Mit dem Himmel ist es wie ...
Als Jesus das heutige Sonntags-Evangelium gelesen hatte,
setzte er sich erst einmal hin und dachte nach,
was Matthäus, der Apostel und Evangelist,
von seinen Gleichnissen verstanden hatte.
Dann sprach er ihn an:
Matthäus, das mit der Saat und dem Unkraut
hat dich wohl besonders interessiert.
Darüber schreibst du lang und breit.
Du scheinst verstanden zu haben,
dass es bis ans Ende der Zeit nie so sein wird,
wie du meinst, dass es sein sollte und müsste,
und wie du es gern hättest.
Solange die Welt Welt ist,
wird sie Welt bleiben,
und nicht Himmel werden.
Das erzählt das Gleichnis
von der guten Saat und dem Unkraut.
Mir fällt aber auf,
dass du die beiden anderen Gleichnisse
vom Senfkorn und Sauerteig
nur sehr kurz erzählst,
und gar nichts zu ihrer Deutung sagst.
Lies doch einmal alle drei Gleichnisse so:
Der Himmel, das ist nicht etwas Neutrales,
das du als Außenstehender
distanziert und objektiv
beobachten und beschreiben kannst.
Der Himmel…
das bist du selbst
als guter Same, kleines Senfkorn,
und ein wenig Sauerteig.
Der Himmel will wachsen zur vollen Ähre,
zum großen Baum, zum schmackhaften Gebäck.
Du, Matthäus -, du selbst
kannst der Himmel im Unkraut sein,
der Baum, auf den die Menschen fliegen,
der Sauerteig, der Geschmack in die Welt gibt.
Wenn du meine Gleichnisse so liest,
dann bleiben sie nicht nette Geschichtchen
über Gott und irgendein Himmelreich
im Irgend- und Nirgendwo.
Nein, dann wird der Himmel
in dir selbst und mit dir
in der Welt von heute lebendig.
Matthäus, du bist der Himmel Gottes auf Erden.
Das ist deine Berufung
als mein Jünger und als Christ.
Denk mal darüber nach.
Und Matthäus schlackerte
ganz verdutzt mit den Ohren
und kratzte sich hinter denselben.
Er hatte etwas zum Nachdenken:
Ich bin der Himmel Gottes auf Erden?
Albert Altenähr