Pfingsten
Was mir im Frühchor auffiel
Ob es mir erstmals auffiel, kann ich gar nicht sagen. Es hätte mir auf jeden Fall schon lange auffallen können oder gar müssen. Ich will es jetzt aber einmal niederschreiben, um es so vielleicht zu einem Fixpunkt für meines spirituellen Wochen-Rhythmus werden zu lassen.
In der Vigil begannen wir mit Psalm 29 als Invitatoriumspsalm. Dass in diesem Psalm Gott mit gewaltiger Stimme, mit sieben Donnern die Welt ins Dasein ruft, passt einerseits sehr gut zu den sieben Tagen der Schöpfung, andererseits auch hervorragend zu dem gewaltigen Sturm, mit dem die Apostelgeschichte das Pfingstgeschehen schildert.
Im weiteren Verlauf der Vigil betet die erste Nokturn als zweiten Psalm Psalm 104. Darin heißt es in Vers 30: „Du sendest deinen Atem (= Münsterschwarzacher Übersetzung; „Geist“ = Einheitsübersetzung) aus - sie werden erschaffen: * du erneuerst das Antlitz der Erde.“ Dieser Vers lässt den Psalm durchaus als idealen Pfingstpsalm verstehen, nutzen und beten. Und insgesamt ist auch dieser Psalm ein Schöpfungspsalm. Er ist, wie ich es immer formuliere, gleichsam ein Spaziergang von Vater Gott mit seinem Adam-Kind durch den Garten Eden, und Adam entdeckt die Vielfalt und Schönheit der Schöpfung.
So weit, so gut. In dem, was ich da gebetet habe, war eigentlich nichts besonders. In beiden Psalmen steckte für mich keine neue Entdeckung. Ich habe das, was ich da eben geschrieben habe, (durchwegs) präsent oder abrufbereit, wenn wir die beiden Psalmen wöchentlich am Montag in der Vigil beten.
Hoppla! … in dem letzten gerade geschriebenen Halbsatz verbirgt sich der Stolperstein, auf den ich am Pfigstsonntag gestoßen bin. Überrascht war ich, dass mir die beiden allwöchentlichen „Montagspsalmen“ als festliche Pfingstpsalmen über den Gebetsweg liefen. Am Pfingsttag die Montagspsalmen! Jeden Montag Pfingstfestpsalmen! Das war mir noch nie präsent, … oder es hatte sich in mir noch nicht wirklich eingewurzelt.
Bislang habe ich montags das Schöpfungsthema der beiden Psalmen immer mit dem wöchentlichen Beginn der Werktage zusammengedacht, also gewissermaßen mein Wirken und Werkeln in Gottes Schöpfungswerk eingepflanzt. Das ist und bleibt O.K. Jetzt kommt neu der Pfingstgedanke, der Pfingstgeist, das Neuwerden des alten Menschen und der alten Erde hinzu.
Die Montagsvigil ein kleines Pfingstgedenken. Jede Woche beginnt mit einem Pfingst-Stupfer! Ich denke, das hat was.
Albert Altenähr
2018-05-21