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Ansprache zur Oblationsfeier am 9. Januar 2010 im Anschluss an die erste Vesper vom Fest der Taufe Jesu

„Höre, mein Sohn, höre meine Tochter!“

Gestaltete Mitte im Tagungsraum des Oblatenwochenendes.Die ersten Worte des Prologs aus der Regel des hl. Benedikt haben sich uns Mönchen tief eingeprägt; aber nicht nur uns Mönchen. "Höre" - das erste Wort der Regel, das Wort und die Haltung Mariens, wie wir es in der nun hinter uns liegenden Weihnachtszeit immer wieder gehört haben.

Sie haben als angehende Oblaten und Oblatinnen auf Ihre je persönliche Art erfahren: Da ist etwas, dem ich gerne Antwort geben möchte. In der Taufe haben Ihre Paten Sie über das Taufbecken gehalten und für Sie die Zustimmung zum Glauben gegeben. Irgendwann fühlten Sie sich als Erwachsene angeregt und angesprochen, gleichsam wie von der "Stimme aus dem Himmel, die sprach: Du bist mein geliebter Sohn, meine geliebte Tochter, an dir habe ich Gefallen gefunden (Lk 3,22). Das Wort, das bei der Taufe an Jesus erging, es erging auch an uns, erging an Sie. Sie haben gehört und wollen sagen: Hier bin ich.

Wir Mönche hörten gestern und heute in der täglichen Lesung der Regel das erste Kapitel "Über die Arten der Mönche". Da sind die Zönobiten, die, die in Gemeinschaft leben. Da sind die Eremiten, in der Gemeinschaft geschulte Menschen, die nun allein mit und vor Gott leben können. Und da sind die Gyrovagen und Sarabaiten, die einen ohne "Stabilitas", die anderen ohne den Willen sich zu ändern, ohne Bereitschaft ihre Gewohnheiten zum Guten hin zu wandeln und wandeln zu lassen. Von letzteren will Benedikt schweigen, da sie keine Vorbilder sind.

Ob Oblaten eine Mischung von Eremiten und Zönobiten sind? Gebunden an eine und getragen von einer Klostergemeinschaft leben sie "draußen in der Welt". Allein und doch gebunden, fühlen sie sich zum Leben im Sinne Benedikts gerufen. Es scheint ein Spagat zu sein, eine Spannung, die aber überaus befruchtend sein kann, befruchtend für den einzelnen, befruchtend für die familiären, kirchlichen und gesellschaftlichen Räume, in denen sie leben, - befruchtend für unsere Klostergemeinschaft, der Sie sich durch die Oblation verbinden.

"Höre mein Sohn, höre meine Tochter". Sie, Frau P. und Herr W., geben auf das Wort nun Ant -Wort in Ihrer Oblation. Sie, Frau H. und Frau G., bitten um Aufnahme in das Probejahr um noch genauer hinzuhören, vielleicht auch vertieft zu lernen hinzuhören, um dann zu Ihrer Zeit zu sagen: "Hier bin ich".

Zu unserem Suchen und zu Ihrem Suchen, zu unserem Hören und Antworten gebe uns allen immer neu der Herr, das Mensch gewordene Wort Gottes, seine Kraft und seinen Segen.

Abt Friedhelm Tissen OSB
2010-01-09