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Dialogprozess "Heute bei dir"

  • ... vor dir zu stehen und dir zu dienen

     

    ... vor dir zu stehen und dir zu dienen

     eine Reflexion über einen Satz des 2. Hochgebets

    Im zweiten eucharistischen Hochgebet ist mir ein Satz im Lauf der Jahre besonders lieb und wichtig geworden. Im ersten Gebet nach der Wandlung heißt es dort: "Wir danken dir, dass du uns berufen hast, vor dir zu stehen und dir zu dienen." Dieser Satz ist mir ein Schlüsselwort für mein Mönchsein und mein Liturgieverständnis geworden. "... vor Gott stehen und ihm dienen".

    DSC00458 Es ist gut vor dir zu stehen 630x840

     

    Der biblische Hintergrund der Aussage

    Das Wort lässt eine Passage aus dem alttestamentlichen Buch Deuteronomium aufklingen. Darin werden Weisungen für den Auftrag, die Rechte und die Sonderstellung des Stammes Levi unter den elf Bruderstämmen des Volkes gegeben.

    Dtn18,2 Der Stamm Levi soll inmitten seiner Brüder leben, aber keinen Erbbesitz haben. Der Herr selbst ist sein Erbbesitz, wie er es ihm zugesagt hat.
    3 Und das ist das Recht, das die Priester gegenüber dem Volk haben, gegenüber denen, die ein Schlachtopfertier schlachten, sei es ein Stier oder ein Lamm: Man soll dem Priester den Bug, die Kinnbacken und den Labmagen geben.
    4 Du sollst ihm den ersten Ertrag von Korn, Wein und Öl und den ersten Ertrag der Schafschur geben.
    5 Denn der Herr, dein Gott, hat den Stamm Levi unter allen deinen Stämmen dazuausgewählt, daß er im Namen des Herrn dasteht und Dienst tut- Levi und seine Nachkommen, ihr Leben lang.
    6 Wenn ein Levit aus einem deiner Stadtbereiche irgendwo in Israel, in dem er als Fremder gewohnt hat, zu der Stätte kommt, die der Herr ausgewählt hat, und zwar, wann immer er möchte,
    7 und wenn er dann wie alle seine levitischen Brüder, die dortvor dem Herrn stehen, im Namen des Herrn, seines Gottes, Dienst tut,
    8 sollen alle die gleiche Zuteilung erhalten, ohne daß man berücksichtigt, wie groß sein väterliches Vermögen ist.

    Mir sticht ins Auge, dass der Stamm Levi keinen Land-Erbbesitz hat, sondern allein den Herrn als seinen Erbbesitz erkennen soll. Heißt das vielleicht auch, dass er sich aus dem Gerangel der Menschen um Gewinn, Macht, Streitigkeiten und den offensichtlich unausrottbaren Positionskämpfen heraushalten soll? Er lebt eine andere Dimension, die Dimension Jahwes. Diese Dimension soll er im Volk Israel wachhalten.

    Levi ist als landloser Stamm buchstäblich irgendwie arm dran. Er hat nichts, was in der Welt zählt. Da steuert das Buch Deuteronomium dann aber doch gegen. Es gibt dem Volk eine Wert-Schätzung in der Welt-Währung von Abgaben an die Hand. Gott-Gehörigkeit wird umgerechnet in die Dinge, die dem Hirten und Ackerbauer Lebensunterhalt geben. So ist das Auskommen des Stammes Levi gesichert.

    Vom Erbbesitz Gott und den Abgabenrechten des Stammes Levi ist in dem von mir wertgeschätzten Satz des eucharistischen Hochgebets nicht die Rede. Das Hochgebet nimmt nur das dritte Element der alttestamentlichen Vorlage auf, die Aufgabe, zu dem der Stamm bestimmt ist, seine Berufung, die sein Beruf sein soll: vor dem Herrn dazustehen bzw. zu stehen und Dienst zu tun bzw. zu dienen.Dass damit sicher zunächst vor allem derDienst am Altarangesprochen ist, dürfte unbestreitbar sein. Eine "klerikale" Eingrenzung / Einengung (... und entsprechende Ausgrenzung der Nicht-Leviten) ist also in den Blick zunehmen. Die Frage ist aber, ob diese Eingrenzung absolut und zwingend sein muss.

    Ein Vorwort zum Wort"Dienst/dienen"

    Möglicherweise eher subjektiv hat dabei das Verbdienen für mich einen stärkeren negativen Beigeschmack als das SubstantivDienst.Das Substantiv taucht inzwischen in so vielen Wortverbindungen auf, dass es fast schon keinen besonderen Geschmack - auch keinen Bei-Geschmack - mehr hat. Es ist oft nur noch eineService-Leistung. Aber "dienen"..., als Ausdruck einer zwischenmenschlichen Interaktivität..., einer Beziehung zwischen mir und einem anderen Menschen...?

    Der Priester und die Gemeinde

    Wenn ich den Satz "Wir danken dir, dass du uns berufen hast, vor dir zu stehen und dir zu dienen" mit und aus seinem alttestamentlichen Zusammenhang lese, dann höre ich da zunächst einmal eine Eingrenzung des Wir auf die Gruppe und den Stand der Priester und Leviten. "Wir Priester... / Ich, der zelebrierende Priester dieser Feier, danke dir, dass du mich berufen hast,..." Ich vermute, dass in der Zeit der Liturgiereform, als dieses Hochgebet erarbeitet und eingeführt wurde, diese Eingrenzung auf den/die Priester durchaus bewusst oder unbewusst präsent und vielleicht sogar angezielt und gemeint war. Der laute Vortrag des Gebetes sprengt diese Eingrenzung allerdings auf. Das laut gesprocheneWir bezieht nahezu automatisch die hörende Gemeinde in die Gruppe derWirhinein. "Wir, die Gottesdienst feiernde Gemeinde, danken dir, dass du uns berufen hast, vor dir zu stehen dir zu dienen."

    ... dir...

    Ich weiß, dass das eucharistische Hochgebet sich durchgängig an Gott Vater richtet. Er - nicht der Sohn, nicht der Heilige Geist - ist in ihm der Angesprochene. Ob ich mir dessen immer so bewusst bin, ist eine andere Sache. Gott als Adressat macht deutlich, dass Liturgie eine zutiefst vertikale Ausrichtung hat. Sie ist nicht horizontal orientiert.

    Die vertikale Dimension der Liturgie kann anregen, darüber nachzudenken, was wir eigentlich meinen, wenn wir uns immer wieder fragen, ob unsere Liturgien dennbei den Leuten wohl ankommen. So verständlich und auch berechtigt die Frage ist, so sehr kann sie sich in den Vordergrund drängen, so dass Gott als Adressat der Liturgie manchmal hinten runter fällt.

    Der Spannbogen vonBreitenwirkung undTiefenwirkung, von Horizontale und Vertikale, von einem bejubelten Event bis zum Advent des Herrn verlangt immer wieder eine genaue Berechnung der Statik.

    ... stehen...

    Wir danken dir; du hast uns berufen... Ja, wozu hat er uns berufen?... vor dir zu stehen.... ok, aber was ist das? Ist das nicht etwas wenig?

    Da ist kein großes Handeln, keine auffällige action, kein Handlungskonzept, Programm eigentlich nichts wirklich Griffiges angemahnt. Kein ethischer Impuls, kein Welterlösungs- oder nur Weltverbesserungsprogramm. Einfach nur:... vor dir stehen.

    Die Zurücknahme aller Tätigkeit(en) auf ein einfaches Stehen lässt fragen, ob unsere Fragen nach Tätigkeitsprofilen nicht vielleicht zu schnell den Urgrund verlassen und sich in Eintages-Großartigkeiten zu begründen suchen. Sobald sie formuliert sind, sind sie schon von gestern.

    Meine Assoziation führt mir das Bild eines königlichen Thronsaals vor Augen. Um den König haben sich die verschiedensten Offizialen gruppiert. Wir sind berufen, der Hofstaat des Königs zu sein. Mit uns will der König Staat machen. Kann er mit uns Staat machen?

