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zu Gast

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Und wer vorab schon mal hinter die Klostermauern schauen möchte, findet hier unsere Räume.

Psalmen,

  • 17. Sonntag im Jahreskreis A (Matthäus13,44-52) - Predigtgedanken

    In jener Zeit sprach Jesus zu der Menge:Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Schatz, der in einem Acker vergraben war. Ein Mann entdeckte ihn, grub ihn aber wieder ein. Und in seiner Freude verkaufte er alles, was er besaß, und kaufte den Acker.
    Mt 13,44(-52)

    Crucifixus Kopf Ton

    Mit dem Himmelreich ist es wie...

     

    … mit der Arbeit im Garten.
    Der Gärtner gräbt, um eine Pflanze einzusetzen,
    und findet das Bruchstück eines Kopfes aus Ton,
    wahrscheinlich von einem Kreuz.

    … mit einem Spaziergang.
    Da geht einer seine Schritte
    und auf dem Pfahl eines Weidezaunes entdeckt er
    zwei kleine Elefanten aus Speckstein;
    und er schmunzelt königlich.

    … mit dem Beten der Psalmen.
    Der Mönch betet sie Tag für Tag,
    immer wieder dieselben Psalmen
    und auf einmal entdeckt er  s e i n  Schlüsselwort:
    z.B. Du, Gott, bist ein Gott der Huld und Treue.

    … mit zwei Menschen.
    Sie kennen sich lange, vielleicht Jahrzehnte lang
    und dann tut sich eine Tiefe
    ganz neuer Dimension auf.

    Und Jesus fragte seine Christen in Kornelimünster:
    Habt ihr verstanden?
    Sie waren ehrlich und antworteten: Nein,
    … aber ein Funke Ahnung glimmt sich heran.
    Vielleicht wird er einmal zur Flamme,
    ein Feuer.

    Elefanten Speckstein

    Albert Altenähr
    2017-07-30

     

     

  • 60 Jahre Psalmen - Ein Rückblick in die Zeit vor mir

    60 Jahre Psalmen

    Als ich vor 40 Jahren einen Mitbruder meiner Heimatabtei fragte, ob er in die weitere Zukunft mein Beichtvater werden könnte, wunderte er sich, denn er gehörte eher zu den handfesten Mönchen des Hauses als zu den hoch spirituell angesehenen. „Sicher, ich habe mal die ganze Bibel gelesen,“ bekannte er, „aber ich lebe aus sehr wenigen ihrer Passagen und Worte.“ Ich habe nie bei diesem Mitbruder gebeichtet; denn am folgenden Morgen starb er vollkommen unerwartet.

    Unser Gespräch war sein letztes. Das gerade wiedergegebene Wort wurde unerwarteterweise ein Vermächtnis. Es geht mir immer mal wieder durch den Kopf, wenn ich mich nach meinem Gottesbild und den Grundzügen meines Glaubens frage.

    Ist mein Glaube noch der der klösterlichen Anfänge vor 60 Jahren? Hat sich mein Glaube entwickelt? Gibt es eine Quelle, aus der sich die Entwicklung speiste? Wo stehe ich heute mit nahezu 80 Lebensjahren? Wie schaue ich dem wohl nicht mehr allzu fernen Ende entgegen?

    David Harfe

        1. Ein Leben mit Psalmen

    Erst im Kloster lernte ich die Psalmen kennen. Wir beteten sie damals lateinisch. Sie waren anfangs eher die stolze Bestätigung meiner schulischen Lateinkenntnisse. Eine spirituelle Quelle waren sie noch nicht. Das Lateinische war nicht die vertraute Muttersprache, in der ich dachte, lebte und träumte. Auch im Theologiestudium dominierte vorwiegend der intellektuellugang den Umgang mit den Psalmen.

    Mit dem Wechsel nach Kornelimünster vor 40 Jahren traten die Psalmen neu an mich heran. Wir beteten sie hier auf Deutsch. Mit der Überwindung der Sprachschwelle war auch die emotionale Zugangsschwelle niedriger geworden. Zudem war ich als Abt herausgefordert, den Brüdern spirituell etwas zu knabbern anzubieten. Und was bot sich da Näherliegendes an als die Psalmen, die wir alle kannten, aber doch vielleicht eher als asketische Pflichtkost, aber nicht als Lust schenkende Edelspeise.

