Feiern – wie geht das?
Eigentlich ist das eine wirklich spannende Diskussion, die da momentan über die Abschaffung von Feiertagen im Raum steht. Eigentlich ..., - ja, wenn man sich wirklich in die Tiefe fragen würde, was das eigentlich ist: „feiern“, - und wie man das eigentlich macht. Dabei sollte man es nicht bei der „man“-Formulierung belassen. sondern sich selbst ganz persönlich be- und hinterfragen: Was verstehe ich unter „feiern“? Wie feiere ich? Kann ich feiern?
Wie geht es also mir, - ja, mir ganz persönlich mit dem Feiern? Manchmal habe ich den Eindruck, dass da irgendwas irgendwo und irgendwie gefeiert wird. Nicht selten scheint das Drumherum und der Aufwand, - die Zahl der Gäste, - die Fülle des An- und Dargebotenen, - die „Lockerheit“ und der „Event“ das Urteil über eine gelungene oder nicht gelungene Feier zu bestimmen. Feiern schein oft ein Happening zu sein, dem man um Himmels willen keine Struktur anmerken darf. Strukturen machen angeblich das Feiern steif und muffelig. Steht also Feier-Zeremoniell gegen Feier-Seligkeit? Und: oft ist der Anlass unwichtig; - Hauptsache: es wird gefeiert!
Für mich ist Feiern zunächst und vor allem einmal mit dem Kopf verbunden. Ich muss, was ich feiern will, und seinen Anlass im Kopf haben. Das heißt, ich muss es bewusst haben und mir bewusst machen. Fast möchte ich sogar sagen: das wache und tiefe Bewusstsein von etwas, das ist mir das eigentlich Fest. Das lässt mich eine Sache feiern, ohne dass ich dafür das Drumherum brauche.
Das Reden vom Feiern und über Feiertage ist darum für mich in erster Linie eine Einladung zum Nachdenken über die jeweiligen Anlässe. Was feiere ich am Sonntag, - am Geburtstag, - bei einer Hochzeit, - bei einem Jubiläum? Ein intensives Nach-Denken und ein wirkliches Bewusstwerden, was ein solcher Feiertag eigentlich bedeutet, ist mehr als nur die „halbe Miete“ für sein Gelingen.
Wir feiern den Sonntag, als den Tag, an dem Christus auferstanden. Es ist nicht schon damit getan, dass wir eine Stunde in der Kirche absitzen.
Wir feiern den Geburtstag, weil wir zu uns selbst „ja“ sagen. Es ist gut, dass es uns gibt. Das Wissen darum ist mehr als eine noch so große Geburtstagsparty.
Wir feiern Jubiläumstage, weil es gar nicht selbstverständlich , dass dieses oder jenes so lange dauert. Gerade in unserer schnellen Zeit heute ist jedes Jubiläum schon ein staunenswertes Wunder.
Als Mönch feiere ich mein Stundengebet, wenn ich es bete – und nicht heruntersage.
Als Tischdiener der Mitbrüder feiere ich diese Aufgabe, wenn ich den Brüdern das Essen reiche (- man achte mal auf dieses Wort: „reichen“!) – und es ihnen nicht „hinknalle“.
Als Leser der im Kloster üblichen Tischlektüre kann ich auch diesen Dienst feiern, wenn ich den Text vor-lese – und ihn nicht einfach ab-lese.
Wir feiern Feiertage, weil wir darin die Freiheit erfahren können, sie mit uns selbst zu füllen.
Die Freizeit eines Feiertages ist zu kostbar, als dass wir sie dem Zeitvertreib, - der Zerstreuung oder der Freizeitindustrie opfern sollten.
Das Feiern und die freie Zeit sind die Chance, sich zu erholen. Man könnte das auch so übersetzen: Sie sind nicht dazu da, vor sich selbst wegzulaufen, sondern innezuhalten, um unserer Seele die Chance zu geben, uns einzuholen.
Ich wünsche Ihnen genutzte freie Zeit. Sie macht Leben zum Erlebnis.
Abt Albert Altenähr OSB