    Biblisch kommt mir die Vision der Geheimen Offenbarung über den himmlischen Gottessaal in den Sinn:

    Offb 4,1Danach sah ich: Eine Tür war geöffnet am Himmel; und die Stimme, die vorher zu mir gesprochen hatte und die wie eine Posaune klang, sagte: Komm herauf, und ich werde dir zeigen, was dann geschehen muß.
    2 Sogleich wurde ich vom Geist ergriffen. Und ich sah: Ein Thron stand im Himmel; auf dem Thron saß einer,
    3 der wie ein Jaspis und ein Karneol aussah. Und über dem Thron wölbte sich ein Regenbogen, der wie ein Smaragd aussah.
    4 Und rings um den Thron standen vierundzwanzig Throne, und auf den Thronen saßen vierundzwanzig Älteste in weißen Gewändern und mit goldenen Kränzen auf dem Haupt.
    5 Von dem Thron gingen Blitze, Stimmen und Donner aus. Und sieben lodernde Fackeln brannten vor dem Thron; das sind die sieben Geister Gottes.
    6 Und vor dem Thron war etwas wie ein gläsernes Meer, gleich Kristall. Und in der Mitte, rings um den Thron, waren vier Lebewesen voller Augen, vorn und hinten.
    7 Das erste Lebewesen glich einem Löwen, das zweite einem Stier, das dritte sah aus wie ein Mensch, das vierte glich einem fliegenden Adler.
    8 Und jedes der vier Lebewesen hatte sechs Flügel, außen und innen voller Augen. Sie ruhen nicht, bei Tag und Nacht, und rufen: Heilig, heilig, heilig ist der Herr, der Gott, der Herrscher über die ganze Schöpfung; er war, und er ist, und er kommt.
    9 Und wenn die Lebewesen dem, der auf dem Thron sitzt und in alle Ewigkeit lebt, Herrlichkeit und Ehre und Dank erweisen,
    10 dann werfen sich die vierundzwanzig Ältesten vor dem, der auf dem Thron sitzt, nieder und beten ihn an, der in alle Ewigkeit lebt. Und sie legen ihre goldenen Kränze vor seinem Thron nieder und sprechen:
    11 Würdig bist du, unser Herr und Gott, Herrlichkeit zu empfangen und Ehre und Macht. Denn du bist es, der die Welt erschaffen hat, durch deinen Willen war sie und wurde sie erschaffen.

    ... dienen...

    Mit den Verbdienenwird das tätigkeitsverhalteneStehen scheinbar dann doch auf Aktivität hin ent-fesselt. Doch ich zögere, es so zu verstehen, dass wir als gute Christen jetzt eifrig und munter drauf los handeln können und sollen.

    Ich lese dasDienenzunächst einmal als Interpretation des gerade genanntenStehens. Vor Gott stehen ist der erste und grundlegende Dienst.

    Dieser Dienst ist Dienst "für dich = für Gott", Gottes-dienst. Es fällt mir auf, dass hier nicht der Mensch, die Schwestern und Brüder in den Blick genommen werden. Es wird nicht gesagt: "Wir danken dir, dass du uns berufen hast, vor dir zu stehen und den Schwestern und Brüdern zu dienen." Dass das hier sonicht gesagt wird, sollte man einfach einmal aushalten und dann auch festhalten, bevor und wenn man zur Tagesordnung der brüderlichen Dienste, der Diakonie übergeht.

    Mir ist dieser selbstverständliche Hinweis wichtig, weil ich selbst ihn leicht und immer wieder für so selbstverständlich halte, dass ich ihn kaum für der Rede wert halte. Was aber der Rede nicht wert ist, ist für den Tod programmiert.

    Der geistliche Einstieg z.B. in Sitzungen mit einer Segensformel oder einer kurzen meditativen Einheit will dem zwar gegensteuern, aber ist er wirklich für die sich anschließenden Diskussionen über "das Eigentliche" prägend oder bleibt er ein separater Vorspann, der sich nicht weiter auswirkt?

    (Anekdotisch steht mir die Sitzung einer Vorbereitungsgruppe für den Katholikentag 1986 vor Augen. In einer heißen Gesprächsphase fragte der Moderator: "Was würde Jesus dazu sagen?" Einer der Kontrahenten fuhr aus der Haut: "Lassen Sie Jesus aus dem Spiel. Es geht hier um Sachfragen."...)

    Ich üb-ersetze das "... dir zu dienen" für mich gerne als "... dir zur Verfügung zu stehen / dir zu Diensten zu sein" oder als "... offen zu sein für deine Fragen an das, was ich jetzt sagen oder tun will." Ich verstehe das Bekenntnis der Dienstbereitschaft für Gott als Ansage einer steten Rückbindung des Tuns an Gott.Es ist auch die Frage an alles Planen, ob ich nicht eventuell meinen eigenen "Vogel" mit dem Heiligen Geist verwechsle.Es geht in diesem Sinn um den Schutz kirchlichen Tuns vor dem Management-Ungeist.

    einKloster-Siegel ;-)

    Ich selbst bin Benediktiner,... ein Mönch. Unsere Ordenstradition pflegt in hohem Maß die Liturgie. Das Chorgebet, der gesungene Choral, eine gewisse alltägliche Feierlichkeit der Gottesdienste gehören zum Bild, das man sich von uns macht. Das wird von manchen nicht nur positiv, sondern auch kritisch gesehen. Wir sind kein sog.tätiger Orden. Das führt dann auch zu Wünschen oder auch Forderungen, wir sollten uns stärker in die Alltagspastoral der Gemeindeseelsorge einbringen. Diese Fragen sind da. Und wir setzen uns auch damit auseinander und suchen nach Antworten. Auch eine Frage unsererseits kann da eine der vielen möglichen Antworten sein.

    Die Frage, die ich ins Nachdenken geben möchte, ist die folgende: Warum ist eigentlich "Kloster" für viele Dinge, die es zu kaufen gibt, ein Qualitätssiegel? Ob Brot, Honig, Käse, Bier, Likör, Wein und was-weiß-ich-noch,... wenn Sie "Kloster" davor setzen, es verkauft sich besser. Warum eigentlich? Es scheint in "Kloster-" einfach eine Qualität angeboten zu sein, die sogar noch über "Bio" hinausgehen könnte.

    Ist vielleicht der Satz des Hochgebetes "Wir danken dir, dass du uns berufen hast, vor dir zu stehen und dir zu dienen" so genuinbenediktinisch-Kloster, dass er Kirche anders macht und präsentiert, als sie gängig wahrgenommen wird. Wäre Kirche ohne das "Kloster- Vor-dir-stehen" und das "Kloster- Dir-zu-dienen" vielleicht ärmer und seelenloser?

    Ich weiß nicht, ob diegängigeAlternative entweder Geht-zu-den-Menschen-Pastoral oder Kommt-her-Pastoral wirklich zielführend ist. Ich verstehe uns Klöster als eine Präsenz-Pastoral unter den Menschen. Wenn wir wirklich authentisch vor Gott und auf ihn hin sind, dann hat das Wirkung über den binnenklösterlichen Tellerrand hinaus. Bei Gott sind wir bei den Menschen.

    Ob wir Klöster tatsächlich diesem Anspruch genügen, ist eine im Konkreten immer wieder berechtigte Frage. Aber der Anspruchan sichsollte nicht aufgeweicht werden. Eine Kirche ohne den Stachel solchen Anspruchs, eine Kirche ohnedenKloster-Touch -... für michnicht nur ein Verlust für die Kirche, sondern schlichtunvorstellbar.

    Albert Altenähr
    2018-09-10

     

    ... vor dir zu stehen und dir zu dienen
    eine Reflexion über einen Satz des 2. Hochgebetes

    Im zweiten eucharistischen Hochgebet ist mir ein Satz im Lauf der Jahre besonders lieb und wichtig geworden. Im ersten Gebet nach der Wandlung heißt es dort: "Wir danken dir, dass du uns berufen hast, vor dir zu stehen und dir zu dienen." Dieser Satz ist mir ein Schlüsselwort für mein Mönchsein und mein Liturgieverständnis geworden. "... vor Gott stehen und ihm dienen".