    Nun, als edle Speise habe ich sie auch da noch nicht genossen. Es war mehr die Verwunderung, dass diese uralten Texte die Jahrhunderte hindurch nie aufgegeben wurden, selbst wenn sie nicht zu jeder Zeit und jedem ihrer Beter ihren tiefen Geschmack geschenkt haben werden. Diese Texte müssen etwas haben, das sie unverwüstlich macht. Was ist das?

    Eine sehr allgemeine und sicher bruchstückhafte Antwort war mir die Erkenntnis, dass die Psalmen nicht glattgebürstet fromm sind. Sie sind keine braven Texte, die von Himmelsseligkeit triefen und in Gottgefühligkeit entführen. Es sind Menschentexte aus dem Menschenleben, das nicht immer schmeckt und mehr als einmal sehr schwierig sein kann. Die Nöte der Beter von vor 2500 Jahren mögen in concreto andere gewesen sein als jene, die mich umtreiben. Es ist aber die generelle Tatsache der offenen Fragen, die mich Heutigen mit den Alten verbindet. Das war und ist ermutigend für meinen eigenen Stolperweg den Gottesberg hinauf. Ich muss nicht erst heilig sein, um dann beten zu dürfen und zu können.

    Auf diesem Weg mit den Psalmen entdeckte ich peu à peu meineWorte, d.h. jene, die mir wichtig wurden und so stärkende Nahrung für den Tag, eine längere Zeit und überhaupt. Sie sind wie Perlen im Acker, die zu finden alle Mühe lohnt (vgl. Mt 13,44ff) und den, der sie gefunden hat, strahlen lassen. Der kleine Prinz Antoine de Saint-Exupéry‘s findet dafür das schöne Wort: Es macht die Wüste schön, dass sie einen Brunnen birgt.

        1. Er führte mich hinaus ins Weite …“ (Ps 18,20)

    Schon in meinen Vor-Kornelimünsteraner Jahren war mir Psalm 18,20 ein wichtiges Wort geworden: „Er führte mich hinaus ins Weite, er befreite mich, denn er hatte an mir Gefallen.“ Es war wohl das Wort von der Weite des Herzens im Prolog der Regel Benedikts (V 49), das meinen frühen Blick auf Psalm gelenkt hat. In den Schlussversen des Regelprologs wird der Mönch zum langen Atem eingeladen, … und ich hatte die Mahnung zur Geduld notwendig, weil ich als Neuling im Kloster keineswegs der Mönch war, der ich nach meiner Vorstellung vom perfekten Mönch mit dem Stichtag des Klostereintritts hätte sein sollen. „Wer im klösterlichen Leben fortschreitet, dem wird das Herz weit, und er läuft im Glück der Liebe den Weg der Gebote Gottes“ (RB Prolog 49). Es ist für mich ernüchternd gewesen zu erfahren, dass ich eigentlich immer nur ein „Mönch im Werden“ bin und das ein Leben lang bleibe. Da braucht es immer neu die Medizin der Ermutigung.

    Die Erfahrungen des Zweiten Vatikanischen Konzils, das Studium in der multinationalen Gemeinschaft unseres römischen Studienhauses und später die bunte Vielfalt der Kongregation von Subiaco, die mich benediktinisches Mönchtum in allen möglichen und unmöglichen Akzentuierungen erleben ließen, weiteten mein Gottesbild und die Vorstellungen, wie Gott geht. Es gibt nicht nur meine (immer) enge Sicht des richtigen Mensch-, Christ- und Mönchseins.

    Spät – aber das ist inzwischen auch Jahre her – begegnete mir in einem Gedicht von Nelly Sachs das Bild vom Meenschen (= Adam), der von Gott wie Dünengras am ewigen Meer gepflanzt wurde1. Die Mahnung des Gedichtes, nicht wie „Salat im Hausgarten“ satt und selbstzufrieden dahinzuleben, ist mir zu einem herausfordernden Stachel in der Alltagsroutine geworden

    In all dem ist die regelmäßige Medizin wiederkehrender Psalmworte Erinnerung und Ermutigung den Weg der Weite im jeweils nächsten Schritt weiterzugehen.

    Ps 18,37 Du schaffst meinen Schritten weiten Raum, *
    meine Knöchel wanken nicht.

    Ps 25,17 Die Enge meines Herzens mach weit, *
    führ mich heraus aus meiner Bedrängnis.

    Ps 31,9 Du gabst mich nicht in die Hand des Feindes, *
    du führtest meine Schritte ins Weite.

    Ps 118,5 Aus der Bedrängnis rief ich zum Herrn. *
    Der Herr erhörte mich und führte mich ins Weite.

