Die Krippe 2014
Die Krippe 2014 übernimmt die diesjährige Adventdekoration und führt sie weihnachtlich fort und über das Fest hinaus in den Horizont des Endzeitkommens Jesu hinein. Das konkrete Jahresfest Weihnachten ist nicht das Ziel, sondern immer auch Vorausbild des Wiederkommens Jesu am Ende der Zeit.
Die liturgische Farbe Violett ist die Farbe der beiden Bereitungszeiten des Kirchenjahres: der Advent ist Hinführungszeit nach Weihnachten, die Fastenzeit Hinführung nach Ostern. Benedikt sagt in seiner Regel, dass der Mönch eigentlich immer ein Leben wie in der Fastenzeit führen solle (RB 49,1). Dasselbe könnte er von der Adventszeit sagen. Der poetische Protest, sich mit dem Hier und Jetzt zufrieden zu geben, findet in Buß- und Umkehrfarbe Violett ein Symbol. „Kehrt um zur Zukunft. Verharrt in der Sehnsucht.“
Die Wegspirale will dieselbe Dynamik in einem anderen Bild-Wort aufscheinen lassen. Und genau so spricht das schrittweise Anzünden der Adventkerzen den bleibenden Unterwegscharakter des Glaubens an. Solange der Mensch lebt, bleibt jede Ankunft „hier“ ein Startpunkt in die Zukunft „da!“ Benedikt charakterisiert den wahren Mönch als einen Gott Suchenden. Der Mönch – und der Christ – geht nicht irgendwann in die „Glaubens-Rente“.
Durch die ersten drei Adventwochen standen in der Spiral-Mitte eine knorrige Wurzel und eine einzelne Rose. Das Bild Jesajas vom Baumstumpf, aus dem ein Reis entspringt (Jes 11,1-10), ist in der Kunst des Mittelalters als „Wurzel Jesse“ vielfach aufgegriffen worden. Aus dem Reis wurde im Lied die Rose: „Es ist ein Ros entsprungen …“ – Am 4. Advent hatten wir anstelle der Rose die Osterkerze hingestellt, um auf die Auferstehung als unser Wegziel aufmerksam zu machen.
Unsere Krippe ist in die geschilderten Adventüberlegungen eingebettet. Drei Menschen sind auf dem Adventweg. Der Hirte steht für den, der am Anfang seines Weges ist und noch weit gehen muss. Josef ist schon viel weiter gekommen und Maria ist am weitesten gekommen. Sie alle können Gestalten sein, die wir selbst sind. Wo stehe ich?
In der Mitte – auf einem Blaustein aus unserem Garten - das Jesuskind. Auch er kann ich sein: Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder … (Mt 18,2-10). Weihnachten ist Evangelium = guter Zuspruch Gottes und zugleich hoher Anspruch, auf jeden Fall mehr als gefühlige Krippenseligkeit.
Albert Altenähr
2014-12-23