    Der biblische Hintergrund der Aussage

    Das Wort lässt eine Passage aus dem alttestamentlichen Buch Deuteronomium aufklingen. Darin werden Weisungen für den Auftrag, die Rechte und die Sonderstellung des Stammes Levi unter den elf Bruderstämmen des Volkes gegeben.

    Dtn18,2 Der Stamm Levi soll inmitten seiner Brüder leben, aber keinen Erbbesitz haben. Der Herr selbst ist sein Erbbesitz, wie er es ihm zugesagt hat.
    3 Und das ist das Recht, das die Priester gegenüber dem Volk haben, gegenüber denen, die ein Schlachtopfertier schlachten, sei es ein Stier oder ein Lamm: Man soll dem Priester den Bug, die Kinnbacken und den Labmagen geben.
    4 Du sollst ihm den ersten Ertrag von Korn, Wein und Öl und den ersten Ertrag der Schafschur geben.
    5 Denn der Herr, dein Gott, hat den Stamm Levi unter allen deinen Stämmen dazuausgewählt, daß er im Namen des Herrn dasteht und Dienst tut- Levi und seine Nachkommen, ihr Leben lang.
    6 Wenn ein Levit aus einem deiner Stadtbereiche irgendwo in Israel, in dem er als Fremder gewohnt hat, zu der Stätte kommt, die der Herr ausgewählt hat, und zwar, wann immer er möchte,
    7 und wenn er dann wie alle seine levitischen Brüder, die dortvor dem Herrn stehen, im Namen des Herrn, seines Gottes, Dienst tut,
    8 sollen alle die gleiche Zuteilung erhalten, ohne daß man berücksichtigt, wie groß sein väterliches Vermögen ist.

    Mir sticht ins Auge, dass der Stamm Levi keinen Land-Erbbesitz hat, sondern allein den Herrn als seinen Erbbesitz erkennen soll. Heißt das vielleicht auch, dass er sich aus dem Gerangel der Menschen um Gewinn, Macht, Streitigkeiten und den offensichtlich unausrottbaren Positionskämpfen heraushalten soll? Er lebt eine andere Dimension, die Dimension Jahwes. Diese Dimension soll er im Volk Israel wachhalten.

    Levi ist als landloser Stamm buchstäblich irgendwie arm dran. Er hat nichts, was in der Welt zählt. Da steuert das Buch Deuteronomium dann aber doch gegen. Es gibt dem Volk eine Wert-Schätzung in der Welt-Währung von Abgaben an die Hand. Gott-Gehörigkeit wird umgerechnet in die Dinge, die dem Hirten und Ackerbauer Lebensunterhalt geben. So ist das Auskommen des Stammes Levi gesichert.

    Vom Erbbesitz Gott und den Abgabenrechten des Stammes Levi ist in dem von mir wertgeschätzten Satz des eucharistischen Hochgebets nicht die Rede. Das Hochgebet nimmt nur das dritte Element der alttestamentlichen Vorlage auf, die Aufgabe, zu dem der Stamm bestimmt ist, seine Berufung, die sein Beruf sein soll: vor dem Herrn dazustehen bzw. zu stehen und Dienst zu tun bzw. zu dienen.Dass damit sicher zunächst vor allem derDienst am Altarangesprochen ist, dürfte unbestreitbar sein. Eine "klerikale" Eingrenzung / Einengung (... und entsprechende Ausgrenzung der Nicht-Leviten) ist also in den Blick zunehmen. Die Frage ist aber, ob diese Eingrenzung absolut und zwingend sein muss.

    Ein Vorwort zum Wort"Dienst/dienen"

    Möglicherweise eher subjektiv hat dabei das Verbdienen für mich einen stärkeren negativen Beigeschmack als das SubstantivDienst.Das Substantiv taucht inzwischen in so vielen Wortverbindungen auf, dass es fast schon keinen besonderen Geschmack - auch keinen Bei-Geschmack - mehr hat. Es ist oft nur noch eineService-Leistung. Aber "dienen"..., als Ausdruck einer zwischenmenschlichen Interaktivität..., einer Beziehung zwischen mir und einem anderen Menschen...?

    Der Priester und die Gemeinde

    Wenn ich den Satz "Wir danken dir, dass du uns berufen hast, vor dir zu stehen und dir zu dienen" mit und aus seinem alttestamentlichen Zusammenhang lese, dann höre ich da zunächst einmal eine Eingrenzung des Wir auf die Gruppe und den Stand der Priester und Leviten. "Wir Priester... / Ich, der zelebrierende Priester dieser Feier, danke dir, dass du mich berufen hast,..." Ich vermute, dass in der Zeit der Liturgiereform, als dieses Hochgebet erarbeitet und eingeführt wurde, diese Eingrenzung auf den/die Priester durchaus bewusst oder unbewusst präsent und vielleicht sogar angezielt und gemeint war. Der laute Vortrag des Gebetes sprengt diese Eingrenzung allerdings auf. Das laut gesprocheneWir bezieht nahezu automatisch die hörende Gemeinde in die Gruppe derWirhinein. "Wir, die Gottesdienst feiernde Gemeinde, danken dir, dass du uns berufen hast, vor dir zu stehen dir zu dienen."

    ... dir...

    Ich weiß, dass das eucharistische Hochgebet sich durchgängig an Gott Vater richtet. Er - nicht der Sohn, nicht der Heilige Geist - ist in ihm der Angesprochene. Ob ich mir dessen immer so bewusst bin, ist eine andere Sache. Gott als Adressat macht deutlich, dass Liturgie eine zutiefst vertikale Ausrichtung hat. Sie ist nicht horizontal orientiert.

    Die vertikale Dimension der Liturgie kann anregen, darüber nachzudenken, was wir eigentlich meinen, wenn wir uns immer wieder fragen, ob unsere Liturgien dennbei den Leuten wohl ankommen. So verständlich und auch berechtigt die Frage ist, so sehr kann sie sich in den Vordergrund drängen, so dass Gott als Adressat der Liturgie manchmal hinten runter fällt.

    Der Spannbogen vonBreitenwirkung undTiefenwirkung, von Horizontale und Vertikale, von einem bejubelten Event bis zum Advent des Herrn verlangt immer wieder eine genaue Berechnung der Statik.

    ... stehen...

    Wir danken dir; du hast uns berufen... Ja, wozu hat er uns berufen?... vor dir zu stehen.... ok, aber was ist das? Ist das nicht etwas wenig?

    Da ist kein großes Handeln, keine auffällige action, kein Handlungskonzept, Programm eigentlich nichts wirklich Griffiges angemahnt. Kein ethischer Impuls, kein Welterlösungs- oder nur Weltverbesserungsprogramm. Einfach nur:... vor dir stehen.

    Die Zurücknahme aller Tätigkeit(en) auf ein einfaches Stehen lässt fragen, ob unsere Fragen nach Tätigkeitsprofilen nicht vielleicht zu schnell den Urgrund verlassen und sich in Eintages-Großartigkeiten zu begründen suchen. Sobald sie formuliert sind, sind sie schon von gestern.

    Meine Assoziation führt mir das Bild eines königlichen Thronsaals vor Augen. Um den König haben sich die verschiedensten Offizialen gruppiert. Wir sind berufen, der Hofstaat des Königs zu sein. Mit uns will der König Staat machen. Kann er mit uns Staat machen?

    Biblisch kommt mir die Vision der Geheimen Offenbarung über den himmlischen Gottessaal in den Sinn:

    Offb 4,1Danach sah ich: Eine Tür war geöffnet am Himmel; und die Stimme, die vorher zu mir gesprochen hatte und die wie eine Posaune klang, sagte: Komm herauf, und ich werde dir zeigen, was dann geschehen muß.

