zu Psalm 149,1
„Singt dem Herrn ein neues Lied“ – Beten mit Profil
Papst Benedikt XVI. hat in seinem postynodalen Schreiben über die Liturgie »Sacramentum caritatis« vom 22. Februar 2007 der „ars celebrandi - der Kunst des Feierns“ einen bedeutenden Platz zugewiesen. In dem Abschnitt über den liturgischen Gesang zitiert er aus dem Sermo 34 des Augustinus den Satz:
Homo novus novit canticum novum. Canticum res est hilaritatis, et si diligentius consideremus, res est amoris.
Der neue Mensch kennt das neue Lied. Das Lied ist Ausdruck der Freude oder genauer noch: es ist Ausdruck der Liebe.
Einen längeren Abschnitt aus diesem Sermo des Augustinus lesen wir im Morgengebet der Vigil am Dienstag in der dritten Osterwoche. Einige Worte daraus habe ich mir vor einigen Jahren in mein Antiphonale geschrieben. 2003 haben wir die „Nacht der offenen Kirchen“ ebenfalls mit einem Wort aus diesem Sermo begleitet.
Was ist für mich so faszinierend an verschiedenen Worten des Sermo 34? Zweifellos ist es die Brillanz lateinischer Sprachpräzision, in der Augustinus mit seinen Zuhörern spielt. Augustinus war ein begnadeter Rhetoriker. Selbst in Übersetzungen klingt das noch durch. Das sprühende Feuer der Sprache zündet weiteres Nachsinnen an und entzündet die Freude an der „Sache“.
"Ecce, inquis, canto". Cantas, plane cantas, audio. Sed contra linguam testimonium non dicat vita. Cantate vocibus, cantate cordibus, cantate oribus, cantate moribus.
“Schau doch, sagst du, ich singe.“ Du singst -, ja, du singst wirklich -, ich höre es. Doch achte darauf, dass dein Leben nicht gegen deine Zunge Zeugnis ablegt. Singt mit der Stimme, singt mit dem Herzen, singt mit dem Mund, singt mit dem Leben.
Laus cantandi est ipse cantator. Laudes vultis dicere Deo? Vos estote quod dicatis. Laus ipsius estis, si bene vivatis.
Der Sänger selbst ist das Lied, das den Lobwerten besingt. Ihr wollt Gott Lob singen? Seid , was ihr singt. Ihr seid Sein Loblied, wenn ihr recht lebt.
Wenn einer Recht hat, dann hat er Recht. Wenn einer so Recht hat, wie Augustinus in diesen Sätzen, dann braucht es keiner großen Predigt mit viel „Drumherum“.
Ein Pfeil, der die Mitte getroffen hat, … sitzt!
Abt Albert Altenähr OSB
2007-04-25