^{Pfingstpredigt}

Sie waren
eine geschlossene Gesellschaft
damals in Jerusalem
bis das Feuer kam
und der Sturm.
Die sprengten Ängste und Türen
und sie fanden Worte,
die zündeten (Apg 2).

In Ephesus fand Paulus Jünger,
die nichts vom Heiligen Geist wussten.
Er legte ihnen die Hände auf,
und sie begannen,
die Großtaten Gottes zu sagen,
dass sie leuchteten (Apg 19).

2000 Jahre danach
besuchen die göttlichen Drei
das, was man so Kirche nennt:
Amtsstuben mit viel Papier,
kleine und große Würdenträger ,
Kunst-volle Kirchbauten,
zeitgerechte Liturgien,
Prozesse, Synoden,
Teamtreffen und Klausurtage.

Aber sie frösteln,
die Drei.
„Sie haben das Feuer verloren“,
sagen ihre Blicke.

„Geist,“ sprechen der Sohn und der Vater,
„entfache neu ein Feuer
im Abendland-Dunkel,
dass es die Herzen wärme,
und die Zungen löse,
und sie wieder erzählen lernen,
wie sie es taten am Anfang.“

Gedanken-Nachschrift
zur Predigt in der 8:00-Messe
2018-05-20

"katholisch.de" initiierte eine Umfrage:

Was bindet Sie an die Kirche?

Die Fragestellung wird wie folgt vorgestellt:

„Es waren dramatische Austrittszahlen, die die Deutsche Bischofskonferenz in der vergangenen Woche veröffentlicht hat. Doch viele Menschen bleiben bewusst und gerne in der katholischen Kirche. Falls Sie zu diesen Menschen gehören: Was bindet Sie an die Kirche? Warum ist es Ihnen wichtig, in der katholischen Kirche zu bleiben? Senden Sie uns bis zum 28.07. Ihr Statement (ca. 1000 Zeichen) und – falls vorhanden – ein hochauflösendes Foto von Ihnen per PN. Eine Auswahl der Zusendungen werden wir in einem Artikel auf katholisch.de veröffentlichen.“(katholisch.de)

In 77 Lebensjahren, 58 Jahren im Orden, davon 29 Jahren auf verschiedenen Ebenen in Leitungs(mit)verantwortung, habe ich so viel Kirche erlebt, dass ich mich schwer tue, von  d e r  Kirche zu sprechen. Der Reichtum ihrer Vielgestalt und die „gleichzeitige Ungleichzeitigkeit“ in der Kirche sind für mich immer wieder eine große Chance und zugleich eine Gratwanderung.

Mir ist die Taufe als ein andauerndes Geschehen wichtig geworden, als ein tiefer und tiefer Hineintauchen in den Urgrund Gott. Als Benediktiner bietet sich mir hier das Motto „Gott s u c h e n“ an. Die Tradition der Mystik und die Offenheit eines poetischen Ansatzes für die Deutung der Erzählungen der Heiligen Schrift sind mir Hilfe, mit den Ecken und Engen meiner eigenen und der Kirchen-Geschichte zu leben.

Die Sehnsucht, das Ganze (= den einenden Gott) im Fragment zu erleben, stärkt meinen Glauben an den Heiligen Geist. Gott lässt uns als Gemeinschaft der Glaubenden und mich als Einzelnen „eins werden im Heiligen Geist“, d.h. für mich: Kirche wird Kirche und ich werde ich selbst durch den Heiligen Geist.

Zielwort meines Glaubens ist das weit offene und kaum einzugrenzende Wort „Herrlichkeit“. Dahin unterwegs zu sein, ist mir die Perspektive meines Christseins.

Albert Altenähr
2017-07-25