    2 Sogleich wurde ich vom Geist ergriffen. Und ich sah: Ein Thron stand im Himmel; auf dem Thron saß einer,

    3 der wie ein Jaspis und ein Karneol aussah. Und über dem Thron wölbte sich ein Regenbogen, der wie ein Smaragd aussah.

    4 Und rings um den Thron standen vierundzwanzig Throne, und auf den Thronen saßen vierundzwanzig Älteste in weißen Gewändern und mit goldenen Kränzen auf dem Haupt.

    5 Von dem Thron gingen Blitze, Stimmen und Donner aus. Und sieben lodernde Fackeln brannten vor dem Thron; das sind die sieben Geister Gottes.

    6 Und vor dem Thron war etwas wie ein gläsernes Meer, gleich Kristall. Und in der Mitte, rings um den Thron, waren vier Lebewesen voller Augen, vorn und hinten.

    7 Das erste Lebewesen glich einem Löwen, das zweite einem Stier, das dritte sah aus wie ein Mensch, das vierte glich einem fliegenden Adler.

    8 Und jedes der vier Lebewesen hatte sechs Flügel, außen und innen voller Augen. Sie ruhen nicht, bei Tag und Nacht, und rufen: Heilig, heilig, heilig ist der Herr, der Gott, der Herrscher über die ganze Schöpfung; er war, und er ist, und er kommt.

    9 Und wenn die Lebewesen dem, der auf dem Thron sitzt und in alle Ewigkeit lebt, Herrlichkeit und Ehre und Dank erweisen,

    10 dann werfen sich die vierundzwanzig Ältesten vor dem, der auf dem Thron sitzt, nieder und beten ihn an, der in alle Ewigkeit lebt. Und sie legen ihre goldenen Kränze vor seinem Thron nieder und sprechen:

    11 Würdig bist du, unser Herr und Gott, Herrlichkeit zu empfangen und Ehre und Macht. Denn du bist es, der die Welt erschaffen hat, durch deinen Willen war sie und wurde sie erschaffen.

    ... dienen...

    Mit den Verbdienenwird das tätigkeitsverhalteneStehen scheinbar dann doch auf Aktivität hin ent-fesselt. Doch ich zögere, es so zu verstehen, dass wir als gute Christen jetzt eifrig und munter drauf los handeln können und sollen.

    Ich lese dasDienenzunächst einmal als Interpretation des gerade genanntenStehens. Vor Gott stehen ist der erste und grundlegende Dienst.

    Dieser Dienst ist Dienst "für dich = für Gott", Gottes-dienst. Es fällt mir auf, dass hier nicht der Mensch, die Schwestern und Brüder in den Blick genommen werden. Es wird nicht gesagt: "Wir danken dir, dass du uns berufen hast, vor dir zu stehen und den Schwestern und Brüdern zu dienen." Dass das hier sonicht gesagt wird, sollte man einfach einmal aushalten und dann auch festhalten, bevor und wenn man zur Tagesordnung der brüderlichen Dienste, der Diakonie übergeht.

    Mir ist dieser selbstverständliche Hinweis wichtig, weil ich selbst ihn leicht und immer wieder für so selbstverständlich halte, dass ich ihn kaum für der Rede wert halte. Was aber der Rede nicht wert ist, ist für den Tod programmiert.

    Der geistliche Einstieg z.B. in Sitzungen mit einer Segensformel oder einer kurzen meditativen Einheit will dem zwar gegensteuern, aber ist er wirklich für die sich anschließenden Diskussionen über "das Eigentliche" prägend oder bleibt er ein separater Vorspann, der sich nicht weiter auswirkt?

    (Anekdotisch steht mir die Sitzung einer Vorbereitungsgruppe für den Katholikentag 1986 vor Augen. In einer heißen Gesprächsphase fragte der Moderator: "Was würde Jesus dazu sagen?" Einer der Kontrahenten fuhr aus der Haut: "Lassen Sie Jesus aus dem Spiel. Es geht hier um Sachfragen."...)

    Ich üb-ersetze das "... dir zu dienen" für mich gerne als "... dir zur Verfügung zu stehen / dir zu Diensten zu sein" oder als "... offen zu sein für deine Fragen an das, was ich jetzt sagen oder tun will." Ich verstehe das Bekenntnis der Dienstbereitschaft für Gott als Ansage einer steten Rückbindung des Tuns an Gott.Es ist auch die Frage an alles Planen, ob ich nicht eventuell meinen eigenen "Vogel" mit dem Heiligen Geist verwechsle.Es geht in diesem Sinn um den Schutz kirchlichen Tuns vor dem Management-Ungeist.

    einKloster-Siegel ;-)

    Ich selbst bin Benediktiner,... ein Mönch. Unsere Ordenstradition pflegt in hohem Maß die Liturgie. Das Chorgebet, der gesungene Choral, eine gewisse alltägliche Feierlichkeit der Gottesdienste gehören zum Bild, das man sich von uns macht. Das wird von manchen nicht nur positiv, sondern auch kritisch gesehen. Wir sind kein sog.tätiger Orden. Das führt dann auch zu Wünschen oder auch Forderungen, wir sollten uns stärker in die Alltagspastoral der Gemeindeseelsorge einbringen. Diese Fragen sind da. Und wir setzen uns auch damit auseinander und suchen nach Antworten. Auch eine Frage unsererseits kann da eine der vielen möglichen Antworten sein.

    Die Frage, die ich ins Nachdenken geben möchte, ist die folgende: Warum ist eigentlich "Kloster" für viele Dinge, die es zu kaufen gibt, ein Qualitätssiegel? Ob Brot, Honig, Käse, Bier, Likör, Wein und was-weiß-ich-noch,... wenn Sie "Kloster" davor setzen, es verkauft sich besser. Warum eigentlich? Es scheint in "Kloster-" einfach eine Qualität angeboten zu sein, die sogar noch über "Bio" hinausgehen könnte.

    Ist vielleicht der Satz des Hochgebetes "Wir danken dir, dass du uns berufen hast, vor dir zu stehen und dir zu dienen" so genuinbenediktinisch-Kloster, dass er Kirche anders macht und präsentiert, als sie gängig wahrgenommen wird. Wäre Kirche ohne das "Kloster- Vor-dir-stehen" und das "Kloster- Dir-zu-dienen" vielleicht ärmer und seelenloser?

    Ich weiß nicht, ob diegängigeAlternative entweder Geht-zu-den-Menschen-Pastoral oder Kommt-her-Pastoral wirklich zielführend ist. Ich verstehe uns Klöster als eine Präsenz-Pastoral unter den Menschen. Wenn wir wirklich authentisch vor Gott und auf ihn hin sind, dann hat das Wirkung über den binnenklösterlichen Tellerrand hinaus. Bei Gott sind wir bei den Menschen.

    Ob wir Klöster tatsächlich diesem Anspruch genügen, ist eine im Konkreten immer wieder berechtigte Frage. Aber der Anspruchan sichsollte nicht aufgeweicht werden. Eine Kirche ohne den Stachel solchen Anspruchs, eine Kirche ohnedenKloster-Touch -... für michnicht nur ein Verlust für die Kirche, sondern schlichtunvorstellbar.

  • Denkanstoß: Gottesdienste f e i e r n

     

    Denkanstoß: Gottesdienstefeiern

     

    2018 10 27 Heute bei dir DialogProzessDSC01671

     

    In der ersten Sitzung der Arbeitsgruppe „Gebet und Gottesdienst“ des Aachener Dialogprozesses „Heute bei dir“ wurden u.a. die Motive erfragt, die die Teilnehmer bewegt haben, sich für diese Themengruppe zu melden. Eine der Wortmeldungen regte mich zum Weiterdenken an.

     

    Einen aus unserer Gruppe motivierte
    für seinen Einsatz das Bedauern,
    dass Gottesdiensten oft
    das Element des Feierns abgehe.

     

    Bei mir ging die Haustür-Klingel.
    Da fragt einer bei mir an:
    Feiere ich Gottesdienste oder tue ich nur so?
    Wie werden sie zu einer Feier?

