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Weite,

  • 60 Jahre Psalmen - Ein Rückblick in die Zeit vor mir

    60 Jahre Psalmen

    Als ich vor 40 Jahren einen Mitbruder meiner Heimatabtei fragte, ob er in die weitere Zukunft mein Beichtvater werden könnte, wunderte er sich, denn er gehörte eher zu den handfesten Mönchen des Hauses als zu den hoch spirituell angesehenen. „Sicher, ich habe mal die ganze Bibel gelesen,“ bekannte er, „aber ich lebe aus sehr wenigen ihrer Passagen und Worte.“ Ich habe nie bei diesem Mitbruder gebeichtet; denn am folgenden Morgen starb er vollkommen unerwartet.

    Unser Gespräch war sein letztes. Das gerade wiedergegebene Wort wurde unerwarteterweise ein Vermächtnis. Es geht mir immer mal wieder durch den Kopf, wenn ich mich nach meinem Gottesbild und den Grundzügen meines Glaubens frage.

    Ist mein Glaube noch der der klösterlichen Anfänge vor 60 Jahren? Hat sich mein Glaube entwickelt? Gibt es eine Quelle, aus der sich die Entwicklung speiste? Wo stehe ich heute mit nahezu 80 Lebensjahren? Wie schaue ich dem wohl nicht mehr allzu fernen Ende entgegen?

    David Harfe

        1. Ein Leben mit Psalmen

    Erst im Kloster lernte ich die Psalmen kennen. Wir beteten sie damals lateinisch. Sie waren anfangs eher die stolze Bestätigung meiner schulischen Lateinkenntnisse. Eine spirituelle Quelle waren sie noch nicht. Das Lateinische war nicht die vertraute Muttersprache, in der ich dachte, lebte und träumte. Auch im Theologiestudium dominierte vorwiegend der intellektuellugang den Umgang mit den Psalmen.

    Mit dem Wechsel nach Kornelimünster vor 40 Jahren traten die Psalmen neu an mich heran. Wir beteten sie hier auf Deutsch. Mit der Überwindung der Sprachschwelle war auch die emotionale Zugangsschwelle niedriger geworden. Zudem war ich als Abt herausgefordert, den Brüdern spirituell etwas zu knabbern anzubieten. Und was bot sich da Näherliegendes an als die Psalmen, die wir alle kannten, aber doch vielleicht eher als asketische Pflichtkost, aber nicht als Lust schenkende Edelspeise.

    Nun, als edle Speise habe ich sie auch da noch nicht genossen. Es war mehr die Verwunderung, dass diese uralten Texte die Jahrhunderte hindurch nie aufgegeben wurden, selbst wenn sie nicht zu jeder Zeit und jedem ihrer Beter ihren tiefen Geschmack geschenkt haben werden. Diese Texte müssen etwas haben, das sie unverwüstlich macht. Was ist das?

    Eine sehr allgemeine und sicher bruchstückhafte Antwort war mir die Erkenntnis, dass die Psalmen nicht glattgebürstet fromm sind. Sie sind keine braven Texte, die von Himmelsseligkeit triefen und in Gottgefühligkeit entführen. Es sind Menschentexte aus dem Menschenleben, das nicht immer schmeckt und mehr als einmal sehr schwierig sein kann. Die Nöte der Beter von vor 2500 Jahren mögen in concreto andere gewesen sein als jene, die mich umtreiben. Es ist aber die generelle Tatsache der offenen Fragen, die mich Heutigen mit den Alten verbindet. Das war und ist ermutigend für meinen eigenen Stolperweg den Gottesberg hinauf. Ich muss nicht erst heilig sein, um dann beten zu dürfen und zu können.

    Auf diesem Weg mit den Psalmen entdeckte ich peu à peu meineWorte, d.h. jene, die mir wichtig wurden und so stärkende Nahrung für den Tag, eine längere Zeit und überhaupt. Sie sind wie Perlen im Acker, die zu finden alle Mühe lohnt (vgl. Mt 13,44ff) und den, der sie gefunden hat, strahlen lassen. Der kleine Prinz Antoine de Saint-Exupéry‘s findet dafür das schöne Wort: Es macht die Wüste schön, dass sie einen Brunnen birgt.

