psalm63 1

Oblaten: das Geschenk einer Herausforderung

Kloster und Oblaten – ein bleibendes „Gegenüber der Fremdheit“

Oblaten: das Geschenk einer Herausforderung

Auf unserem Klosterkalender las ich in diesen Tagen (16.01.02) das Wort von Christian Morgenstern: „Einander kennenlernen heißt lernen, wie fremd man einander ist.“ Beim ersten Blick auf diesen Tagesspruch war ich erschreckt, obwohl ich in meiner eigenen Version genau diese Aussage oft in Traupredigten mache: Es ist sehr ernüchternd, sich wirklich nahe zu kommen. Die Fremdheit des Anderen anzunehmen, - den Anderen nicht zu vereinnahmen, - sich selbst einzugestehen, dass man ihn nicht nach dem Bild, das man sich von ihm gemacht hat, umformen kann, respektiert ihn aber positiv als eigenständiges Gegenüber. Als solcher ist er mir nicht „zu Diensten“, - er ist nicht mehr Mittel zu einer wie auch immer gearteten „Selbstbefriedigung“ (- oder um es weniger provokativ zu sagen: Selbstbestätigung). Positiv formuliert: der Andere ist in seiner Fremdheit eine Herausforderung. Indem ich mich dieser Herausforderung stelle, stelle ich mich auch mir selbst.

In der Regel Benedikts entdecke ich den „Fremden“ ganz allgemein in der Tatsache, dass Benedikt eine Regel für eine Gemeinschaft von Brüdern schreibt. Und wenn ich diese Regel richtig lese, dann „knirschte“ es im Alltagsgetriebe des Klosters auf dem Monte Cassino des 6. Jahrhundert laut und deutlich. Benedikts Strafkatalog, seine häufigen Warnungen vor den „Korridorgesprächen“ des Murrens u.a. sind kaum anders zu erklären. Die Reibungsflächen zwischen den einzelnen Mönchen waren damals genauso präsent, wie es sie heute gibt. Die damaligen Mönche waren „sie selbst“, - keine bis zur Profillosigkeit glatt geschliffenen (Schein-) Heiligen. Die Beobachtung von Norvene Vest, Oblatin der kalifornischen Abtei Valyermo, ist nur zu wahr: „I know that many monastics have observed that the most difficult aspect of the life is ‚my brothers/sisters.‘“[1]

Darüber hinaus begegnet dem Mönch der Fremde natürlich in jedem, der – mit welchem Anliegen auch immer – an der Klosterpforte anklopft. Wenn Benedikt schreibt, dass die Klostergemeinschaft jederzeit mit der Überraschung von Gästen rechnen muss (RB 53,16), dann kann das - in unseren Gedankengang hinein übersetzt – nur heißen: Der und das unbekannte Fremde steht immer auf der Schwelle des Ich, das sich am liebsten heimelig einkuscheln möchte.

Der/Das „Fremde“ als Christusbegegnung

Die positive Herausforderung durch den Fremden entdecke ich in der Regel Benedikts u.a. in Bemerkungen über den Rat der Brüder, zu dem alle zusammengerufen werden sollen. Benedikt insistiert auf die Berufung aller zum Rat, „weil der Herr oft einem Jüngeren offenbart, was das Bessere ist“ (RB 3,3). Die Jüngeren haben nicht das generelle Privileg auf die Offenbarung des Besseren, aber „junge/neue/andere Gedanken“ sind wohl immer eine Herausforderung für die „guten alten Wege“. Dass „Jugend“ dabei nicht unbedingt eine Frage des Geburtsalters ist, ist eine andere Sache.

Ein anderes Beispiel positiver Herausforderung in der Regel ist der fremde Mönch als Gast im Kloster. Bei ihm bemerkt Benedikt einen offenen Blick für Dinge, für die man im eigenen Kloster blind geworden ist. Wenn der fremde Mönch darum „eine verständige Kritik äußert und auf etwas aufmerksam macht, soll der Abt klug überlegen, ob ihn er Herr nicht gerade deswegen geschickt hat“ (RB 61,4).