     

    Die Feier beginnt vor der Feier,
    nicht erst, wenn ich den Kirchenraum betrete.
    Die Minuten in der Sakristei sind wichtig.
    Der Smalltalk dort führt mich ins (N)Irgendwo.

     

    Gib deinen Bewegungen Zeit und Ruhe,
    beginnend mit dem Einzug;
    er ist kein EinLauf mit RundumBlick:
    wie schön dass ihr auch alle da seid: Applaus.

     

    Mach dir immer neu bewusst,
    nicht allein im Was, auch im Wie ist Wirkung.
    Die Botschaft verpufft ins Leere,
    wenn nicht der Bote Botschaft ist.

     

    Die Leute können lesen.
    Sie haben mich schon längst gelesen,
    bevor das erste Wort zu ihnen spricht.
    Sie gehen auf Empfang oder schalten ab.

    Versuch nicht, die Leute zu unterhalten
    mit noch ‘m Text und noch ‘ner Action.
    Überlass das denen von den Fernseh-Shows,
    die können das viel besser.

     

    Sei nicht auf-Teufel-komm heraus modern.
    Nein, im alten, dürren Acker glaube die Perle.
    Lerne ihn lieben, indem du ihn durchschürfst.
    Sei offen für die Überraschung, die du findest.

     

    Und bei allem:
    Hör dich, Israel, hinaus
    in das Geheimnis des Glaubens,
    in dein Zuhause in der Liebe Gottes.

     

    So..., und erst jetzt …, und nur dann
    geh über die Schwelle zu den Menschen.
    Erzähle von dir und der Perle,
    die dir im Herz gewachsen ist.

     

    Das wird ein Fest.
    Du selbst mit dem, was dir geschenkt ist,
    bist ein Geschenk.
    Die Leute werden davon zehren.

    Albert Altenähr
    2018-10-27

  • Die drei unterwegs

    Die drei unterwegs

    Heute bei dir II

    Nachdem die drei Abraham verlassen hatten, wanderten sie durch alle Lande der Welt, durch Zeiten und Jahrhunderte. Als ihre Füße müde geworden waren, erinnerten sie sich an jenen Ort und lenkten ihren Schritt zurück zu dem Zeltschatten von damals.

    Wie hatte sich doch alles verändert! Aus dem Zelt war ein gewaltiger Turm geworden und über seinem Eingang prangte in großen Lettern die stolze Inschrift „The Lords“. Zögerlich trauten sie sich nach dem Abraham von damals zu fragen, doch man kannte ihn nicht. Da sie aber nicht wieder gingen, rief man den Eternity Manager des Wunderbaus, der ihnen sagen sollte, wo es lang ginge und dass sie hier nichts zu suchen hätten.

    Der Manager war ein fein gestylter und in klaren Strukturen denkender Mann, eine echte Führungspersönlichkeit, zugleich aber auch ein durchaus höflicher Mann, … wenn man tat, wie er wollte. Als er ihre Frage nach einem Abraham hörte, der doch hier irgendwo leben müsse, war er so ratlos wie seine Untergebenen zuvor. Doch er hatte ein altes Hausbuch, in dem alles Mögliche festgehalten war. Er blätterte und blätterte und fand schließlich eine Notiz.

    Er schaute aus dem Fenster und wies auf einen Mann in der Ferne hin. „Ich glaube, das ist der, den ihr sucht. Aber sicher bin ich mir nicht. Er ist schon sehr von gestern. Das Heute ist ihm fremd.“

    Palme Mönch210 a

    Die drei gingen und kamen zu dem Alten. Er saß einfach auf seiner Bank, blickte sie kurz an und ließ seine Augen wieder wandern … zu den Ameisen zu seinen Füßen, zu dem leichten Löwenzahnball, der sich im Windhauch auflöste, zu der Wolke am Himmel. Und immer wieder schloss er die Augen, … und lächelte vor sich hin und in sich hinein.

    Ich weiß nicht, was ihr sucht, und ob ich euch weiterhelfen kann. Ich freue mich an Gott und seiner Welt. Das reicht mir. Setzt euch doch.“

    Die drei schauten sich an, hoben die Augengrauen und taten, wozu er sie eingeladen.

    Sie waren angekommen, wohin sie sich auf den Weg gemacht hatten.

     

    Albert Altenähr
    2018-04-27

  • Gottes Dienst an den Menschen - Gebet und Gottesdienst der Menschen

     

    Gottes Dienst an den Menschen

    Gebet und Gottesdienst der Menschen

    zum "Heute-bei-dir"-Prozess im Bistum Aachen

    Ich bin Benediktiner – seit 58 Jahren.

    In der Regel des Ordensgründers findet man den weit bekannten Satz, dass dem Gottesdienst nichts vorgezogen werden soll (RB 43,3). Über seinen unmittelbaren Kontext hinaus – es geht um die Pünklichkeit bei den Gottesdiensten -, gilt der Satz als eine Kernaussage zum Charisma des Ordens: Benediktiner pflegen die Liturgie in ihrer hohen Form. Dieses Kerncharisma klingt auch in dem Motto auf, das man allgemein dem Orden zuschreibt: „Ora et labora – Bete und arbeite“. Die Erwartung, dass die Benediktiner aus diesem Kern heraus vor allem den Gregorianischen Choral pflegen (sollten), gehört ebenfalls zum verbreiteten Verständnis der Menschen, die sich eine Vorstellung von uns machen, … und wir Benediktiner haben uns mehr oder weniger ja auch selbst stark mit den genannten Punkten identifiziert.

    Seit gut einem ¾ Jahr arbeite ich in der Teilprozessgruppe „Gebet und Gottesdienst“ des „Heute-bei-dir“-Prozesses des Bistums Aachen mit.

    Die Gruppe war vom Erfahrungshintergrund, vom fachlichen Wissen, vom Alter, von den Zielvorstellungen etc. sehr heterogen zusammengestellt, ohne dass sie in ihrer Vielfalt – in qualifiziertem Sinn – als repräsentativ für die Bistumsvielfalt genannt werden könnte. Der Auftrag, den „Ist-Zustand“ für Gebet und Gottesdienst zu erheben, war eine Grenze, die zu bedenken ist, wenn man den Ergebnissen der Gespräche gerecht werden will. Lösungsvorschläge zu erstellen oder gar Beschlüsse zu fassen, gehörte nicht zum Auftrag. Eine quasi-wissenschaftliche Erhebung des „Ist-Zustandes“ war vom vorgegebenen Zeitrahmen und von der Zusammensetzung der Gruppe realistisch nicht zu erwarten. Bei allem offenen Blick für das weite diözesane Umfeld sind die Ergebnisse weitgehend sehr persönliche Akzente und Blitzlichter auf dies und das im Themenfeld „Gebet und Gottesdienst“. Ob die Gruppe den Kern der Frage getroffen hat, oder sich in Randfragen verheddert hat, wird sich jeder Teilnehmer und die Gruppe selbst fragen müssen. Entsprechende Fragen von außen an die Gruppe sind berechtigt, ohne dass eine eindeutige Antwort gegeben werden könnte.

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    Mir persönlich fallen drei Punkte auf, die ich als Fragen mit in die Arbeit der Teilprozessgruppe nahm, und von denen zumindest zwei auch während der Arbeit dort eher verstärkt als ausgeräumt wurden.

    Die Frage nach „Gebet und Gottesdienst“ wird anscheinend vorwiegend als Frage gestellt: was kommt wie bei den Menschen an? Gott kommt in der Fragestellung praktisch nicht vor oder wird als so selbstverständlich vorausgesetzt, dass man darüber gar nicht weiter nachdenkt, geschweige denn, dass man ihn zur Sprache bringt.

    Welche Rolle spielt Gott in Gebet und Gottesdienst? Lassen wir ihn selbst als Akteur dabei zu? Spricht er zu uns? Hat er gar das erste Wort, dem wir nur antworten? Oder ist er ein „passiv“ Hörender, vor den wir ausschütten, was uns gerade auf dem Herzen liegt?

