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Rundbrief zum 25. Juli 2007

Liebe Freunde,
liebe Freunde der Abtei Kornelimünster!

In diesem Jahr kommen für mich einige Jahrtage zusammen, die außerhalb der Klöster oftmals zu größeren Festen Anlass geben: der 65. Geburtstag, 40 Jahre Priesterweihe, 25 Jahre Abtsbenediktion. In der Außenwahrnehmung ist wahrscheinlich das silberne Abtsjubiläum der markanteste dieser Tage. Ich habe darum gebeten, all diese Gedenktage in das jährliche “Familienfest” des “Tages der Freunde” am 5. August einzubetten.

Solche Jahrgedächtnisse kommen natürlich nicht plötzlich, sondern sind vorhersehbar. Sie regen zeitig an, darüber nachzudenken, was sie bedeuten können und in welcher Weise sie etwas auf den Punkt bringen und welchen Punkt sie setzen können und wollen.

Vor ziemlich genau zwei Jahren habe ich mich entschlossen, im Zusammenhang mit den runden Jahrtagen 2007 vom Abtsamt zurückzutreten. Ich habe diesen Entschluss zunächst mit dem Präses unserer Kongregation besprochen und die Mitbrüder vor 1 ½ Jahren informiert. Im Lauf des letzten halben Jahres habe ich Bischof Mussinghoff und einige weitere Offizielle, die die Nachricht nicht erst durch diesen Brief oder die Presse erfahren sollten, informiert. Das Rücktrittsgesuch habe ich im Mai Abtpräses Bruno Marin bei einer Tagung in Montserrat übergeben.

Die oben genannten Jahrtage sind nach meinem Dafürhalten ein passabler äußerer Anlass, über einen Rücktritt nachzudenken. Entscheidender ist für mich die Überlegung gewesen, nicht erst zurückzutreten, wenn die Kraft ausgelaugt ist, … und auch die Kraft zum Rücktritt vielleicht schon nicht mehr gegeben ist. Ich wollte und will in freier und eigener Entscheidung den Schritt tun.

In 25 Jahren konnte ich zusammen mit meinen Mitbrüdern sicher einiges auf den Weg bringen. So sehr ich mich noch fit fühle, so sehr sehe ich auch, dass mein Beharrungswille zunimmt. Zukunft braucht aber immer jemanden, der vorausdenkt und vorausgeht. Das ist die Chance der Jüngeren. Ihnen will ich diese Chance geben, Zukunft zu gestalten, denn es ist mehr noch ihre Zukunft als die meine.

In den vergangenen 25 Jahren habe ich Fähigkeiten in mir entdeckt, die ich nicht vermutet hatte. Gleichzeitig sind mir Grenzen bewusst geworden, über die ich nicht hinwegsteigen konnte. Vor allem musste ich den langen Atem entdecken und üben - mit mir selbst und mit Situationen. Hier ist das gelungen, dort weniger.

Ich habe in diesen Jahren viel Unterstützung erfahren. Zuerst muss und will ich meinen Mitbrüdern danken. Was gut gelaufen ist, ist unser gemeinsames Werk. Und wenn mir etwas zugerechnet wird, dann müssen sie unbedingt und unmittelbar mitbedacht werden. Was ist ein Abt, wenn die Mitbrüder ihm nicht zur Seite stehen?

Ich danke meinen persönlichen Freunden und den Freunden unseres Klosters. In diesem Kreis sind die Bischöfe Klaus Hemmerle und Heinrich Mussinghoff und ihre Mitarbeiter in der Diözesanleitung an prominenter Stelle zu erwähnen. Die Propsteigemeinde Kornelimünster und die anderen Pfarrgemeinden der Umgebung, die politischen Gremien und ganz besonders die nahen Nachbarn haben uns stets positiv kritisch angefragt und dadurch gefordert und gefördert. Ohne Ihre wohlwollende Begleitung und Unterstützung, - ohne Ihre Fragen und die Erwartungen an uns stünde die Abtei Kornelimünster nicht so da, wie sie sich heute präsentiert. Sie haben uns immer wieder die Augen dafür geöffnet, dass wir ein Kloster nicht nur in der Welt sind, sondern auch für die Welt. Die Aufgabe “für Sie” dasein zu dürfen, ist Herausforderung und Quelle der Ermutigung und Freude.

Ich zögere nicht, auch den verschiedenen Medien zu danken, die neugieríg und bohrend immer wieder auf uns zukamen, und deren Berichte durchwegs qualitativ hochwertig und gut waren. Ich habe die Begegnung mit den Medien als eine Möglichkeit entdeckt und wahrzunehmen versucht, gute Botschaft zu vermitteln. Manchmal verwundert, aber immer gefreut habe ich mich, wieviel gute Nachricht die Medien in uns Klöstern vermuten und ihren Nutzern nahebringen wollen.

Im Oktober steht bei uns die kanonische Visitation an. Mit dem Präses unserer Kongregation ist abgesprochen, dass mit ihr mein Rücktritt vollzogen wird. Mit diesem Datum gebe ich die Verantwortung für die Abtei in die Hand des Konventes zurück. Er wird dann einen neuen Oberen wählen müssen.

Mit den Mitbrüdern ist angedacht, dass ich für eine gewisse Zeit woanders hingehe, um von meinem bisherigen Amt Abstand zu gewinnen und dem neuen Oberen den Einstieg zu erleichtern. Einzelheiten werden erst mit dem neuen Oberen abgestimmt werden können. Wichtig ist es mir zu betonen, dass ich Mönch von Kornelimünster bin und bleibe. Kornelimünster ist mir Heimat geworden. Seine Zukunft möchte ich in und aus der Reihe der Mitbrüder weiter mitgestalten.

Ich bitte Sie alle um Ihr Gebet für mich selbst und für unsere Klostergemeinschaft. In Zeiten der Umbrüche und Neuanfänge ist das Gebet der große Anker des Lebens in Gott.

Ich freue mich, vielen von Ihnen in wenigen Tagen beim “Tag der Freunde”, 5. August, zu begegnen. Ich wünsche mir, dass es ein Tag ohne große Worte - geschweige denn Reden -, und ohne persönliche Geschenke wird. Ich wünsche mir einen Tag der Zukunfts-Zuversicht. Ich wünsche mir einen Tag “en famille”, - einen Kloster-Familientag.

In dankbarer Verbundenheit
Ihr Abt Albert Altenähr OSB