In beiden genannten Beispielen sieht Benedikt hinter dem „jungen Gedanken“ bzw. der Kritik Gott als möglichen Urheber. Ein Kriterium dafür, ob Gott wirklich dahinter steht, ist, dass die Kritik „bescheiden und liebevoll“ geäußert (RB 61,4) und der Rat „demütig und bescheiden“ gegeben und nicht „hartnäckig“ verteidigt wird (RB 3,4).

Noch ein drittes Beispiel aus der Regel Benedikts sei genannt. Es ist mir in unserem Gedankengang besonders wichtig. Im Gästekapitel schreibt Benedikt: „Ganz besondere Aufmerksamkeit soll man der Aufnahme von Armen und Pilgern schenken; denn in ihnen wird mehr als in anderen Christus aufgenommen“ (RB 53,15). Wichtig ist mir in unserm Zusammenhang an diesem Satz – wie auch bei den anderen Beispielen - , dass es nach Benedikt offensichtlich Gruppierungen gibt, in denen Christus „mehr als in anderen“ sichtbar wird. Die Jungen sind „oft“ Adressaten und Mittler von Gottes Botschaft, der fremde Mönch ist vielleicht „gerade wegen“ seines kritisch-offenen Blickes als Botschafter Christi zu vermuten.

Innerhalb der Klostergemeinschaft sind es vor allem die Kranken, denen Benedikt eine besondere Christusnähe unmittelbar und deutlich zuerkennt (RB 36,1-6). Hinsichtlich der Kinder und Alten zieht Benedikt in seinen direkten Worten keine solche Linie zur Christusnähe. Aber er rückt diese beiden Gruppen doch in die unmittelbare Nähe zu den gerade genannten Gruppen (RB 37; vgl. RB 31,9). Sie alle sind durch ihre je besonderen Ansprüche „lästig“. Sie machen Arbeit. Man ist in Gefahr, sie zu Fremden auszugrenzen, um die man gerne herumgeht, weil sie unsererseits eine ganz spezielle Antwort auf ihre Bedürfnisse (heraus-) fordern.

Oblaten als „Segen der Anfrage“  

In die Reihe der eben genannten Beispiele ordne ich auch die Oblaten ein. „Mehr als in anderen“ begegnet die Klostergemeinschaft in ihnen Christus.

Der Interessent für die Oblation ist wie der Eintrittskandidat letztlich darauf zu prüfen, „ob er wirklich Gott sucht“ (RB 58,7). Alles andere kann Anstoß für sein Interesse an der Oblationsverbundenheit mit dem Kloster sein, aber nur dieses Eine kann der Grund sein, der seinen Weg ins nahe Umfeld der Klostergemeinschaft bestimmt.

Der Oblationsinteressent sieht das großartige Kulturwerk Kloster, das durch Jahrhunderte gewachsen ist, - er sieht und erlebt die Liturgie mit ihren meditativen Gesängen und den gefeierten Ritualen, - er ist fasziniert von der Qualitätsarbeit der Werkstätten und ökologischer Landwirtschaft, von Bibliotheken und ihren Schätzen, von Schulen und Internaten, - ihm schmecken der Klosterlikör, das Klosterbier und die Dinkelplätzchen. Aber er kommt nicht als Tourist, - nicht als Genießer, Nutznießer oder Käufer von Produkten. Das alles mag ihn einmal zum Kloster geführt haben. Er ist wieder gegangen, und doch ist „etwas“ geblieben, - etwas, das in der Palette des Sichtbaren zwar aufleuchtet, aber von ihr doch nicht zufriedenstellend bedient wird.

Geblieben ist die Frage: was ist die Wurzel, - wo ist die Quelle, aus der das alles wächst und entspringt. Mit dieser Frage ist er an der Pforte des Klosters geblieben. Mit dieser Frage klopft der Oblate bei den Mönchen an. Mit dieser Frage klopft er das monastische Leben ab. Es ist die alte Frage der „Weltkinder“ an die frühen Mönchsväter: Abba, gib mir ein Wort. Gewähre mir Einblick in deine Tiefe, damit ich meine Tiefe ausloten kann.