    Ps 119,32 Ich eile voran auf dem Weg deiner Gebote, *
    denn mein Herz machst du weit.

    Ps 119,45 Ich schreite aus ins Weite, *
    denn ich frage nach deinen Befehlen.

    Ps 119, 96 Ich sah die Grenze aller Vollendung, *
    dein Gebot aber ist von unendlicher Weite.

        1. „… wir aber rufen den Namen des Herrn...“
          Ps 20,8

    Die Ernüchterung des 40-jährigen, der mit Träumen von zahlenmäßig blühender Größe die Aufgabe des Abtes in einer kleinen Abtei begann, fand in einem Vers der Samstag-Komplet das Netz, das ihn auffing und immer wieder auffängt: „Diese kommen mit Wagen und jene mit Rossen, * wir aber rufen den Namen des Herrn, unseres Gottes“ (Ps 20,8).

    Das Bild von Rossen und Wagenbzw. von Rossen und Reitern ist uns biblisch aus derErzählung vom Untergang des ägyptischen Heeres am Roten Meer geläufig (Ex 14f). Gar nicht so selten begegnete mir gegen diese Erzählung ein Einwand, ja eine gewisse Empörung. Wie kann Gott die armen Ägypter und die nun wirklich ganz und gar unschuldigen Pferde so rach- oder strafsüchtig in den Fluten umkommen lassen?

    Dabei wird übersehen, dass Pferde bis nahezu in die Neuzeit keine Arbeitstiere, geschweige denn Freizeittiere waren. Sie waren buchstäblich Kampf-Rosse und zusammen mit den Streit-Wagen militärische Hochrüstung par excellence. Die malerischen berittenen Garden traditionsbewusster Staaten dokumentieren bis heute den Stolz „Wir sind wer!“ Und das „hohe Ross“, auf dem man sitzt – oder von dem man runterfällt, spricht auch heute noch von Macht und Erfolg.

    Ps 20,8 spricht eine andere Sprache. Nicht irdische Macht, Größe, Erfolg sind der Maßstab gelungenen Lebens, sondern die Einwurzelung „im Namen des Herrn“. Vielleicht könnte man es so umschreiben: Ich bin nicht wer, weil ich wasbin, sondern ich bin wer, wenn ich werbin. Ich bin nach meiner Authentizität gefragt, nicht danach, ob ich ein „Könner“ bin, der Imponierendes, das etwas ist, in die Welt gesetzt hat. Damit wird nach dem gefragt, ob etwas und was hinter der großen Fassade ist.

    Das ist ein starker Spiegel der Ehrlichkeit. Wenn ich vor ihm stehe, dann dann werde ich ziemlich klein, denn er leuchtet deutlich meine Fragilität aus. Aber er lässt auch aufscheinen, dass „wer“ hinter mir steht, und das wiederum macht mich innerlich stark.

    Ps 33,16f Kein König kann sich helfen durch die Größe des Heeres, *
    kein Held sich retten durch große Stärke.
    Nichts nützt das Ross zum Sieg, *
    trotz seiner großen Kraft kann es nicht retten.

    Ps 147,10 Keine Freude hat er an der Kraft des Pferdes, *
    kein Gefallen am schnellen Lauf des Mannes.

        1. Du bist ein Gott der Huld und Treue“
          (oft in den Psalmen)

    Der umfassende Schlüssel für mein Psalmenverständnis wurde die häufige Verbindung von Huld und Treue als Wesensaussage über den alttestamentlichen Gott. Das hebräische CHESED wird in unseren Übersetzungen nicht kontinuierlich mit Huld übersetzt, sondern oft durch andere Worte wiedergegeben, z.B. Liebe, Barmherzigkeit, Wohltaten u.ä.2 Insofern hat es seine Zeit gedauert, bis ich die zentrale Spur der Huld Gottes in den Psalmen erkannte und aufnahm.

    Was ist die Huld Gottes, wie sie sich in den Psalmen präsentiert? Es ist das Wohlwollen, das Gottes Wesen ausmacht. Er will dem Menschen,... er will mir gut, … er tut mir Gutes, … er tut mir gut. Das klingt bis in den weihnachtlichen Gesang der Engel über den Feldern Betlehems hinein: „… Friede den Menschen, denn Gott will ihnen gut.“

    Diese wohlwollende und wohltuende Zuwendung als Gottes innerstes Wesen wird durch die hinzukombinierte Aussage seiner Treue noch unterstrichen. Gott gäbe seine Identität auf, wenn er anders als voller Wohlwollen agieren würde. „… denn seine Huld währt ewig, … deine Huld ist unzerstörbar, … deine Huld steht!“ ist der beschwörende und zugleich freudige Refrain z.B. in Psalm 136. Gott ist sich selbst rundum treu. Das lässt seine Huld den Felsen sein, auf den ich bauen kann.

