zu Psalm 46
Er setzt den Kriegen einen Sabbat!
Es ist erschreckend, dass Spannungen in der Welt immer wieder mit religiösen Argumenten und Ansprüchen unterfüttert und überhöht werden. Das geht quer durch die Religionen und quer durch die Konfessionen. Der Weg von der geistig-geistlichen zur handfesten Auseinandersetzung scheint erschreckend kurz zu sein. Die Fragen von Recht und Gerechtigkeit wandeln sich blitzschnell zu Fragen nach dem richtigen Gott und zum Anspruch, diesen Gott auf die eigene Seite zu begrenzen. Es ist die Gefahr aller „Auserwählten“, den eigenen Standpunkt mit dem Gottes zu verwechseln.
Für mich stellt sich die Frage, ob ich mich und ob wir uns wirklich tief genug in Gott hinein vertieft haben, - ob wir uns von dem Tiefen-Frieden, den wir als Gottes innerste Wirklichkeit glauben und bekennen, nicht nur träumend ansprechen, sondern auch in Anspruch nehmen lassen, - ob wir nicht allzu oft die Untiefen unserer jeweiligen Engherzigkeit mit „Rechtgläubigkeit“ verwechseln. Gott ist größer als unser Verstand und unser Herz.
Diese Fragen darf ich sicher „den anderen“ stellen, die den Frieden mit Gewalt herbeizwingen wollen. Ich muss die Frage aber auch mir selbst stellen, denn ich bin gar nicht so anders als „die anderen“. Der Teufelskreis des Unfriedens kann nur an Einzelstellen durchbrochen werden. An dem Ort, an den ich gestellt bin, bin die entscheidende Stelle ich selbst. Ich selbst muss tiefer in den eintauchen, der der Friede ist.
Am Morgen nach dem schrecklichen Terror-Anschlag auf das World Trade Center in New York (11. Sept. 01) begann unser klösterliches Chorgebet mit dem Psalm 46. Er ist eine Wegermutigung hinein in den Gott des Friedens. Er ist Ermutigung zum Frieden in mir, in meinem Umfeld und in der Welt. Friede ist möglich, - denn Gott ist Friede.
Psalm 46, 10 Krieges-Sabbat setzt er
bis zu den Rändern der Erde.
Er wird Bogen zerbrechen und Lanzen zerschlagen,
Wagen wird er im Feuer verbrennen.
11 Lasst ab und erkennt: Gott bin Ich[1].
Abt Albert Altenähr OSB
2001-09-12
[1] Übersetzung N. Lohfink. Vgl. N. Lohfink, „Der den Kriegen einen Sabbat bereitet“. Psalm 46 – ein Beispiel alttestamentlicher Friedenslyrik, in: Bibel und Kirche (44 (1989) 148-153.