Diese Frage dessen, der Gott sucht, an jene, die den Profess-Anspruch erheben, wirklich Gott zu suchen, ist die im positiven Sinn beunruhigendste Frage, die einem „gestandenen Mönch“ gestellt werden kann. Sie ist „lästig“, denn mit vorgestanzten Antworten ist sie nicht beantwortet. Sie hinterfragt die eingeschliffene monastische Routine von Lebensjahrzehnten und Klosterjahrhunderten, - die Großartigkeiten unserer Klöster und ihrer Einrichtungen, - den Glanz unserer Liturgien, - die weltliche Anerkennung unserer Arbeitserfolge. Der Mönch mag ein großartiger Klostervorsteher, ein exzellenter Cellerar, ein phantastischer Pädagoge, ein großer Künstler sein, - das Kloster als ganzes mag ein strahlendes Image haben. Der Oblate, der „wirklich Gott sucht“, sehnt sich aber nicht danach, sich im äußeren Glanz seines Kloster zu sonnen, sondern er fragt nach dem Gottesweg der Mönche. Es ist eine Frage nach dem „Eingemachten“, über das nur sehr persönlich geredet werden kann. „Wofür gehst du?“

Um diese Oblatenfrage und damit den Oblaten in seinem innersten Anliegen pastoral und spirituell einzuordnen, bin ich wagemutig genug, das Wort aus der Offenbarung des Johannes gerade für die Oblaten in Anspruch zu nehmen: „Ich stehe (in der Gestalt des Oblaten!) vor der Tür und klopfe an. Wer meine Stimme hört und die Tür öffnet, bei dem werde ich eintreten, und wir werden Mahl halten, ich mit ihm und er mit mir“ (Off 3,20). Dem können weitere Bibelzitate und Bilder hinzugefügt werden, die man ruhig einmal mutig auf die Oblaten hin fokussieren sollte. „Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt“ (1 Petr 3,15). Um das Bild von den klugen und törichten Jungfrauen aufzugreifen, traue ich mich, in unsere Klöster hineinzufragen, ob es vielleicht im biblischen Sinn des Gleichnisses „töricht“ ist, das Oblatenanliegen und das Oblateninstitut wie auch immer „abzutun“. Bei diesem Fragen gestehe ich ein, dass ich selbst einen Entwicklungsprozess durchmachen musste, der mich erst nach und nach die positive Herausforderung durch das Oblateninstitut erkennen ließ.

Oblaten als „Geschenk der Welt“  

Die Oblaten werden gelegentlich als „Benediktiner ‚in der Welt‘“ bezeichnet. Als solche tragen sie an und in das Kloster ihre Welt heran/hinein. Sie sind auf der anderen Seite der „Testfall“, ob der benediktinische Geist in der Welt die Kraft des Salzes hat. Sie tragen das Kloster in die Welt hinein.

Es ist ein fataler Irrtum, wenn wir als Kriterium für die Zulassung zur Oblation den Maßstab einer glatten und vollen katholischen Sozialisation voraussetzen. Wenn wir denn für den Novizen – und den Mönch überhaupt – davon ausgehen, dass er Gott sucht (und nicht hat!), - und wenn das bekannte Wort von der Kirche halbwegs wahr ist, dass sie eine „casta meretrix“  - eine „keusche Hure“ – ist, dann dürfen und müssen wir in Rechnung stellen, dass jeder Interessent seine „Brüche“ mitbringt. Vielleicht sind es gerade diese „Brüche“, die ihn zu uns führen. Dass die Oblation keine Garantie dafür ist, dass es neue „Fälle“ und „Brüche“ im Leben des Oblaten geben kann, dürfte jeder Oblatenrektor aus eigener Begleitungserfahrung zur Genüge kennen[2]. Für diese „Brüche“ erhofft der Oblate die Botschaft des Heils[3].