        1. Er führte mich hinaus ins Weite …“ (Ps 18,20)

    Schon in meinen Vor-Kornelimünsteraner Jahren war mir Psalm 18,20 ein wichtiges Wort geworden: „Er führte mich hinaus ins Weite, er befreite mich, denn er hatte an mir Gefallen.“ Es war wohl das Wort von der Weite des Herzens im Prolog der Regel Benedikts (V 49), das meinen frühen Blick auf Psalm gelenkt hat. In den Schlussversen des Regelprologs wird der Mönch zum langen Atem eingeladen, … und ich hatte die Mahnung zur Geduld notwendig, weil ich als Neuling im Kloster keineswegs der Mönch war, der ich nach meiner Vorstellung vom perfekten Mönch mit dem Stichtag des Klostereintritts hätte sein sollen. „Wer im klösterlichen Leben fortschreitet, dem wird das Herz weit, und er läuft im Glück der Liebe den Weg der Gebote Gottes“ (RB Prolog 49). Es ist für mich ernüchternd gewesen zu erfahren, dass ich eigentlich immer nur ein „Mönch im Werden“ bin und das ein Leben lang bleibe. Da braucht es immer neu die Medizin der Ermutigung.

    Die Erfahrungen des Zweiten Vatikanischen Konzils, das Studium in der multinationalen Gemeinschaft unseres römischen Studienhauses und später die bunte Vielfalt der Kongregation von Subiaco, die mich benediktinisches Mönchtum in allen möglichen und unmöglichen Akzentuierungen erleben ließen, weiteten mein Gottesbild und die Vorstellungen, wie Gott geht. Es gibt nicht nur meine (immer) enge Sicht des richtigen Mensch-, Christ- und Mönchseins.

    Spät – aber das ist inzwischen auch Jahre her – begegnete mir in einem Gedicht von Nelly Sachs das Bild vom Meenschen (= Adam), der von Gott wie Dünengras am ewigen Meer gepflanzt wurde1. Die Mahnung des Gedichtes, nicht wie „Salat im Hausgarten“ satt und selbstzufrieden dahinzuleben, ist mir zu einem herausfordernden Stachel in der Alltagsroutine geworden

    In all dem ist die regelmäßige Medizin wiederkehrender Psalmworte Erinnerung und Ermutigung den Weg der Weite im jeweils nächsten Schritt weiterzugehen.

    Ps 18,37 Du schaffst meinen Schritten weiten Raum, *
    meine Knöchel wanken nicht.

    Ps 25,17 Die Enge meines Herzens mach weit, *
    führ mich heraus aus meiner Bedrängnis.

    Ps 31,9 Du gabst mich nicht in die Hand des Feindes, *
    du führtest meine Schritte ins Weite.

    Ps 118,5 Aus der Bedrängnis rief ich zum Herrn. *
    Der Herr erhörte mich und führte mich ins Weite.

    Ps 119,32 Ich eile voran auf dem Weg deiner Gebote, *
    denn mein Herz machst du weit.

    Ps 119,45 Ich schreite aus ins Weite, *
    denn ich frage nach deinen Befehlen.

    Ps 119, 96 Ich sah die Grenze aller Vollendung, *
    dein Gebot aber ist von unendlicher Weite.

        1. „… wir aber rufen den Namen des Herrn...“
          Ps 20,8

    Die Ernüchterung des 40-jährigen, der mit Träumen von zahlenmäßig blühender Größe die Aufgabe des Abtes in einer kleinen Abtei begann, fand in einem Vers der Samstag-Komplet das Netz, das ihn auffing und immer wieder auffängt: „Diese kommen mit Wagen und jene mit Rossen, * wir aber rufen den Namen des Herrn, unseres Gottes“ (Ps 20,8).

    Das Bild von Rossen und Wagenbzw. von Rossen und Reitern ist uns biblisch aus derErzählung vom Untergang des ägyptischen Heeres am Roten Meer geläufig (Ex 14f). Gar nicht so selten begegnete mir gegen diese Erzählung ein Einwand, ja eine gewisse Empörung. Wie kann Gott die armen Ägypter und die nun wirklich ganz und gar unschuldigen Pferde so rach- oder strafsüchtig in den Fluten umkommen lassen?

    Dabei wird übersehen, dass Pferde bis nahezu in die Neuzeit keine Arbeitstiere, geschweige denn Freizeittiere waren. Sie waren buchstäblich Kampf-Rosse und zusammen mit den Streit-Wagen militärische Hochrüstung par excellence. Die malerischen berittenen Garden traditionsbewusster Staaten dokumentieren bis heute den Stolz „Wir sind wer!“ Und das „hohe Ross“, auf dem man sitzt – oder von dem man runterfällt, spricht auch heute noch von Macht und Erfolg.

