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Die Benediktiner führen Kornelimünster vital und selbstbewusst ins 21. Jahrhundert

Mensch und Mönch im Leben

Kirchenzeitung des Bistums Aachen, 14.06.2009. Von Markus Vahle.   Am nächsten Sonntag (21. Juni) öffnen zahlreiche Klöster im Bistum Aachen ihre Pforten für Besucher und Neugierige. Auch die Benediktinerabtei Kornelimünster macht mit beim Tag der offenen Klöster.

Abt Friedhelm Tissen OSB (Foto: Markus Vahle)„Im Kloster Gerleve hatten wir mal einen Novizen, der leidenschaftlich viel auf dem Kopierer vervielfältigte. Wir flachsten dann immer, dass wir uns einfach Novizen kopieren würden, falls sie uns irgendwann mal ausgehen sollten.“ Ganz so einfach wie in dieser Anekdote über jenen kopierfreudigen Mitbruder, die Abt Friedhelm OSB (54) von der Benediktinerabtei Kornelimünster aus seiner Novizenzeit in den 70er Jahren im Westfälischen zum Besten gibt, geht es dann freilich doch nicht mit dem Mönchsnachwuchs.

Zumal der Kopierer auch noch häufiger streikt. Wie auch der neue Aufzug anfangs immer wieder seine Macken hatte. Da half auch trotz des Grundsatzes „ora et labora“ kein Beten. Beim Stopp musste der Aufzug sich zunächst einpendeln. Ein Alltagsproblem für Abt und Mönche. Und das „Einpendeln“, das Finden der eigenen Lebensbestimmung gilt dann auch für die Mitfahrenden selbst; erst recht für die, die ernsthaft mit dem Gedanken spielen, in ein Kloster eintreten zu wollen. Der Rat „Drum prüfe, wer sich ewig bindet“ gilt jedenfalls keineswegs nur für Heiratswillige. „Die Frage nach der eigenen Berufung ist immer eine sehr persönliche Angelegenheit. Berufung ist auch stets ein längerer Entwicklungsprozess, das fällt nicht einfach so vom Himmel. Und mit dem Eintritt ins Kloster ist meist auch noch nichts entschieden“, weiß Frater Matthias.

Der heute 49-Jährige entschied sich kurz vor seiner Verbeamtung auf Lebenszeit dafür, sein bürgerliches Leben als Postbeamter aufzugeben und ins Kloster zu gehen. Das war vor mittlerweile 25 Jahren. Nicht wenige, die sich berufen fühlten, verließen jedoch wieder vorzeitig das Kloster. Ein häufiger Grund: Das Sich-Fügen in das Geflecht von Abhängigkeiten und Verbindlichkeiten, die eine Mönchsgemeinschaft bestimmen, macht mehr Probleme, als zunächst gedacht.)

Die Ordensgemeinschaften, auch die Mönche von Kornelimünster, suchen angesichts fast chronischen Nachwuchsmangels nach entsprechenden Erfolgsrezepten. Dabei haben sie jetzt im 21. Jahrhundert der Gesellschaft durchaus noch viel zu sagen. Mit ihrer bereits vor vielen Jahren weitsichtig getroffenen Entscheidung, das Kloster schrittweise zu einem Ort der Glaubensbegegnung mit Gästebetreuung umzubauen und zu erweitern, haben die Benediktinermönche von Kornelimünster eine wichtige Investition in die Zukunftsfähigkeit ihres Hauses getätigt.

Auch vor der neu und einladend gestalteten Klosterpforte der Abtei Kornelimünster mit ihren gerade mal acht Mönchen haben die Zeichen der neuen Zeit folglich nicht Halt gemacht. Man war schon immer ein wenig kleiner als andere Benediktinerklöster, und ist mehr als anderswo auf Zuwendungen und Spenden von außen angewiesen, um das tägliche Überleben zu sichern. „Rein wirtschaftlich betrachtet sind wir jeden Tag ein kleines Wunder“, lacht Abt Friedhelm.

„Die letzten 25 Jahre sind wir relativ stabil geblieben“, sieht Alt-Abt Albert Altenähr, der einst selbst Mönch in Gerleve war, in der vermeintlichen Schwäche auch eine Stärke und eine große Chance für den kleinen Konvent. Die Abtei hatte schon immer einen stark nach außen hin gerichteten, seelsorgerischen Aspekt; Einsiedlerdasein war nie Sache der Inde-Mönche. Ein weiterer Vorteil einer kleinen Klostergemeinschaft: die Bedeutung des einzelnen Mönches wird enorm aufgewertet, da sich das Klosterleben mit seinen täglichen Herausforderungen auf weniger Schultern verteilt. Dadurch steigt freilich auch die Verantwortung für den Einzelnen, die sensible und keineswegs immer konfliktfreie Gemeinschaft nicht unnötig zu gefährden. Eigenbrötler und Profilneurotiker sind im Kloster denkbar fehl am Platz. Mönchsein ist auch eine Frage der Teamfähigkeit.

Längst ist den Benediktinermönchen bewusst, dass es auch für sie, obwohl ihre Kongregation bereits seit nunmehr anderthalbtausend Jahren besteht, keinerlei Bestandsgarantien gibt, sofern man nicht den Mut zur Zukunft und zur Veränderung hat. Man sei durchaus in einer schwierigen Lage, räumt der Abt im Gespräch freimütig ein. Die Mönche sehen sich heute weniger als Kulturträger wie im Mittelalter, sondern als Glaubensträger. Das Gelübde zur Stabilitas ist auch heute noch, neben der Liturgie, einer der tragenden Grundpfeiler der Kongregation. Abt Friedhelm ist davon überzeugt: „Die beste Weise, für Nachwuchs zu sorgen, ist das Leben von Nachfolge“. Gelebte Nachfolge müsse nach außen wirken, ansteckend und einladend sein, getreu dem Bibelwort: „Kommt und sehet!“

 
    

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