Es wäre ein falscher Blick auf die Oblaten und es wäre eine falsche Selbstdarstellung der Oblaten, wenn sie als „glatte, gut und glänzend eingeschliffene Christen“ gesehen würden oder gesehen werden wollten. Weder sollten sich Oblaten als „Lieb-Kind-Christen“ den „heiligen Männern/Frauen“ im Kloster anbiedern, noch sollten die Mönche sie als vermeintliche „Kanzelschwalben“ oder „Halleluja-Mädchen“ auf Distanz halten. Sie sind reale Menschen einer brüchigen Welt - ... wie wir Mönche selbst auch.

Die wahrhaftige Begegnung bewahrt den Mönch davor, sich hinter den „Klostermauern“ auf eine geschützte „Wolke 7“ zurückzuziehen. Die spannungsgeladene Mitbrüderlichkeit zeigt mir zwar auch innerhalb der Klostermauern wie „weltlich“ ich und wir alle sind; aber noch einmal anders wird es mir schmerzhaft bewusst, was „Welt“ ist, wenn ich mit meinen glänzendst formulierten Gottesgedanken und -rezepten auch bei dem so gut gewillten Oblatenkreis auf Grenzen des Nichtverstehens stoße, - geschweige denn, dass ich die einzelnen Oblaten vor katastrophalen „Abstürzen“ oder Irrwegen bewahren kann. In dem Maß, wie die Kategorie der „admiring oblates“ (Norvene Vest) schwindet, nehmen solche Grenzerfahrungen zu. Mir persönlich ist diese Erfahrung zu einem existenziell-spirituellen Hinweis geworden, dass ich auch als Mönch die Himmelsleiter nicht aus eigener (menschlicher, christlicher oder monastischer) Kraft emporsteigen kann. Vielleicht ist gerade die Grenzen-Begegnung bei den Oblaten für den Mönch ein Weg in die Demut, sich ganz neu auf die Gnade Gottes verwiesen zu sehen.

Wenn es uns Mönchen gelingt, die Oblaten für ihre Herausforderungen in der „Welt“ zu „ernüchtern“ und zu stärken[4], dann sind sie die besten Botschafter unserer Klöster und der Kraft des benediktinischen Geistes. Die Erfahrungen in unserem Kornelimünsteraner Oblatenkreis zeigen mir, dass die Oblaten sich zugleich unaufdringlich und auch offen zu ihrer Bindung an das Oblationskloster bekennen. Das provoziert in gutem Sinn Reaktionen bei den Menschen, mit denen sie zu tun haben.

Eine unserer Oblatinnen, eine Chefsekretärin, erzählt immer wieder, dass sie an ihrem nächsten Arbeitstag häufiger von ihrem Chef angeraunzt wurde, nach Tagen im Kloster sei sie „ungenießbar“. Ich habe den Chef kürzlich selbst kennengelernt und ihm gesagt, seinen Kommentar empfände ich als ausgesprochenes Lob; denn es zeige, dass seine Sekretärin neue Kraft und Mut zum kantigen Profil von ihrem Klosterbesuch mitgenommen habe. Der Chef hat übrigens selbst einige „Klostererfahrungen“.

Eine andere Oblatin hat mir kürzlich geschrieben: „Im Übrigen hab ich aber einen Beruf, der es zulässt, dass ich immer wieder auch den mir anvertrauten Kindern direkt von der Verbindung mit euch erzählen kann, vor allem natürlich in Situationen des Religionsunterrichts. In den Kindern finde ich oft ernsthaftere Zuhörer und Zuhörerinnen wieder als in den Erwachsenen. Das ist eine gute und eine weniger gute Erfahrung... Zu meinen Alltagssituationen gehört im Greifen meines Schlüsselbundes immer wieder, wenn auch vielleicht unbewusst, das Be-greifen meiner Benediktsmedaille. Sehr bewusst halte ich alle Schlüssel dort zusammen, auch den ‚Oblatenschlüssel‘. Es passiert mir nicht selten, dass ich danach gefragt werde.“

Meine These ist ganz einfach diese: Durch das unaufgeregte offene Zeugnis der Oblaten sind wir Mönche selbst in der „Welt“ präsent. Diese Form unserer Präsenz ist nicht zu unterschätzen.