    Ist die Frage von Gebet und Gottesdienst wirklich dann gelöst, wenn wir Formen finden, die bei den Menschen ankommen? Müsste die Gottesfrage nicht viel deutlicher gestellt werden, … und zwar an die „Akteure“ auf allen Ebenen von Kirche und eines jeden Gottesdienstes? Es kann nicht in erster Linie und nahezu ausschließlich darum gehen, wie ich Gott „verkaufe“, sondern wer ist dieser Gott, den ich im Gottesdienst feiere, für mich?

    Aus meiner frühen Arbeit mit Jugend-Gottesdienstkreisen begleitet mich die Erinnerung, dass ganz oft als erstes gefragt wurde: welches Thema soll der Gottesdienst haben, und bei dem dies und das der weiteren Arbeit wurde irgendwann auch gefragt, ob es dazu vielleicht eine passende Bibelstelle gebe. Die Bibel war nicht Ausgangspunkt der Überlegungen, sondern Schatztruhe für Belege eigener Thesen. Bis heute erlebe ich eine große Freiheit in Gottesdienst-Vorbereitungen, einen Bibeltext zugunsten eines „ansprechenderen“ modernen Textes zu opfern. „… muss denn wirklich ein Evangeliumsabschnitt drin sein?“

    Die Bibel als Lehr- und Lernbuch für Gott, Gebet und Gottesdienst ist möglicherweise/anscheinend für den Christen ebenso über-selbstverständlich wie die Gottesfrage. Praktisch fällt sie in dieser Selbstverständlichkeit aber mehr und mehr aus dem Blick, reduziert sich nach und nach zu einigen religiös verbrämten Humanitätssätzen, und verfällt zum Steinbruch für mehr oder weniger passende Zitat-Garnierungen eigener Weltrettungsphantasien.

    Größere Resonanz erfahre ich in meinem (klösterlichen) Gottesdienstumfeld und erlebte ich auch in unserer Teilprozessgruppe für das Desiderat von Ruhe und Stille. Ob dabei immer der Unterschied zwischen einzelnen „Stille-Aktionen“ und einer still-ruhigen Gesamtatmosphäre der Gottesdienste bewusst gewesen ist, muss man wohl offen lassen. Eine ruhige Gottesdienstfeier wird offensichtlich als positiver Gegenpol zur hektischen Alltagswelt gesehen. Zitat: „Von einer ganz normalen ruhigen Alltagsmesse ohne jedes Brimborium habe ich mehr als von groß inszenierten Feiern mit allem möglichen Schnick-Schnack.“

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    Im Rahmen ihrer Meister-Klasse bei den Richard-Strauss-Tagen in Garmisch-Partenkirchen (23-28.6.2019) gab die Sopranistin Dame Felicity Lott1 der FAZ (1.7.2019) ein Interview, in dem sie über ihre Arbeit formulierte, was – variiert – auch für die hier verhandelte Frage nach Gebet und Gottesdienst bedenkenswert ist: „Mit den jungen Sängerinnen beim Meisterkurs des Richard-Strauss-Festivals habe sie besonders an einem gearbeitet: ‚Text, Text, Text! Wenn man das Gedicht nicht versteht, begreift man das ganze Lied nicht. Alle Nuancen, alle Doppelbödigkeit... sind bezogen auf den Text. Unsere Zeit ist aber so klangfixiert. Klang und Lautstärke – darauf kommt es den meisten an. Poesie entsteht jedoch im Leisen, in den Zwischentönen‘“2.

    … „Klang und Lautstärke – darauf kommt es den meisten an. Poesie entsteht jedoch im Leisen, in den Zwischentönen.“...

    Ruhe und Stille, die Botschaft der Heiligen Schrift, der dreifaltige Gott sind die Poesie von Gebet und Gottesdienst. Solche Poesie ist einerseits Arbeit, dann aber auch Lust-volles Vergnügen. Diesen Satz mag man belächeln, … man könnte ihm aber auch nachschmecken, … und so an Gott, Bibel, Gebet und Gottesdienst Geschmack finden.

    Ich danke den Mitgliedern unserer Arbeitsgruppe, dass und wie sie mir in ihrer Unterschiedlichkeit ein guter Lernort waren.

     

    Albert Altenähr
    2019-07-04

    2>>https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buehne-und-konzert/richard-strauss-fest-16263378.html?fbclid=IwAR1wUFV8IFmGOt9eeR2BMghFEDo6s6VzARFSgqvw-ZJc7cSoQXJwB1MoWMQ

     

    PS: Auslöser für die obige Reflexion war ein Echo zur Einladung zum Themenforum 2 des Hbd-Prozesses am 29.6.2019 auf der Facebook-Seite des Bistum. Der Kommentator fragte, ob denn wirklich so wenig bei den vielen Gesprächen der Arbeitsgruppen herausgekommen sei, wie ihn die Zusammenfassung vermuten ließ. Die kurze Zusammenfassung bekommt mit einer verkürzenden Wahrnehmung eine weitere Zuspitzung. Meine Überlegungen sind keine "große" Antwort, sondern eine persönliche Teilantwort,... und das auch nur ansatzweise.

     

  • Heute bei dir - I -- Zum Dialogprozess im Bistum Aachen

    Heute bei dir - I

    Zum Dialogprozess 2018 -... im Bistum Aachen

    Ich frage einige Menschen, Normal-Christen, solche und solche Kirchgänger: „Klickt bei Ihnen etwas bei den drei Worten ‚Heute bei dir’?“ Ich frage weiter „Wohin gehen ihre Gedanken, wenn Sie diese Worte auf einem Plakat sehen würden?“

    Bei keinem klickte es und bei der zweiten Frage kamen Antworten wie „Fragen hätte der ja schon mal können, ob’s mir recht ist“ oder „Das ist die Frage der Freundin nach einem Kaffeeplausch miteinander.“ Diese zweiten Antworten gehen schon mal in die richtige Richtung … Setzen wir uns auf ihre Spur.

    Heute bei dir ist die große Überschrift, die der Bischof von Aachen, Helmut Dieser, über den Dialogprozess setzt, den er für unser Bistum initiiert hat. Er will mit diesem Prozess ein Leitbild für die Diözese und ihre Zukunft entwickeln. Natürlich ist es zu früh, um schon irgendetwas zu sagen, was da tatsächlich angestoßen wird, geschweige denn, was dabei herauskommt, und schon gar nicht, was davon umgesetzt werden kann und wird.

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    Das Wort Heute bei dir ist nicht profillos, nicht nichts-sagend. Es ist kein unbeschriebenes Blatt, keine Leerformel, die sich, ohne etwas auszusagen, gut auf einem Plakat macht. Der Dialog unter diesem Wort ist kein Alibi-Mäntelchen, hinter dem sich eine schon längst erstellte weitere Strukturreform der Kirche von Aachen verstecken könnte.

    Heute bei dir ist eine biblische Herausforderung.

    Ja, es ist eine biblische Herausforderung! Die drei Wörter sind aus der bekannten Erzählung von der Begegnung Jesu mit dem Zöllner Zachäus herausgefiltert. Der kleine Zachäus ist auf den Baum geklettert, um einen Blick auf den berühmten Meister zu erhaschen. Ausgerechnet ihn spricht der Rabbi an: „Zachäus komm schnell herunter! Denn ich muss heute in deinem Haus zu Gast sein“ (Lukas 19,5). Heute bei dir ist eine prägnante Einkürzung dieses Satzes aus dem Lukas-Evangeliums.

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    Eine Herausforderung ist das Heute bei dir ganz sicher für Bischof Dieser, der uns dieses Wort präsentiert. Jesus steht bei ihm auf der Matte und stellt ihm die Frage, wie er sein Haus, das Bistum, bestellen wird. Und konkret auf den Dialogprozess bezogen, für den das Heute bei dirLeitwort sein will, ist es die ständige Hintergrundfrage: geht es dir wirklich um mehr als ein weltliches, institutionelles Auf-stellen des Bistums für die Zukunft? Geht es dir wirklich um mich, Jesus Christus? … oder doch nur um Struk-turen, Finanzen und das Verwalten des wachsenden Priestermangels?

