Der Lehrmeister des Betens
Ein Gaukler gewann das Herz des Abtes des großen Klosters. Er durfte bleiben und mit den Mönchen leben. Nicht alle waren es zufrieden, denn ein Gaukler ist halt nur – na ja! – ein Gaukler und kein Edelstein in der Krone des berühmten Klosters.
Der Abt rief die Mönche ins Kapitel zusammen, und hub an zu reden.
„Lernt von unserm Gaukler Moritz das Beten!“
Sie hoben die Augenbrauen, rümpften die Nasen und brummelten alles Unverständnis in die weißen Bärte.
der Gaukler
„Lernt von ihm das Beten! Seine drei Stäbe …, schaut wie sie sich drehen …, wie sie tanzen, umeinander wirbeln …, wie sie spielen. Sie sind reine Lust.
Er hat nichts als diese drei Stäbe. Sie sind sein Leben. Er kann nichts anderes als diese Stäbe. Wie leicht wirkt, was er damit macht.
Anfangs gelang ihm wenig, so dass er schier verzweifelte. Aber er blieb dran, und es wurde. … und jetzt: sie springen, hüpfen, wirbeln, … leicht, … spielerisch leicht.
Lernt von den Stäben und ihrem Meister.“
Verdutzt schauten die Mönche sich an, … und den Gaukler. Zögernd griffen sie zu ihren Büchern. Sie stolperten die Psalmen darin.
Sie blieben dran und übten und üben, dass die Buchstäbe der Worte und Bilder tanzen lernen, ein Wirbelspiel für Gott.
Albert Altenähr
2017-06-20
Zwei Tage nach dem Historischen Jahrmarkt 2017