    Ps 20,8 spricht eine andere Sprache. Nicht irdische Macht, Größe, Erfolg sind der Maßstab gelungenen Lebens, sondern die Einwurzelung „im Namen des Herrn“. Vielleicht könnte man es so umschreiben: Ich bin nicht wer, weil ich wasbin, sondern ich bin wer, wenn ich werbin. Ich bin nach meiner Authentizität gefragt, nicht danach, ob ich ein „Könner“ bin, der Imponierendes, das etwas ist, in die Welt gesetzt hat. Damit wird nach dem gefragt, ob etwas und was hinter der großen Fassade ist.

    Das ist ein starker Spiegel der Ehrlichkeit. Wenn ich vor ihm stehe, dann dann werde ich ziemlich klein, denn er leuchtet deutlich meine Fragilität aus. Aber er lässt auch aufscheinen, dass „wer“ hinter mir steht, und das wiederum macht mich innerlich stark.

    Ps 33,16f Kein König kann sich helfen durch die Größe des Heeres, *
    kein Held sich retten durch große Stärke.
    Nichts nützt das Ross zum Sieg, *
    trotz seiner großen Kraft kann es nicht retten.

    Ps 147,10 Keine Freude hat er an der Kraft des Pferdes, *
    kein Gefallen am schnellen Lauf des Mannes.

        1. Du bist ein Gott der Huld und Treue“
          (oft in den Psalmen)

    Der umfassende Schlüssel für mein Psalmenverständnis wurde die häufige Verbindung von Huld und Treue als Wesensaussage über den alttestamentlichen Gott. Das hebräische CHESED wird in unseren Übersetzungen nicht kontinuierlich mit Huld übersetzt, sondern oft durch andere Worte wiedergegeben, z.B. Liebe, Barmherzigkeit, Wohltaten u.ä.2 Insofern hat es seine Zeit gedauert, bis ich die zentrale Spur der Huld Gottes in den Psalmen erkannte und aufnahm.

    Was ist die Huld Gottes, wie sie sich in den Psalmen präsentiert? Es ist das Wohlwollen, das Gottes Wesen ausmacht. Er will dem Menschen,... er will mir gut, … er tut mir Gutes, … er tut mir gut. Das klingt bis in den weihnachtlichen Gesang der Engel über den Feldern Betlehems hinein: „… Friede den Menschen, denn Gott will ihnen gut.“

    Diese wohlwollende und wohltuende Zuwendung als Gottes innerstes Wesen wird durch die hinzukombinierte Aussage seiner Treue noch unterstrichen. Gott gäbe seine Identität auf, wenn er anders als voller Wohlwollen agieren würde. „… denn seine Huld währt ewig, … deine Huld ist unzerstörbar, … deine Huld steht!“ ist der beschwörende und zugleich freudige Refrain z.B. in Psalm 136. Gott ist sich selbst rundum treu. Das lässt seine Huld den Felsen sein, auf den ich bauen kann.

    Dass ich in dieser Summe meines Psalmenverständnisses wohl nicht ganz verkehrt liege, deutet sich mir im kürzesten Psalm des ganzen Psalters an, in Psalm 117. Er hat nur zwei Verse. Der erste Vers ist der Auftakt, der zweite die Ansage. Für den Verfasser dieser zwei Verse sind die wenigen Worte die ganze Theologie, … der ganze Glaube, … alles, was es zu Gott zu sagen gibt. Irgendwie kommt es mir vor wie eine Übersetzung des Gottesnamens in das bejahende Amen des Menschen: „Ich bin der, der da ist. - Ja, du bist schlechthin Huld und Treue.“

    Mehr braucht es nicht. Alles darüber hinaus wäre nur noch Ausfaltung dieser Kernaussage.

    Lobet den Herrn, alle Völker, *
    preist ihn, alle Nationen!

    Denn mächtig waltet über uns seine Huld, *
    die Treue des Herrn währt in Ewigkeit.“

        1. Herrlichkeit

    Erst in jüngerer Zeit hat sich gewissermaßen als Summe der aufgezählten Psalmenerfahrungen das Stichwort Herrlichkeit hinzugefügt. Hintergrund war wohl die Altersfrage: Was erwarte ich eigentlich „danach“, d.h. nach dem Tod (… immerhin bin ich schon fast 80!...)?

    Wenn ich es recht nachdenke, dann ist mir der Begriff Herrlichkeit nicht speziell in den Psalmen aufgeleuchtet, sondern eher im kirchlichen Liedgut, im allgemeinen Verkündigungssprech und auch in der Alltagssprache.

    Wenn ich jetzt aber sagen sollte, was denn Herrlichkeit ist, … was etwas auszeichnet, dass ich es herrlich nenne, dann gerät mein Denken und Sprechen ins Stolpern. Es ist und bleibt ein abstraktes Wort, das in keiner Erfahrung wirklich griffig, geschweige denn end-gültig ist.