    Dass ich in dieser Summe meines Psalmenverständnisses wohl nicht ganz verkehrt liege, deutet sich mir im kürzesten Psalm des ganzen Psalters an, in Psalm 117. Er hat nur zwei Verse. Der erste Vers ist der Auftakt, der zweite die Ansage. Für den Verfasser dieser zwei Verse sind die wenigen Worte die ganze Theologie, … der ganze Glaube, … alles, was es zu Gott zu sagen gibt. Irgendwie kommt es mir vor wie eine Übersetzung des Gottesnamens in das bejahende Amen des Menschen: „Ich bin der, der da ist. - Ja, du bist schlechthin Huld und Treue.“

    Mehr braucht es nicht. Alles darüber hinaus wäre nur noch Ausfaltung dieser Kernaussage.

    Lobet den Herrn, alle Völker, *
    preist ihn, alle Nationen!

    Denn mächtig waltet über uns seine Huld, *
    die Treue des Herrn währt in Ewigkeit.“

        1. Herrlichkeit

    Erst in jüngerer Zeit hat sich gewissermaßen als Summe der aufgezählten Psalmenerfahrungen das Stichwort Herrlichkeit hinzugefügt. Hintergrund war wohl die Altersfrage: Was erwarte ich eigentlich „danach“, d.h. nach dem Tod (… immerhin bin ich schon fast 80!...)?

    Wenn ich es recht nachdenke, dann ist mir der Begriff Herrlichkeit nicht speziell in den Psalmen aufgeleuchtet, sondern eher im kirchlichen Liedgut, im allgemeinen Verkündigungssprech und auch in der Alltagssprache.

    Wenn ich jetzt aber sagen sollte, was denn Herrlichkeit ist, … was etwas auszeichnet, dass ich es herrlich nenne, dann gerät mein Denken und Sprechen ins Stolpern. Es ist und bleibt ein abstraktes Wort, das in keiner Erfahrung wirklich griffig, geschweige denn end-gültig ist.

    Beim Suchen nach benachbarten Worten, die weiteres Licht auf den irgendwie schwammig-unscharfen Begriff Herrlichkeit werfen, finde ich z.B. Licht, Glanz, Großartigkeit, die gewichtige Bedeutung, ja auch die oftmals negativ konnotierte Furchtbarkeit3. Aber auch alle diese Begriffe bleiben im Vagen und bringen Herrlichkeit nicht auf einen eindeutig umrissenen Punkt.

    Genau diese Unschärfe aber ist es, die Gottes Faszination ausmacht. Er ist mehr als jedes einzelne und mehr als die Summe von allem. Es ist diese mystische Dimension, die sein Wesen ausmacht. Sie löst alles Vereinzelte / klar Umgrenzte auf und fängt es zugleich in einem Ganzen ein. Das macht Gott „gefährlich“ für jeden Menschen – also auch für mich -,... jede irdische Institution – also auch für die Kirche -, … jede sich absolut und verbindlich setzende Lehre – also auch für die Dogmatik. Er ist ein Gott, der Grenzen sprengt. Der Prophet, der solches zu sagen wagt, und der Mystiker, der so träumt, ist ein Stachel in jeder etablierten Religion. Sie stellen die Machtfrage an die Amtsträger und die Feuerfrage an die, die sich eingerichtet haben.

    Mir persönlich kristallisiert sich die Herrlichkeit Gottes in die Endzeitvisionen der neuen, goldenen Stadt Jerusalem von Jesaja 54,11-17, Tobit 13,15-18 oder Offenbarung 21,10-14.18-23 hinein. So unirdisch diese Bilder sind, soviel Impulskraft haben sie gegen die Grau- und Anthrazittöne der tagtäglichen Alltage und der zunehmenden Erfahrung der Altersgrenzen.

    Offb 21,22fEinen Tempel sah ich nicht in der Stadt.
    Denn der Herr, ihr Gott,
    der Herrscher über die ganze Schöpfung,
    ist ihr Tempel,
    er und das Lamm.
    Die Stadt braucht weder Sonne noch Mond,
    die ihr leuchten.
    Denn die Herrlichkeit Gottes erleuchtet sie,
    und ihre Leuchte ist das Lamm.