Den Konventen möchte ich eine – vielleicht neue – positive Sicht auf die „Chance Oblaten“ wünschen. Den Oblatenrektorinnen und –rektoren erhoffe ich die Kraft, „spiritus moventes“ für die Umsetzung der Chance in die Konvente und in die Oblatengemeinschaften hinein sein zu können. Den Oblatinnen und Oblaten wünsche ich die Freude und den Stolz der Verantwortung, als Glieder der „familia benedictina“ für Gott in der Welt Zeugen zu sein.

Einige Fragen als konkrete Gesprächsanregung

Als ich unserem Postulanten (60 Jahre!) en passant von meiner Arbeit an diesem Beitrag erzählte und das Gespräch abgebrochen werden musste, bat ich ihn, seine Gedanken/Fragen zum Thema doch einfach einmal in Stichworten festzuhalten und mir zu geben. Etwas mehr als eine halbe Stunde später gab er mir beim Noviziatsunterricht folgenden spontanen Fragenkatalog. Vielleicht regt er zu weitergehendem Nachdenken und zum Gespräch an.

Was unterscheidet Oblaten von einem Freundeskreis oder einem geistlichen Zirkel?
Was erwarten die Oblaten von uns?
Was erwarten wir von Oblaten?
Welche Konsequenzen hat das Oblatentum für das alltägliche Leben der Oblaten?
Welche Konsequenzen haben Oblaten für unsere Gemeinschaft?
Gibt es überhaupt vitale Wechselbeziehungen zwischen Oblaten und Gemeinschaft?
Wo verlaufen die Grenzen der Beziehungen?
Ist Oblatentum eine höhere Weihe für ein normales christliches Leben, ein Status, der über andere Christen erhebt, unterscheidet?
Wie können Oblaten neues, verändertes Profil in unserer veränderten Gesellschaft bekommen?

Abt Albert Altenähr OSB
2002-01-23


[1]  Norvene Vest, Monastics and Oblates. Mutual Blessings, in: www.osb.org/obl

[2]  Die Frage ist für die Aufnahme in den Oblatenkreis und für die Begleitung der Oblaten wichtig. Als konkretes Beispiel erwähne ich eine Diskussion im Vorstand der Arbeitsgemeinschaft Benediktineroblaten: sollte man einen geschiedenen wiederverheirateten Kandidaten zur Oblation zulassen oder nicht? Was macht man mit einem Oblaten, der nach dem Oblationsversprechen in diese vertrackte Situation hinein gerät? Sind wir im ersten Fall streng, im zweiten Fall barmherzig?

[3]  Vgl. Jes 42,1-7: „1 Seht, das ist mein Knecht, den ich stütze; das ist mein Erwählter, an ihm finde ich Gefallen. Ich habe meinen Geist auf ihn gelegt, er bringt den Völkern das Recht. 2 Er schreit nicht und lärmt nicht und läßt seine Stimme nicht auf der Straße erschallen. 3 Das geknickte Rohr zerbricht er nicht, und den glimmenden Docht löscht er nicht aus; ja, er bringt wirklich das Recht. 4 Er wird nicht müde und bricht nicht zusammen, bis er auf der Erde das Recht begründet hat. Auf sein Gesetz warten die Inseln. 5 So spricht Gott, der Herr, der den Himmel erschaffen und ausgespannt hat, der die Erde gemacht hat und alles, was auf ihr wächst, der den Menschen auf der Erde den Atem verleiht und allen, die auf ihr leben, den Geist: 6 Ich, der Herr, habe dich aus Gerechtigkeit gerufen, ich fasse dich an der Hand. Ich habe dich geschaffen und dazu bestimmt, der Bund für mein Volk und das Licht für die Völker zu sein: 7 blinde Augen zu öffnen, Gefangene aus dem Kerker zu holen und alle, die im Dunkel sitzen, aus ihrer Haft zu befreien.“

[4]  Vgl. meinen Beitrag: „Gib mir, wo ich stehe ...“ (Archimedes).Von der Bedeutung des Standpunktes, in: Erbe und Auftrag, Heft 2/2002.