    Beim Suchen nach benachbarten Worten, die weiteres Licht auf den irgendwie schwammig-unscharfen Begriff Herrlichkeit werfen, finde ich z.B. Licht, Glanz, Großartigkeit, die gewichtige Bedeutung, ja auch die oftmals negativ konnotierte Furchtbarkeit3. Aber auch alle diese Begriffe bleiben im Vagen und bringen Herrlichkeit nicht auf einen eindeutig umrissenen Punkt.

    Genau diese Unschärfe aber ist es, die Gottes Faszination ausmacht. Er ist mehr als jedes einzelne und mehr als die Summe von allem. Es ist diese mystische Dimension, die sein Wesen ausmacht. Sie löst alles Vereinzelte / klar Umgrenzte auf und fängt es zugleich in einem Ganzen ein. Das macht Gott „gefährlich“ für jeden Menschen – also auch für mich -,... jede irdische Institution – also auch für die Kirche -, … jede sich absolut und verbindlich setzende Lehre – also auch für die Dogmatik. Er ist ein Gott, der Grenzen sprengt. Der Prophet, der solches zu sagen wagt, und der Mystiker, der so träumt, ist ein Stachel in jeder etablierten Religion. Sie stellen die Machtfrage an die Amtsträger und die Feuerfrage an die, die sich eingerichtet haben.

    Mir persönlich kristallisiert sich die Herrlichkeit Gottes in die Endzeitvisionen der neuen, goldenen Stadt Jerusalem von Jesaja 54,11-17, Tobit 13,15-18 oder Offenbarung 21,10-14.18-23 hinein. So unirdisch diese Bilder sind, soviel Impulskraft haben sie gegen die Grau- und Anthrazittöne der tagtäglichen Alltage und der zunehmenden Erfahrung der Altersgrenzen.

    Offb 21,22fEinen Tempel sah ich nicht in der Stadt.
    Denn der Herr, ihr Gott,
    der Herrscher über die ganze Schöpfung,
    ist ihr Tempel,
    er und das Lamm.
    Die Stadt braucht weder Sonne noch Mond,
    die ihr leuchten.
    Denn die Herrlichkeit Gottes erleuchtet sie,
    und ihre Leuchte ist das Lamm.

    Ps 57,6 u. 12 Erhebe dich über die Himmel, o Gott! *
    Deine Herrlichkeit überstrahle die ganze Erde!

    Tanz Harfe David045 a

    Albert Altenähr
    2020-06-03

    1Nelly Sachs, Lange haben wir das Lauschen verlernt.

    2Martin Buber ist da konsequenter. Er übersetzt durchgehend „Huld“.

    3Wenn Gott als „furchtbar in seinen Taten“ beschrieben wird, dann lese ich das inzwischen als eine positive Aussage. Er wird damit nicht als ein „Gott zum Fürchten“ beschrieben, sondern als ein Gott, der außerordentlich beeindruckend ist.

  • Ich träumte DICH (Gedicht-Impuls)

    Franziskus Ich träumte DICH

Termine

So., 24.03.2024 - Palmsonntag

08:00 Frühmesse (Zelebrant und Prediger: P. Oliver)
10:30 Hochamt (Hauptzelebrant und Prediger: P. Oliver) anschließend: Sonntagskaffee im Egilhardussaal
17:30 Evensong

Do., 28.03.2024 - Gründonnerstag

20:30 Uhr Messe vom Letzten Abendmahl (Hauptzelebrant und Prediger: P. Oliver )
anschließend Anbetung (bis 23:00 Uhr)

Fr., 29.03.2024 - Karfreitag

06:30 Uhr Feierliche Kar-Metten
12:00 Uhr Mittagshore
15:00 Uhr Feier vom Leiden und Sterben unseres Herrn Jesus Christus. (Zelebrant und Prediger: P. Friedhelm)
19:30 Uhr Komplet

Sa., 30.03.2024 - Karsamstag

06:30 Uhr Feierliche Kar-Metten.
22:30 Uhr Feier der Osternacht (Zelebrant und Prediger: P. Oliver )

So., 31.03.2024 - Ostersonntag

08:00 Uhr Frühmesse. (Zelebrant und Prediger:P. Friedhelm)
10:30 Uhr Pontifikalamt.(Hauptzelebrant und Prediger: P. Friedhelm)
17:30 Uhr Feierliche Vesper mit sakramentalem Segen.

weitere Termine und Übersicht

Gottesdienste und Gebetszeiten

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