    Ps 57,6 u. 12 Erhebe dich über die Himmel, o Gott! *
    Deine Herrlichkeit überstrahle die ganze Erde!

    Tanz Harfe David045 a

    Albert Altenähr
    2020-06-03

    1Nelly Sachs, Lange haben wir das Lauschen verlernt.

    2Martin Buber ist da konsequenter. Er übersetzt durchgehend „Huld“.

    3Wenn Gott als „furchtbar in seinen Taten“ beschrieben wird, dann lese ich das inzwischen als eine positive Aussage. Er wird damit nicht als ein „Gott zum Fürchten“ beschrieben, sondern als ein Gott, der außerordentlich beeindruckend ist.

  • Das Evangelium der Feder - Eine Mönchs-Geschichte

    Das Evangelium der Feder

    Psalm 103:2-5
    Lobe den Herrn, meine Seele, / und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat:
    3 der dir all deine Schuld vergibt / und all deine Gebrechen heilt,
    4 der dein Leben vor dem Untergang rettet / und dich mit Huld und Erbarmen krönt,
    5 der dich dein Leben lang mit seinen Gaben sättigt;/  wie dem Adler wird dir die Jugend erneuert

    Flaumfeder auf Farn

    Nach der Last des Tages und Weges saßen sie und schwiegen ihre Müdigkeit vor sich hin. Nur die Augen des Alten blitzten, sangen und tanzten in die Höhe, feldlerchengleich.

    Das Schweigen der anderen war eine einzige Frage, … - fast ein Vorwurf, dass er die Welt nicht ernst nehme. So lasteten sie sich gegen ihn an.

    „Ich sah eine Feder tanzen im Wind,“ sagte er schließlich in das Schweigen, „und folgte ihr. Und sie trug. …

    Und ich ahne mich selbst … und Ihn, dass er mich liebt.“

     

    Albert Altenähr
    2017-10-19

  • Der Lehrmeister des Betens

     

    Der Lehrmeister des Betens

    Ein Gaukler gewann das Herz des Abtes des großen Klosters. Er durfte bleiben und mit den Mönchen leben. Nicht alle waren es zufrieden, denn ein Gaukler ist halt nur – na ja! – ein Gaukler und kein Edelstein in der Krone des berühmten Klosters.

    Der Abt rief die Mönche ins Kapitel zusammen, und hub an zu reden.

    „Lernt von unserm Gaukler Moritz das Beten!“

    Sie hoben die Augenbrauen, rümpften die Nasen und brummelten alles Unverständnis in die weißen Bärte.

    Gaukler194ader Gaukler

    „Lernt von ihm das Beten! Seine drei Stäbe …, schaut wie sie sich drehen …, wie sie tanzen, umeinander wirbeln …, wie sie spielen. Sie sind reine Lust.

    Er hat nichts als diese drei Stäbe. Sie sind sein Leben. Er kann nichts anderes als diese Stäbe. Wie leicht wirkt, was er damit macht.

    Anfangs gelang ihm wenig, so dass er schier verzweifelte. Aber er blieb dran, und es wurde. … und jetzt: sie springen, hüpfen, wirbeln, … leicht, … spielerisch leicht.

    Lernt von den Stäben und ihrem Meister.“

    Verdutzt schauten die Mönche sich an, … und den Gaukler. Zögernd griffen sie zu ihren Büchern. Sie stolperten die Psalmen darin.

    Sie blieben dran und übten und üben, dass die Buchstäbe der Worte und Bilder tanzen lernen, ein Wirbelspiel für Gott.

    Albert Altenähr
    2017-06-20
    Zwei Tage nach dem Historischen Jahrmarkt 2017

     

  • Ein Weinstock wurzelt sich (Gedicht-Impuls, Ps 80),

    Psalm 80,9a.10f.16.20

    Einen Weinstock hobst du aus in Ägypten.
    Du schufst ihm Raum, *
    er konnte Wurzeln schlagen und das Land überziehen.
    Berge wurden bedeckt von seinem Schatten, *
    von seinen Zweigen die Zedern Gottes.
    Beschütze, was deine Rechte gepflanzt hat, *
    den Sprößling, den du dir großzogst.
    Herr, Gott der Scharen, richte uns wieder auf! *
    Laß dein Angesicht leuchten, dann sind wir gerettet!

    Vgl. 1 Könige 5,5
    Jesaja 5
    Johannes 1,45-49

    Ein Weinstock wurzelt sich

    in mich ein,

    wenig mehr als ein Nichts

    unter anspruchheischenden Großen.

