Die Heilige Nacht
wie der Esel sie erzählte
Ihr wollt wissen, wie das damals war, als das Jesus-Kind geboren wurde, fragte der alte Esel die kleinen Eselchen, die immer zu ihm kamen, weil er viele Geschichten erzählen konnte.
Der alte Esel wurde still, ganz still ..., und schaute mit seinen Augen weit in die Ferne. Und auch seine großen Ohren wurden noch größer …, so, als ob er selbst noch einmal hören wollte, wie das damals mit Maria und Joseph und dem Jesus-Kind gewesen war.
Also, das war so, räusperte er sich schließlich und begann.
Als wir, das heißt Joseph und ich, damals - wie jeden Tag - von der Arbeit kamen und auf dem Markt noch einen Plausch mit den Männern halten wollten, stand da ein Soldat mitten auf dem Platz. Ganz laut, damit alle ihn hören konnten, sagte er zu den Leuten:
Der König will, dass alle Leute dahin gehen, wo sie geboren wurden. Da sollen sie sich zählen lassen, denn der König will wissen, über wie viele Menschen er König ist.
Ich schaute Joseph an und er schaute mich an. Und wir dachten beide dasselbe.
Da müssen wir also nach Betlehem. Da kommen wir her. Und das ist ganz schön weit weg. Und außerdem bekommt Maria bald ein Kind. Ist so eine langer Weg nicht zu anstrengend für sie?
Und genau so hat der Joseph auch zu Hause mit Maria gesprochen. Aber die strahlte ihn nur an, streichelte über ihren Bauch das Kind darin und sagte: Wenn der König es will, dann werden wir nach Betlehem gehen.
So machten wir uns denn auf den Weg. Joseph kannte den Weg und ich durfte nicht nur das Gepäck tragen, sondern auch die Maria, damit ihr das lange Laufen nicht zu schwer würde. Sie hatte ja das Kind in ihrem Bauch. Joseph war den ganzen Weg sehr aufmerksam, ob es Maria auch wirklich gut gehe. Und ich setzte ganz ruhig ein Bein vor das andere, um ja nicht ins Stolpern zu kommen. So kamen wir schließlich in die Gegend von Betlehem.
Was dann in dem Stall von Betlehem geschehen ist, kann ich eigentlich gar nicht mehr sagen. Ich war damals so aufgeregt, dass sich alles in mir auch heute noch schwindelig dreht. Irgendwann bin ich dann wohl nach draußen gegangen, um erst einmal tief Luft zu holen.
Ganz in der Nähe standen ein paar Hirten. Die guckten zwar zu mir hin, sahen mich aber gar nicht. Sie guckten auf irgendetwas hoch über mir. Und das war anscheinend so besonders, dass ihnen Mund und Augen erschreckt offen standen. Als auch ich nach oben schaute, da schwirrte die Luft in den buntesten aller Farben, als ob gerade ein Stern vor Freude platzen und tanzen wollte.
Dann sah ich auch, dass der Stern genau über dem Stall strahlte, wo Maria gerade das Jesus-Kind geboren hatte. Da strahlte auch ich über das ganze Gesicht. Und richtig stolz, als ob ich selbst der Vater wäre, sagte ich den Hirten: Da ist gerade das Jesus-Kind geboren. Kommt schnell und freut euch mit mir, und natürlich auch mit Joseph und Maria. Ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns geschenkt. Das ist eine Freude für die ganze Welt.
Und weil wir so schnell gelaufen sind, sind noch viele andere mit uns gelaufen, weil sie einfach neugierig waren, warum wir‘s denn so eilig hatten. Und in dem Stall feierten wir alle ein Strahlefest des Lachens und der Freude.
Ja, meine lieben Eselkinder, das ist meine Geschichte von der Heiligen Nacht. Und wenn ihr ganz genau hingehört habt, dann habt ihr sicher gemerkt, dass ich der erste war, der von der Geburt des Jesus-Kindes erzählt hat. Die Leute, die von dieser Nacht in der Bibel geschrieben haben, haben das erst sehr viel später getan. Ich alter Esel, euer Opa, bin der erste Evangelist. Darauf bin ich richtig stolz, und ihr alle dürft auf euren Opa genauso stolz sein.
So, meine Kleinen, und jetzt seid ihr dran, diese Geschichte andern Kindern und auch den Großen weiter- und weiterzuerzählen. Es ist eine Geschichte der Freude für die ganze Welt.
Albert Altenähr
zu einem Bildheft
des Deutschen Liturgischen Instituts,Trier,
& des Gottesdienst-Instituts, Nürnberg
mit Bildern von Stefanie Kolb
Illustration © Stefanie Kolb - www.stefanie-kolb.de
Der Künstlerin ein herzlicher Dank
für die Wiedergabe-Erlaubnis ihres Bildes.
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