Arten von Mönchen. 2 Die erste Art sind die Koinobiten: Sie leben in einer klösterlichen Gemeinschaft und dienen unter Regel und Abt. … 13 … gehen wir mit Gottes Hilfe daran, der stärksten Art, den Koinobiten, eine Ordnung zu geben.

    Ganz selbstverständlich und unanfechtbar hat sich dem damaligen Novizen diese Charakterisierung als qualitative Wertung eingeprägt. Mönchtum in klösterlicher Lebensgemeinschaft mit einem Abt an der Spitze und der tradierten Regel als Leittext ist wirkliches, wahres, eigentliches Mönchtum. Höheres gibt es nicht. Das Kloster, in das ich eintrat, war – selbstverständlich ! – der Paradeort solch wahren Mönchtums.

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    Je mehr ich die Regel Benedikts kennenlernte und je länger ich das Mönchtum in meinem Idealkloster lebte, desto stolpersteiniger erfuhr ich den tatsächlichen Mönchsweg. Die vielen Hinweise der Regel auf die Möglichkeiten und die Tatsächlichkeit der Regel-Unregel-mäßigkeiten..., die konkreten Spannungen zwischen denen, die doch ein Herz und eine Seele sein wollen und sein sollten …, usw, usw …, und schließlich das Eigenurteil Benedikts, dass seine Regel nur einen bescheidenen ersten Ansatz zum Mönchsein beschreibe, lassen mich heute das Werturteil, dass das koinobitische Mönchtum dasfortissimum genussei, anders sehen. Das Mönchtum unter Regel und Abt ist dasfortissimum genus,insofern es die quantitativ (!) stärkste Gruppe ausmacht. Es ist gewissermaßen - und ein wenig spitz überzogen formuliert - das „Normal-(mögliche-) Mönchtum“ für den „Normal-Christen“.

    Immer wieder entdecke ich in Benedikts Regel Hinweise, dass er das/sein Mönchtum als ein Unterwegs zu einem irgendwie gearteten Mehr-Mönch-Sein betrachtet. Er schreibt keine Regel für fertigeMönche, sondern formuliert Wegweisungen, die tiefer/höher ins Mönch-Sein führen möchten. Die Auswahlkriterien für Ämterbestellungen zeigen uns Mönche, die einen solchen Weg bereits ein gutes Stück gegangen sind. Die Hochschätzung dersenioreslässt ahnen, dass der Weg Jahre, ja die ganze Lebenszeit dauert. Der Priester, der sich der Gemeinschaft anschließen will, wird ermahnt, sich nicht auf dem (Weihe-)statusauszuruhen, sondern dievia/ den Weg „mehr und mehr“ voranzuschreiten.

     

    Neu in den Blick gewonnen habe ich in den letzten Jahren Benedikts doch sehr positive Aussagen über das Eremitentum.

    RB1,2 Die zweite Art (der Mönche) sind die Anachoreten, das heißt Einsiedler. Nicht in der ersten Begeisterung für das Mönchsleben, sondern durch Bewährung im klösterlichen Alltag 4 und durch die Hilfe vieler hinreichend geschult, haben sie gelernt, gegen den Teufel zu kämpfen. 5 In der Reihe der Brüder wurden sie gut vorbereitet für den Einzelkampf in der Wüste. Ohne den Beistand eines anderen können sie jetzt zuversichtlich mit eigener Hand und eigenem Arm gegen die Sünden des Fleisches und der Gedanken kämpfen, weil Gott ihnen hilft.

    Durch Jahre, Jahrzehnte war für mich der Einsiedler (auch der in Benedikts Regel) einer, der weit abseits von den Weltleuten und auch irgedwelchen Klöstern für sich lebte, seine Einsiedelei, seine Kapelle und sein Gärtchen liebte und pflegte, und allem jenseits seiner Mauern entsagt hatte. Wenn der Mönch einer Gemeinschaft diesen Schritt zum Einsiedlertum tat, war das zwar formal abgedeckt durch Benedikts Ausssagen in RB 1, aber eigentlich war es doch eher eine verschrobene Frömmigkeit, die unbenediktisch war. Mein Einsiedler war weniger ein spiritueller Lebensentwurf, sondern eher eine historische Größe aus dem „Ehe-vor-dem“. Er war ziemlich „deutsch-romantisch“ und – eben – etwas verschroben.