     

    Doch sein Schatten ist weiter

    als Zeder und Libanonberg,

    und süß sind die Trauben,

    köstlich der Wein.

     

    Ein Schutzdach

    breitet er über Bedrängte.

    Friede und Zukunft

    sind der Bote des Schattens.

     

    Herr, schütze den Weinstock,

    schenke ihm Frucht,

    in mir … und in der Welt

    Albert Altenähr

  • Mirjam (Gedicht-Impuls)

    Mirjam

    Albert Altenähr
    201-11-17

  • Psalm 20,6 (Gedicht-Impuls zum 30. Sonntag i.J))


    Psalm 20,6


    psalm 206 - communio 30 So iJ

    Jubeln wollen wir in deiner Befreiung,

    im Namen unsres Gottes Fahnen schwingen.(M. Buber)

     

    Tanzen wollen wir,

    denn Du befreist

    aus Engen und Angst.

     

    Jubeltanz unser Singen

    und Stehen vor Dir.

     

    Communio am 30. Sonntag im Jahreskreis
    Albert Altenähr
    2014-10-25

     

     

  • Psalmen beten - Sich Gott er-innern

    Psalmen beten
    Sich Gott er-innern

    Die aktuelle Tischlektüre unseres Konventes[1], zumal der grundlegende Einleitungsbeitrag, lässt mich wieder einmal über das bzw. ein mögliches Zentralanliegen des Psalters und seines Betens nachdenken. Die beiden Herausgeber des Buches haben ihre Einführung unter die Überschrift gesetzt: „’Tut dies zu meinem Gedächtnis’ Das Christentum als Erinnerungsreligion“[2] Die Spannweite und die Reflexionstiefe der Ausführungen geben zahlreiche Anregungen zu eigenem Nachdenken über manches scheinbar „Selbstverständliche“, das zum (nicht selten schon abgegriffenen) Standard religiösen Gebrauchswissens gehört.

    Die erste Überraschung ist vielleicht schon, sich auf die Weite einzulassen, die die beiden Autoren dem Begriff „Ort“ abgewinnen. Es sind nicht einfach und nur „reale, auf einer Landkarte identifizierbare Orte“ (13). „Erinnerungsorte können vielmehr grundsätzlich materieller und immaterieller Natur sein. Es kann sich um historische, aber auch mythische Ereignisse oder Persönlichkeiten, Rituale, Liturgien, Institutionen, Texte oder Kunstwerke handeln. Dabei geht es nicht um den materiellen oder immateriellen Ort als solchen, um seine faktische Existenz in Raum und Zeit. Vielmehr geht es um das symbolische Kapital, das der Ort transportiert und das mit ihm verbunden wird. … eine Art von Kristallisationspunkt … Ein Erinnerungsort regt zur Erinnerung an und beschwört die Gegenwart des Vergangenen“ (ebd.).

    Diese Auf-Weitung des Begriffes „Ort“ trifft sich mit dem Verständnis der Psalmen als Literaturform der Dichtung. Sie sind kein stenografisches Sachprotokoll von irgendetwas, kein Tagesschau- oder Zeitungsbericht. Ihre einzelnen Worte begrenzen sich nicht auf den Inhalt, den ich ihm heute entsprechend meiner kulturellen und soziologischen Heimat üblicherweise zu-erkenne. Sie haben ein Sach- und mehr noch Symbolkapital über die Grenzen der Alltagssprache hinaus. Die Möglichkeit, ja Wahrscheinlichkeit eines Mehrwerts der Sprache der Psalmen anzunehmen, ist ein Weg, vielleicht sogar der einzige Weg, ihnen nahezukommen. Das verlangt gewissermaßen vom Beter, dass er selber ein Dichter wird, der sich die Psalmen erdichten muss. Eine „richtige Übersetzung“ allein genügt nicht. Sie bleibt „falsch“ und wird an der „Seele“ des jeweiligen Psalmes vorbeischauen.

    Markschies und Wolf weisen auf die zentrale Erschütterung hin, die die Eroberung Jerusalems (587 v.Chr.) und das anschließende Exil in Babylon für Israel bedeutete. Das hätte das Ende der kollektiven Identität des Volkes sein können. „Durch die ‚kontrapräsentische Erinnerung’ an die Heilstaten Gottes in der Geschichte konnte das Volk Israel (aber) im Exil seine Identität wahren und auf einen neuen Exodus, eine neue Befreiung aus dem Sklavenhaus Ägypten, hoffen, die dann ja im Edikt des persischen Großkönigs Cyrus ja auch eingetreten (ist)“ (14).

