Zeugnis von Ursula Becker
Ein Jahr "Synodaler Weg" in der Kirche in Deutschland
Genau vor einem Jahr durfte ich hier in der Kirche der Benediktinerabtei Kornelimünster die Synodalkerze entzünden. Sie ist eine Stärkung auf dem Synodalen Weg.
Was ist seit der Zeit passiert?
Wie gehe ich persönlich diesem Weg ?
Ein Bild vom Auftakt der ersten Synodalversammlung Ende Januar 2020 hat sich bei mir tief eingebrannt:
Die Synodalen, getaufte Männer und Frauen mit unterschiedlichen Ämtern und Aufgaben, gehen in Alltagskleidung zusammen in den Frankfurter Dom und feiern gemeinsam Eucharistie!
Wie ging es weiter?
Die zweite Synodalversammlung konnte wegen der Pandemie nicht stattfinden, stattdessen trafen sich die Synodalen in fünf Regionalversammlungen. Das Gespräch über erste Textentwürfe war offen kritisch und konstruktiv.
Die Vier Foren: Macht, Frauen, gelingende Beziehungen und Priesterliche Existenz haben ihre Arbeit aufgenommen. Ich bin im Forum Priesterliche Existenz. Wir arbeiten per Videokonferenzen an ersten Texten. Ich spüre aber, dass reine Textarbeit nicht ausreicht und wünsche mir, um Bischof Hemmerle zu zitieren, dass wir eine Weggemeinschaft werden. Das braucht es mehr Zeit, die uns durch die Pandemie sozusagen geschenkt wird.
Ob Papst Franziskus geahnt hat, wie eine „verbeulte Kirche“ aussehen kann? Zum sexuellen und geistlichen Missbrauch wird nun das strukturelle Versagen mit Rang und Namen sichtbar. An der Stelle möchte man der Kirche endgültig den Rücken zukehren.
Ich möchte ihnen von einem Bild erzählen, was mich seit dem Frühsommer begleitet und mich bisher hoffnungsvoll bleiben lässt :
Jesus ist schmählich am Kreuz gestorben. Die Jünger versammeln sich im Saal mit Maria. Die Türen sind verschlossen. Wer sitzt da? Petrus, der für Jesus sterben wollte und ihn verleugnet hat. Judas hat sich umgebracht. Von den Donnersöhnen ist nichts mehr zu hören. Thomas ist nicht erst garnicht gekommen. Schweigen. Wer kann da noch was sagen?
Wenn ich innerlich an der Stelle angekommen bin, denke ich, Maria, steh doch endlich auf und sag mal, was du von diesen „Freunden“ deines Sohnes hältst.
Aber Maria (Marias?) schweigt mit, bis es unerträglich wird und dann erhebt sie ihre Stimme und sagt: „Meine Seele preist die Größe des Herrn, und mein Geist jubelt über Gott meinen Retter….
ER stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen…..“
Da kann man sich doch vorstellen, wie alle, die da sind, nach und nach die Köpfe heben und auch sie können einstimmen in das Lob Gottes unseres Retters aus aller Schuld. Der Auferstandene ist mitten unter ihnen.
Die Jünger brechen auf, gehen in ihren Alltag und leben das, was sie von ihrem Herrn verstanden haben.
Auch wir können, wenn wir uns am Tisch des Herrn gestärkt haben, in unseren Alltag gehen. Als getaufte Christ*innen sind wir berufen, das zu leben, was wir von Herrn verstanden haben. Daran kann uns keiner hindern!