    Die jüngeren Entwicklungen in der Kirche, die Erfahrung der nicht wenigen personellen „Wegbrüche“ und der offenkundigen Fragilität des gebliebenen / noch vorhandenen „Restes“ (und natürlich auch meiner eigenen Fragilität) lassen mich ein stärkendes Deutungsnarrativ suchen, das einen „Stand-Punkt“ bietet. Da ist vielleicht ein neues Lesen von Benedikts Hochschätzung der Einsiedler ein von mir bisher wenig beachteter Ansatz.

     

    Der Einsiedler Benedikts ist kein alles umstürzender Idealist, der fertig vom Himmel in das Nest der heilen (Himmels-)Welt fällt. Er ist den Weg der Brüder-Gemeinschaft gegangen, hat die Verschiedenheiten in ihr ausgehalten und aus den Reibungen der Geschwisterlichkeit in ihr gelernt. Sein Wachsen geschieht inder Gemeinschaft und zugleich aus ihr herausund über sie hinaus. Indem er so mehr und mehr zu seiner ureigenen Berufung findet, wird er in (!) der Gemeinschaft „einziger“, „originaler“, unverwechselbarer, … „einer“, … undein-samer“, … „Ein-siedler“. Er ist nicht mehr einer, der nur in der Schar – … der „Masse“ – der Brüder bestehen kann. Er hat so viel Stand gefunden, dass er sich im Einzelkampf (RB 1,5) bewähren kann.

    Mir will scheinen, dass der Mönch Benedikts, wenn er denn in der Schule der Brüder bleibt, dahin geführt werden soll, in diesem Sinn „Einsiedler“ zu werden. Er weiß um und glaubt an Gottes Hilfe. Das ist sein Stand-Punkt, seine Felsen-Feste.

    Das stabilisierende Lernprinzip – um das charaktistisch benediktinische Wort von derstabilitasanklingen zu lassen – sind mir die klaren Ordnungen geworden, die die Regel Benedikts durchziehen. Sie sind nicht einfach äußerer Zwang und innere Vergewaltigung, sondern Leiter-Holme (vgl RB 7), die den Stufen / Schritten Halt geben. Sie befreien vom Stress, das Leben und seine Alltage ständig neu erfinden zu müssen, bzw. stets darauf zu warten, bis mir (vielleicht) eine Eingebung zu einem besonderen Höhenflug kommt. Diedisciplina/ Disziplin ist in diesem Sinn Zeichen derSchülerschaft1 und Förderunterricht zu einer wachsenden Ich-Werdung.

    Inhaltlich scheint mir das Eingangswort der Regel „ausculta = höre / lausche“ das Schlüsselwort der Regel schlechthin zu sein. Ich übersetze es gerne mit dem medizinischen Fachausdruck „auskultieren = (mit dem Stetoskop) abhorchen / genau hinhören / unter die Haut (oder Oberfläche) hören“. Die noch sehr offene Formulierung des Regelanfangs „Höre, mein Sohn, die Weisung des Meisters …“ konkretisiert sich in derlectio divina, d.h. in der Begegnung mit der Heiligen Schrift, und (für mich) noch einmal konkreter mit den Psalmen, die im Stundengebet unser tägliches Brot sind.

    In solch wachem Hinhören destillieren sich Kernaussagen heraus, die in ihrem Immer-wieder-Auftauchen und Wiederholen Wurzeln schlagen und „etwas“ wachsen lassen. Ich sammle die positiven Worte und Bilder..., denke und schaue mich in siehinein..., rede sie in michein …, und erfahre ihre Wirkung. Sie wachsen zu einem Schatz, der sich in der Auseinandersetzung mit dem Un-Guten und auch einfach Bösen, bewährt hat. Dem Einwand, das sei Schön-Rederei, kann man mit einem Spiegel-Argument begegnen: Der auf das Böse fixierte Blick, der die Mut-mach-Worte zur Quantité négligeable verzwergt, ist eine Kapitulation, die Zukunft nicht für möglich hält.

    Abschließend ein Psalm und eine Begebenheit.

    Psalm 117 ist der kürzeste der 150 Psalmen. Er hat nur zwei Verse. Vers 1 ist eine Aufforderung, Vers 2 deren Begründung. Dieser zweite Vers formuliert so prägnant eine dezidierte Überzeugung, dass sie fast als General-Überschrift für alle Psalmen gelten könnte.

    Lobet den Herrn, alle Völker, *
    preist ihn, alle Nationen!

    Denn mächtig waltet über uns seine Huld, *
    die Treue des Herrn währt in Ewigkeit.

    und die Begebenheit von vor 60 Jahren: Der kecke Novize fragte im Garten den allein vor sich hin arbeitenden alten Bruder: „So allein?“ Der antwortete: „Ich bin nie allein. Ich bin immer zu zweit.“ Das saß.