    Vieles weist darauf hin, dass der Psalter in großen Teilen der exilischen und nach-exilischen Wirklichkeit Echo gibt. Die von den beiden Autoren so genannte „kontrapräsentische Erinnerung“ bringt im Heute des Unglücks das Gestern zur Sprache, das nicht weniger bedrückend war, und hebt die damalige Erlösung aus dem Leiden ans Licht. In Psalm 136,13 - genau die Psalmenmitte! – z.B. geschieht das in der Formulierung: „Das Schilfmeer zerschnitt er in Teile, denn seine Huld währt ewig.“

    Die Exoduserfahrung ist wahrscheinlich im Zusammenhang mit dem Babylonischen Exil zu der Bedeutung herangewachsen, die sie in der jüdisch-christlichen Tradition bis heute hat. Sie ist der Zentralort der Zukunftszuversicht, der christlicherseits nur noch vom österlichen Christusereignis überstiegen wird. Dabei sollte nicht übersehen werden, dass der suchende Blick der Beter nach einem Ankerplatz der Sicherheit für das Leben „geschichtlich“ weit darüber hinaus geht. Wo immer die Schöpfung erwähnt wird, darf als mitschwingendes Element beachtet werden, dass Jahwe ihr Urheber und so ihre Garantie- und Gewährsmacht ist. „Mag wanken die Erde samt allen, die auf ihr wohnen; * ich selber habe ihre Säulen fest gegründet“ (Ps 75,4). Die etablierte Einleitungsformel vieler religiöser Feiern: „Unsere Hilfe ist im Namen des Herrn, * der Himmel und Erde gemacht hat“ (Ps 121,2; 124,8) kann unseren Blick in diese Richtung schärfen und unser gebetete Hoffnung stärken.

    Psalm 117

    Huld und Treue als poetischer Erinnerungsort

    Ein zentraler poetischer Erinnerungsort – um die Begrifflichkeit von Markschies und Wolf aufzugreifen -, für diese Gottes-Versicherung ist die Ansage, Jahwe sei ein Gott der Huld und Treue. Das heute wohl nur noch wenig vertraute Wort Huld wird in unseren Übersetzungen teilweise auch durch andere Worte, z.B. Liebe, wiedergegeben. Dieser Versuch, das eine hebräische Wort „Chesed“ durch verschiedene Übersetzungen zu variieren, verschleiert ein wenig die eindrückliche Häufigkeit und damit das Gewicht des hebräischen „Chesed“ im Psalter. Der Begriff „Treue“ wird schon im Hebräischen immer wieder variiert oder aufgedröselt, indem die bleibende Zuverlässigkeit des Handelns Jahwes angesprochen wird, etwa in der Formel „… denn deine Huld währt ewig“.

    Die „Chesed“ Jahwes erschließt sich nicht, wenn wir einfach vom inhaltlichen Klang des Wortes heute ausgehen. Der unmittelbare Kontext innerhalb der Psalmen ist da klärender. In Psalm 77,6.8-10 z.B. heißt es:

    Ich denke nach über die Tage von einst, *
    über urlängst vergangene Jahre. …

    Wird der Herr denn auf ewig verstoßen *
    und niemals mehr erweisen seine Gunst?

    Hat seine Liebe[3] für immer ein Ende? *
    Ist es aus mit seinem Wort für alle Geschlechter?

    Hat Gott vergessen, daß er gnädig ist? *
    Hat er im Zorn sein Erbarmen verschlossen?

    Wenn ich die obigen Verse insgesamt betrachte, dann wird Huld als Zuwendung charakterisiert. Jahwe hat sie dem Beter in oder seit „urlängst vergangenen Jahren“ erwiesen; die Gegenwart wird dagegen als Abwendung Gottes erfahren. Näher wird die Huld mit Worten wie „Gunst“, „Liebe“, „gnädig“, „Erbarmen“ eingekreist.

    Im weiteren macht derselbe Psalm 77 deutlich, dass Huld keine abstrakter Begriff oder dass sie eine rein innerliche Haltung ist. Sie umschreibt vielmehr ein sehr konkretes Handeln Jahwes zugunsten des Menschen. Der Psalm spricht von „Taten“, „Wundern“, „Werken“, „Macht(erweisen)“, um schließlich noch konkreter die eine, die besondere (Groß-)Tat der Befreiung aus Ägypten in den Erinnerungsblick zu rücken. Das rettende Wunder am Schilfmeer (Verse 17-21) wird dann ausgemalt mit einem großen Gewitter. Das ist ein Szenario, das so gelegentlich auch für die Schöpfungstat oder den Bundesschluss am Sinai verwandt wird.

