Christmas Boarding Time
Die leere Krippe
Die letzte Adventswoche ist selten eine ganze Woche. Meistens sind es nur wenige Tage. Und je näher das Weihnachtsfest beim vierten Adventssonntag liegt, desto mehr werden letzte Festvorbereitungen bereits in der dritten Woche des Adventes anfallen. Für uns ist eine der Fragen immer wieder: wann stellen wir in der Kirche die Weihnachtsbäume auf? Eng verbunden damit ist die Frage, wie „retten“ wir das jedes Jahr anders gestaltete Adventsgesteck über die „Aktion Weihnachtsbaum“ in den vierten Sonntag hinein? … und: soll und kann das Gesteck als Schmuck in die Krippe hinein integriert werden? Das hat mehr als einmal schon dazu geführt, dass das „Gerüst“ der Krippe bereits zum letzten Adventssonntag aufgebaut wurde, so dass schon dann die Krippe zu erahnen ist. So auch dieses Jahr.
Doch: HALT!, eilen wir nicht vorschnell mit unserer auffüllenden Krippenphantasie der „nackten“ Krippe davon. Lassen wir ihre nackte Leere auf uns wirken. Lassen wir diese Leere als Frage an uns herantreten. Die Vorweihnachtszeit ist mit so Vielem gefüllt, dass die Begegnung mit der Leere ein fruchtbarer Kontrast sein kann.
Nicht selten und in vielerlei Variation hört man gerade in der Adventszeit, dass „das alles“ – was auch immer sich da an frommen Besinnungswünschen, an Weihnachtsfeiern, Adventssingen, Weihnachtsmarktbesuchen und Glühweintrinken auf- und übereinander häuft – zuviel wird. Und Weihnachten selbst ist mit tradierten, lebendigen, formulierten und unausgesprochenen Erwartungen so überfrachtet, dass für … Weihnachten selbst … manchmal (oder auch oft) kein Platz mehr ist.
Die Kornelimünsteraner Krippe 2009 ist bis Weihnachten leer. Das ist gut so, denn es macht stutzig. Sie ist wie ein „letzter Aufruf“ auf einem Flughafen: „The passenger N.N. booked for ‚Christmas’ is requested to proceed immediately to gate nr ‘12/24’!“
Die Seligpreisungen der Bergpredigt beginnen mit dem Ruf „Selig die Armen im Geiste“ oder wie wir heute übersetzen „Selig, die arm sind vor Gott“. Weihnachtlich könnte man diese Seligpreisung so übersetzen: „Selig, die leer sind für Gott, - die Platz haben für Ihn“.
In der Variation eines politischen Wortes aus der 68-er Welt könnte man vielleicht auch fragen: „Stell dir vor, es ist Weihnachten … und du gehst hin!“ Da könnte etwas passieren, … - ja, es könnte etwas mit mir passieren, wenn ich Weihnachten einen Platz einräumte.
Albert Altenähr
2009-12-19 (Samstag vor dem 4. Advent)