    Aber … nicht weniger herausfordernd ist das Heute bei dir für mich / für uns, die wir uns in den Dialogprozess einbringen wollen und einbringen. Wie festgefahren bin ich in dem „guten Alten“ von gestern, das unangetastet ins Morgen hinübergerettet werden sollte? Kann ich über den eigenen Tellerrand hinausschauen? Ist der lokale Kirchturm meine Horizontgrenze? … und: geht es mir wirklich um Jesus Christus, wenn ich mich für dieses oder jenes stark mache?

    Kurz - mit einer anderen biblischen Geschichte -, die beiden Schwestern Martha und Maria, die eine sitzend zu Jesu Füßen und die andere in der Fürsorge für den Gast (Lukas 10,38-42, par.), müssen ins Gespräch miteinander kommen. Jede für sich allein geht in die Irre. Beide Schwestern sind in mir selbst präsent; sie können als zwei Seiten meines Ichs, als die beiden Seelen in meiner Brust gedeutet werden. Sie werden auch im Dialogprozess unseres Bistums anwesend sein. Beide müssen zu Wort kommen dürfen. Beide müssen vor allem mit Jesus selbst ins Gespräch kommen. Das erst wird zu einem fruchtbaren Gespräch der beiden Schwestern miteinander führen.

     

    Albert Altenähr
    2018-02-19
    ... es sind in lockerer Folge weitere Gedanken zum Prozess Heute bei dir angedacht.

    Foto: Egli-Figuren, Zachäus, M.B.

  • Mönch und Kirche

     

    Mönch und Kirche

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    Immer wieder erlebe ich mich als Mönch unter einem Rechtfertigungsdruck. Der Druck tritt von außen an mich heran, sei es von der sogenannten Welt, sei es aus den unterschiedlichsten Kreisen der Kirche. Der Druck kommt von den Mitbrüdern um mich herum, die auf der Suche nach sinnvollen und sie ausfüllenden Aufgaben suchen. Der Druck steigt immer wieder auch aus mir selbst herauf.

    Mönch -, Kloster -, wozu eigentlich1? Was bringt es, Mönch zu sein? Was bringt es der Kirche, dass es Mönche gibt? Ist das Mönchsein mein Privatvergnügen, das den Mitchristen und der Kirche insgesamt gleichgültig bleiben kann, weil es für sie irrelevant ist, …weil sie halt nicht Mönche sind?

    Oft scheinen die von außen Fragenden zufrieden zu sein, wenn man ihnen aufzählt, was die Mönche und ihre Klöster …, was ich, der Mönch, der ihnen Rede und Antwort steht, alles tut. Unsere Tätigkeiten, ob in Schulen, Werkstätten, Exerzitienhäusern, Pfarrgemeinden etc. scheinen hinreichende Legitimierungen für unser Dasein zu sein. Treffen diese Hinweise aber den Kern der Frage? Geben sie Auskunft über das Mönchsein? Oder reduzieren sie unser Mönchsein auf den Maßstab der nachrechenbaren Nützlichkeit?

    Im Bistum Aachen ist ein Gesprächsprozess „Heute bei dir“ angestoßen, der in Kürze in seine Arbeitsphase starten wird. Bischof Dieser hat sich dazu im August in einem langen Live-Chat der Bistums-Website den Fragen der Gläubigen gestellt. Relativ zu Beginn greift der Moderator eine Frage nach den Ordensgemeinschaften auf, die im Vorfeld des Chats hereingekommen ist. „Er formuliert: „Welche Rolle spielen die (Ordensgemeinschaften) in dem Prozess?“ Bischof Dieser hebt hervor, dass sich viele Ordensleute zur Mitarbeit an dem Prozess bereit erklärthaben. Hinzu fügt er ausdrücklich: „… sie (die Ordensleute) beten für uns.“

    Die weiteren Ausführungendes Bischofsbleiben weitgehend im Unverbindlichenundohne größere Aussagekraft2. Das ist weniger eine Kritik an Bischof Dieser als eine Frage an den Moderator des Chats.

    War die Frage, die dem Moderator vorlag, eine Fragetatsächlichnach denpraktischenMitmach-Möglichkeiten der Ordensleute in demGesprächs-Prozessder Jahre bis 2021?So scheint Bischof dieser die Frage verstanden zu haben.Seine Antwort geht auf diese Fragestellung ein.

    Oder zielte die Frageeigentlichdarauf ab, welche Stellung das Bistum den Ordensgemeinschaften in seiner Vision derweiteren Heute-bei-dir-Zukunftder Diözese beimisst? Wenn letzteres der Fall war, hätte der Moderator seine Frage präziser stellen müssen oder er hätte noch einmal nachhaken sollen.

     

    Die Würzburger Synode: Grundauftrag der Orden

    In der Mitte der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts hat die Gemeinsame Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland (Würzburger Synode, 1971-1975) in ihrem Beschluss „Orden“ den Gemeinschaften einenGrundauftrag ins Stammbuch geschrieben, der in der Kirche und wohl auch in den Ordensgemeinschaften bis heute bedenkenswert und m.E. nur unvollkommen eingelöst ist.

    Der grundlegende Auftrag der geistlichen Gemeinschaften besteht darin, daß sie als Gruppe... durch ihre Lebensordnung und ihren Dienst - die Verherrlichung Gottes und das Dasein für die Menschen - ein Zeichen sind für das in Christus angebrochene Heil“ (2.1.1).

    Wenn ich den Satz auflöse, dann lese ich als erstes, dass es der Grundauftrag der Orden ist, „ein Zeichen für das in Christus angebrochene Heil“ zu sein. Sie erfüllen diesen Auftrag „durch ihre Lebensordnung und ihren Dienst“.

    Der Begriff „Lebensordnung“ wird in dem zitierten Abschnitt nicht näher präzisiert; es wird anscheinend vorausgesetzt, dass man – wer auch immer das ist - das sowieso versteht und zwar im gleichen Sinn. Aus anderen Zusammenhängen des Textes, in denen das Wort auftaucht, scheint mir hier vor allem die Spannung von Individualrechten und Gemeinschaftsverantwortung im Blick zu sein.

    Der „Dienst“ hingegen wird in einer Parenthese ausgeleuchtet, und zwar als „Verherrlichung Gottes und (als) Dasein für die Menschen“. Das ist mit seinem „und“ gut katholisch, aber im besten Sinn auch bestens biblisch, weil es Gottes- und Menschen-/Nächstenliebe zugleich in den Blick nimmt. Dass sich ein offizieller Text einer Synode um Ausgewogenheit bemüht, ist „politisch“ legitim, aber natürlich auch theologisch sinnvoll und notwendig. Im Folgenden versuche ich bewusst, die Ausgewogenheit des „und“ ein wenig zu verlassen, um eine der beiden Seiten herauszufokussieren.

    Der Kern des Grundauftrags wird in der „christlichen Berufung“ gesehen, die unsere Überlieferung als „evangelischen Rat“ (Singular!) benennt. Dessen Mitte ist es,„daß der Mensch um Christi und seiner Botschaft willen und auf seinen Ruf hin sich von irdischen Sicherungen und Erfüllungen losreißt, um sich auf das eine Notwendige (vgl. Lk 10,42) einzulassen“ (2.1.3). Zentrieren wir diese Aussagen noch einmal weiter auf den Punkt: Berufung zielt auf das eine Notwendige; sie glaubt den Einen Not Wendenden.

    Hier wird eine Freiheit in den Blick genommen, die die Gebundenheiten der Welt aufbricht und (trans-)endzeitliche Perspektiven eröffnet. Sie ist “ein ‚Angeld‘ des Zukünftigen (vgl. Eph 1,14) und ein Zeichen der Hoffnung“ (2.1.5). „Der Grundauftrag der geistlichen Gemeinschaften (hat) endzeitlichen Charakter...und (übersteigt) alle nur innerweltlichen Zielsetzungen“ (ebd.). In diesem Sinn können und sollen geistliche Gemeinschaften .„eine gesellschafts- und kirchenkritische Funktion“ (2.1.6) haben.