    Albert Altenähr

    2022-02-24

    1Disciplinaleitet sich von discipulusab, was normalerweise als „Schüler“ übersetzt wird. Übersetzungen der Bibel nutzen oft „Jünger“, das Niederländische kennt dafür das schöne „lerling“.

  • Weisheit aus der Wüste. Der Begriff »Apatheia« bei Evagrius Ponticus

    Weisheit aus der Wüste

    Der Begriff »Apatheia« bei Evagrius Ponticus

    Von Daniel Tibi OSB.

     

    Evagrius sacri divina oracula verbi / Doctus, et aeterne dogmata legis, erat. / Vnde suis sanctae precepta salubria vitae, / Invicta adversus daemonas arma, dabat.
     
    Mit Evagrius Ponticus begegnen wir einem der frühesten christlichen Mönchsschriftsteller. Geboren wurde er 345 in Ibora in der Provinz Pontus in der heutigen Türkei. Von seiner Jugend ist nichts überliefert, doch dürfen wir ihn uns als gebildeten, redebegabten und weltgewandten jungen Mann vorstellen. Basilius der Große nahm ihn als Lektor in seinen Klerus auf. Nach dessen Tod zog Evagrius nach Konstantinopel. Dort wurde er von Gregor von Nazianz zum Diakon geweiht. Evagrius unterstützte seinen Bischof in seinem Wirken gegen den Arianismus. Wegen einer Affäre mit der Frau eines hohen kaiserlichen Beamten floh Evagrius nach Jerusalem. Dort fand er Aufnahme bei Melania der Älteren. Ostern 383 wurde Evagrius von Rufinus von Aquileia als Mönch eingekleidet und zog in die ägyptische Wüste. Zwei Jahre blieb er in der nitrischen Wüste, danach ließ er sich in der Kellia nieder. Dort wurde Evagrius Schüler Makarios' von Alexandria und Makarios’ des Ägypters. Bis zu seinem Tod im Jahre 399 verfasste Evagrius zahlreiche Schriften, von denen nur wenige im Original überliefert sind. Sie hatten so großen Einfluss auf die abendländische Spiritualität, dass Evagrius als „Vater unserer geistlichen Literatur“ bezeichnet wird.
    Mit dem Begriff »Apatheia« nimmt Evagrius einen Terminus der antiken Philosophie auf. Das Wort Pathos bezeichnet alles, was einem Menschen von außen widerfährt, begegnet oder zustößt. Der Gegenbegriff ist Apatheia, der die Eigenschaft einer Person meint, sich von äußeren Widerfahrnissen nicht beeinflussen zu lassen. Evagrius strebt keine vollständige Leidenschaftslosigkeit an, sondern will die Seele von den negativen Leidenschaften befreien. Positive Leidenschaften lässt er zu, insbesondere die Liebe. Der Weg zur Apatheia ist ein Weg der praktischen Einübung der Tugenden und des Kampfes gegen negative Gedanken, die in der Seele die Leidenschaften wecken und die Evagrius als Dämonen personifiziert.
     
    Daniel Tibi (2012): Weisheit aus der Wüste. Der Begriff »Apatheia« bei Evagrius Ponticus. Vortrag beim Nachwuchskolloquium der Geisteswissenschaften der Ruhr-Universität Bochum am 08.12.2012. URL: <abtei-kornelimuenster.de/doc/Tibi2012WeisheitAusDerWueste.pdf> (PDF-Datei, 353 kB).

Termine

So., 21.04.2024 - 4. Sonntag der Osterzeit

08:00 Frühmesse (Zelebrant und Prediger: P. Friedhelm)
10:30 Hochamt (Hauptzelebrant und Prediger: P. Friedhelm), anschließend: Sonntagskaffee im Egilhardussaal 

So., 28.04.2024 - 5. Sonntag der Osterzeit

08:00 Frühmesse (Zelebrant und Prediger: P. Oliver)
10:30 Hochamt (Hauptzelebrant und Prediger: P. Oliver), anschließend: Sonntagskaffee im Egilhardussaal 

Mai 2024

Mi., 01.05.2024

20:00 Komplet, anschließend Einübung ins Jesusgebet und Eutonie

Fr., 03.05.2024 - Herz-Jesu-Freitag

10:30 -11:50 Stille sakramentale Anbetung

So., 05.05.2024 - 6. Sonntag der Osterzeit

08:00 Frühmesse (Zelebrant und Prediger: P. Friedhelm)
10:30 Hochamt (Hauptzelebrant und Prediger: P. Friedhelm), anschließend: Früschoppen und Erbsensuppe im Egilhardussaal 

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