Ein Wort für jede Zeit
Alleluja
Mit dem Aschermittwoch verstummt das Alleluja in der Liturgie. In der Osternacht wird es vor dem Evangelium erstmals wieder feierlich angestimmt. Die alte Ankündigung des Alleluja ist mancherorts beibehalten oder wieder eingeführt worden. Der Diakon tritt vor den Zelebranten und spricht ihn an: „Ich verkündige dir eine große Freude, das ist: Alleluja.“
Benedikt hat in seiner Regel dem Alleluja ein eigenes Kapitel gewidmet: „Zu welchen Zeiten das Alleluja zu singen ist“ (RB 15). War es ursprünglich ein auf die Osterzeit begrenztes Jubelwort, so wird das Alleluja bei Benedikt – außer in der Fastenzeit – zu einem Alle-Tage-Wort. In unserer klösterlichen Liturgie singen wir es als Schlusswort der jeweiligen Eingangsformeln unserer Gebetshoren, - selbstverständlich im Alleluja-Vers der Messe vor dem Evangelium, - und betont als Antiphon zum vierten Psalm in den Laudes. Am Samstag wird mit Psalm 150 in den Laudes dann ein „großes Wochen-Alleluja“ gesungen.
Der österliche Ursprung des Alleluja in unserer Liturgie holt das Ostergeheimnis in jeden Gebrauch des Wortes hinein. Ostern ist nicht nur an Ostern, sondern es ist tägliche Botschaft. Jeder Tag ist in jenem Ostertag geborgen.
Alleluja in dieser Alltäglichkeit als ständiges fröhliches Jodelträllern zu verstehen und zu praktizieren überstrapaziert das Wort selbst und den Menschen (… und auch den Mönch!). Es ist eher ein Laut-Geben vor Gott, - vielleicht einfach ein Selbstbekenntnis „Mir geht es jetzt so und so“ und Ausdruck der Hoffnung „Lass mich nicht allein!“ „Ich bin da, - stelle mich in deine Gegenwart, - ich rechne mit dir.“ Es ist die Lautmalerei des ganz bescheidenen Grußes gleichsam en passant: „Hallo, ich bin hier. – Hallo, bist du da?“
Es ist noch so dunkel und schon ruft der Wecker. – Alleluja.
Wir beten den Frühchor und ich bin doch noch viel zu müde zum Beten. – Alleluja.
Diese und jene Aufgabe will erledigt werden und ich habe dazu doch gar keine Lust. – Alleluja.
Da spricht mich einer an und entführt mich in einen angenehmen Tratsch. – Alleluja.
Das Telefon läutet und ich habe gerade einen guten Gedanken, der unbedingt aufs Papier drängt, - Alleluja.
Die Mittagspause ist da und keiner stört die Siesta-Ruhe. – Alleluja.
Da läutet die Pfortenklingel in den Mittagsschlaf. – Alleluja.
Eine E-Mail fragt an, ob der Verfasser diesen Text oder jenes Foto von mir für Eigenes nutzen darf. – Alleluja.
Es ist Abend; der Tag ist geschafft. – Alleluja.
Unterschiedlichst sind die Erfahrungen der Stunden, der Tage, des Lebens. Die einen sind leuchtend hell, andere tief dunkel, wieder andere wolkig mit Aufhellungen.
Im Alleluja lassen wir Gott an diesem Leben teilnehmen. Es ist ein Wort der Gemeinschaft mit seinem Du. Wir verstehen es meist nur als Mitteilen unserer Freude. Geteilte Freude ist bekanntlich doppelte Freude. Darf das Alleluja aber nicht auch Ausdruck unserer Sehnsucht nach Geborgenheit sein, wenn es uns nicht gut geht? Das Sprichwort weiß: (mit-)geteiltes Leid ist halbes Leid.
Alleluja!
Friedhelm Tissen OSB
2009-02-18