Die (Un-)Gerechtigkeit Gottes
Am Ende der Tage brachte der alte Adam den Sack des Lebens vor den Herrn und hievte ihn in die Himmelswaage. Er war gefüllt mit Disteln, Dornen, Schweiß und Früchten.
Prachtvolle Früchte!
Na ja, es waren auch weniger gelungene dabei, und auch solche mit einem Wurm drin fehlten nicht. Gar nicht unzufrieden - eigentlich sogar recht zufrieden - wischte sich Adam den letzten Schweiß von der Stirn und wartete auf seinen Lohn.
Adam, sagte der Herr, heb den Sack in den Himmel.
Und Adam packte auch diese Aufgabe an. Aber …, o Gott, der Sack klebte geradezu am Boden. Er schaffte es nicht.
Herr, das ist nicht fair!!, protestierte Adam.
Es ist wohl zuviel Selbstzufriedenheit im Sack, lächelte der Herr.
Dann nahm er sein eigenes Herz, und legte es in die andere Waagschale.
Die L i e b e !, Adam, … m e i n e Liebe hat Gewicht. Dann stimmt die Rechnung.
… und der Sack des alten Adam hob sich hinauf himmelwärts.
Gerechter Gott! ... so geht Himmel? stammelte Adam.
Ja, so, … nur so, zwinkerte Gott, und setzte Adam an die Festtafel.
Albert Altenähr