    Die Würzburger Synode fasst den wesentlichen Auftrag der Orden dahin zusammen, dass sie Kirche als Gemeinschaft des Gebetes und der Bruderliebe aufleuchten lassen. Sie formuliert: „So sollen sie (die Orden) dazu beitragen, daß die Kirche Gemeinde des Gebetes und der Bruderliebe ist, in der Gottes Heilshandeln in Jesus Christus und die Hoffnung auf die endgültige Zukunft wachgehalten wird“ (2.1.7).

     

    Grundauftrag und konkrete Dienste

    Aus den Folgerungen, die die Synode aus ihren grundsätzlichen Überlegungen zieht, beeindruckte damals (1975) wie auch heute (2018) der Satz „Geistliche Gemeinschaften erfüllen ihren Auftrag nicht schon dort, wo sie diesen oder jenen konkreten Dienst leisten“ (2.2.1). So sehr damals schon eine kritische Existenzsituation mancher Werke am Horizont sichtbar war (3.1.1), so sehr konnte der Satz als Mahnung verstanden werden, sich nicht auf der (Noch-)Großartigkeit der Werke auszuruhen. Heute kann dieser Satz vielleicht eher als Ermutigung gelesen werden. Zwar musste vieles in den vergangenen Jahrzehnten bereits zurückgefahren oder gar aufgegeben werden, aber der geistliche Grundauftrag geht nicht einfach in den Werken und Diensten auf. Sein Lebenszentrum sind die Menschen, die Brüder und Schwestern der Gemeinschaften, nicht deren Arbeitskraft und nicht die Werke.

    In einem weiteren Absatz fordert die Synode eine heute (hoffentlich) selbstverständliche fachliche Ausbildung für die verschiedenen Aufgaben. In diesem Zusammenhang macht sie auf eine Gefahr aufmerksam, die den Leistungsanforderungen fast sachimmanent zu sein scheint: „Dabei kann aber leicht jenes Moment des Zweckfreien, das unbedingt zum Grundauftrag gehört, verkümmern und damit der Raum für Gebet und Gottesdienst oder auch der Mut zu dem im Verständnis der Welt Unrentablen, wie ihn manche Dienste erfordern, verlorengehen. Nur dort, wo die Gemeinschaften mehr sind als bloße Zweckverbände, können sie ein Ferment christlicher Menschlichkeit sein in einer Gesellschaft, die den Menschen immer einseitiger nach Leistung und Bedürfnissen beurteilt und verplant“ (2.2.2).

    Ordensgemeinschaften, Klöster sind keine Zweckverbände. Sie sind in ihrem Kern Leuchttürme des Zweckfreien. In diesem Sinn leisten sie ihren wesentlichen Beitrag zum Menschsein der Menschen. Und zum Christsein der Christen. Sie halten die Dimension der Transzendenz offen.

    Flöte Pro C Dur

    Eine biblische Metapher und zwei Worte der Benediktsregel

    Wenn ich nach einem biblischen Text oder Bild Ausschau halte, in dem ich mein Verstehen der Aussagen der Würzburger Synode wiederfinde, so kommt mir das Wort vom Sauerteig in den Sinn, der den ganzen Trog Mehl durchsäuern kann und soll (Matth 13,33 par). Das ist etwas anderes als eine Nützlichkeitserklärung mit dem Aufzählen von diesem und jenem, was die verschiedenen Orden und die einzelnen Ordensleute hier und da und dort tun und leisten. Der Sauerteig will mit seinem inneren Gärpotential das Ganze des kirchlichen Klimas prägen helfen, „dass in allem Gott verherrlicht werde“ (1 Petr 4,11; RB 57,9).

    In der Regel Benedikts glaube ich, vor allem zwei Grundworte zu finden, in denen die Gedanken der Würzburger Synode aufscheinen.

    Die Einstiegsworte der Regel „Ausculta o fili praecepta magistri - Höre, mein Sohn, die Weisung des Meisters...“ (RB Prolog1) wecken das Grundklima benediktinischen Ordensverständnisses. Sie sind bereits die ganze Regel, deren 73 Kapitel dann dieses Wort zu buchstabieren versuchen. Ich übersetze die lateinischen Worte gerne in die medizinische Fachsprache: „Auskultiere, mein Sohn, Gottes Wort.“ … und das heißt in unser Patientendeutsch übersetzt: „Horche das Wort Gottes ab, wie der Arzt dich mit seinem Stethoskop abhorcht.“ Es geht im Ordensleben also im wesentlichen darum, die innere Melodie der Gottesbotschaft zu erhorchen und sie in das Leben hineinzuleben. Der Buchstabe einzelner Ordenregeln einer Gemeinschaft ist ohne diese Melodie vielleicht eindrucksvolles, aber eigentlich leeres Geklapper.

    Das andere Wort der Benediktsregel spricht von der Eintrittsbedingung in ein Kloster. Man soll den Noizen darauf abklopfen „ob er wirklich Gott sucht“ (RB 58,7). Der Ordensweg wird als Suchprozess aufgezeigt, der bereit ist, wirklich bis zum letzten Ziel zu gehen. Gott als stets bleibende und immer neue Frage verhindert, dass wir uns irgendwann als Glaubende zur Ruhe setzen und uns nicht mehr bewegen. Gott als Frage ist der Gott der lebendigen Sehnsucht und der Bereitschaft zu einem langem Weg.

    Das letzte Wort der Regel Benedikts ist ein tröstlich verheißendes Schlusswort: „pervenies – du wirst ankommen“ (RB 73,9). Dem ist nichts hinzuzufügen.

    Albert Altenähr
    2018-09-22

    1   Wenn ich hier und weiterhin von „Mönch“ und „Kloster“ spreche, dann weil es mein persönlicher Hintergrund ist. Die weiteren Begriffe „Ordensgemeinschaft“ und „Ordensleute“ sollten dabei einfach mitgehört, mitbedacht werden. Meine Überlegungen kreisen allgemein um den Auftrag des Ordensbotschaft in der Kirche.

    2  Wortgetreue Nachschrift aus dem Chat: „Die Orden sind wirklich eine große Gemeinschaft von Unterstützern und Unterstützerinnen. Sie beten für uns, und sie sind schon jetzt das, was auch im Prozess zur Frage wird: Wie werden wir künftig geistliche Orte und geistliche Gemeinschaften haben? Da sind die Orden, die wir haben, schon jetzt wichtige Hinweise, wie sie ihre Sendung leben. Und diese Frage, wie lebe ich meine Sendung, stellt jeder Orden für sich selber. Da kann ich als Bischof nicht einfach hineinregieren, sondern die Orden sind selbständig. Und das ist ein Reichtum für die Kirche. Und ich freu mich, dass die Orden den Impuls unseres Prozesses auch für sich selber entdecken und annehmen.“

     

Termine

So., 28.04.2024 - 5. Sonntag der Osterzeit

08:00 Frühmesse (Zelebrant und Prediger: P. Oliver)
10:30 Hochamt (Hauptzelebrant und Prediger: P. Oliver), anschließend: Sonntagskaffee im Egilhardussaal 

Mai 2024

Mi., 01.05.2024

20:00 Komplet, anschließend Einübung ins Jesusgebet und Eutonie

Fr., 03.05.2024 - Herz-Jesu-Freitag

10:30 -11:50 Stille sakramentale Anbetung

So., 05.05.2024 - 6. Sonntag der Osterzeit

08:00 Frühmesse (Zelebrant und Prediger: P. Friedhelm)
10:30 Hochamt (Hauptzelebrant: P. Friedhelm, Predigerin: Lioba Buscher), anschließend: Früschoppen und Erbsensuppe im Egilhardussaal 

Di., 07.05.2024

19:00 Bibelgespräch
20:00 Komplet

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zu Gast

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