    Ich denke an die Taten des Herrn, *
    gedenken will ich deiner einstigen Wunder!

    Ich erwäge all deine Werke, *
    und über deine Taten sinne ich nach. …

    Du bist die Gottheit, die Wunder tut, *
    unter den Völkern tatest du kund deine Macht.

    Du hast mit deinem Arm dein Volk erlöst, *
    die Kinder Jakobs und Josefs. (Ps 77,12-16)

    Huld und Treue Jahwes scheinen dem Psalter eine so wichtige Ansage zu sein, dass er diese beiden Worte zu einem ganzen Psalm macht, mit zwei Versen dem kürzesten des gesamten Psalters (Ps 117). Nach dem Aufgesang in Vers 1 beschränkt er sich auf den „springenden Punkt“ der Huld und Treue. Spitz gesagt: Dieser Vers ist „in nuce“ der ganze Psalter der 150 Psalmen.

    Denn mächtig waltet über uns seine Huld, *
    die Treue des Herrn währt in Ewigkeit.

    Das reicht als Psalm, - als ein ganzer, vollständiger Psalm, - vielleicht könnte man sogar sagen: als der gesamte Psalter mit seinen 150 Liedern.

    Die Zusammenstellung von Huld und Treue als Charakteristika Jahwes sind in den Psalmen insgesamt relativ so häufig, dass man sie fast als Namensdeutung des Gottesnamens verstehen könnte: „Ich bin, der ich (handelnd für dich da) bin.“ Oder sprachlich (poetisch?) ein wenig weiter gespielt: „Ich bin der, der dir Gutes tut. / Ich bin der, der dir gut tut“, … und umgekehrt vom Menschen zu Gott hin fast als Bekenntnis und Kurzgebet: „Du tust gut.“

    Weil Huld und Treue so tief in Gott verankert sind, können sie als Gebetsworte poetischer Erinnerungsort für jegliches Ereignis in Zeit und Vorzeit und für jede gute Erfahrung im Leben der Menschen werden. Psalm 136 und Psalm 107 sind dafür gute Beispiele. Die frühere Hulderfahrung wird ins Heute hineinerinnert und für das Morgen beschworen. Der Beter nimmt Gott beim Wort und bei seinen Taten, … oder zugespitzter noch: der Beter bestürmt Gott bei seiner Identität. „Du Gott der Huld und Treue, sei du selbst.“

    Herr, wo sind die Taten deiner Huld[4] von einst? *
    Du hast doch David bei deiner Treue geschworen! (Ps 89,50)

    Albert Altenähr
    2017-06-30

     

    [1] Christoph Markschies (Hg.), Hubert Wolf (Hg.), Erinnerungsorte des Christentums, München 2010.

    [2] A.a.O., 10-27

    [3] Im Hebräischen steht das Wort „Chesed“. Die Einheitsübersetzung gibt es mit „Huld“ wieder, während Münsterschwarzach „Liebe“ als Übersetzung wählt.

    [4] Der hebräische Text hat anstelle des interpretierenden „Taten deiner Huld“ den schlichten Plural „deine Hulden“.

  • Psalmen wundern sich (Gedicht-Impuls)

    Psalmen wundern sich

Termine

So., 28.04.2024 - 5. Sonntag der Osterzeit

08:00 Frühmesse (Zelebrant und Prediger: P. Oliver)
10:30 Hochamt (Hauptzelebrant und Prediger: P. Oliver), anschließend: Sonntagskaffee im Egilhardussaal 

Mai 2024

Mi., 01.05.2024

20:00 Komplet, anschließend Einübung ins Jesusgebet und Eutonie

Fr., 03.05.2024 - Herz-Jesu-Freitag

10:30 -11:50 Stille sakramentale Anbetung

So., 05.05.2024 - 6. Sonntag der Osterzeit

08:00 Frühmesse (Zelebrant und Prediger: P. Friedhelm)
10:30 Hochamt (Hauptzelebrant: P. Friedhelm, Predigerin: Lioba Buscher), anschließend: Früschoppen und Erbsensuppe im Egilhardussaal 

Di., 07.05.2024

19:00 Bibelgespräch
20:00 Komplet

weitere Termine und Übersicht

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zu Gast

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