Miteinander
Kurzfristig war ich gebeten worden, als kleines Präsent für eine Trauung eine Schieferplatte zu „be-zeichnen“. Am Morgen machte ich mich an die Aufgabe, zeichnete zwei Vögel im Flug, setzte den Text „miteinander fliegen lernen“ hinzu, und machte ein Foto von der Platte. Das Foto postete ich auf Facebook und kommentierte es über den Anlass hinaus: „etwas für die Kirche "en gros" und "en détail" / für die "zwei oder drei" / für die HochZeit und den Alltag / ... und überhaupt // ... bei allem Fliegen: Bodenhaftung nicht verlieren! “
Das Posting wurde geliked, geteilt, kommentiert. Soweit, so gut – nichts Außergewöhnliches. Aber dann kam auf privatem Weg ein weiteres Echo.
Ich wusste um die Situation der Schreiberin. Vor zwei Wochen aus heiterem Himmel sieht sich das Ehepaar mit der Diagnose „Krebs, Metastasen, inoperabel“ konfrontiert. Dann doch eine Notoperation, kurz darauf ein Luftröhrenschnitt. Was wird werden??????
Die Frau schreibt mir: „er spricht viel vom Fliegen, zeigt es mit den Händen und ich versuche, soweit dies geht, mitzufliegen. Aus meiner Sicht ist er auf dem Weg / Flug in eine andere Welt. Wie lange der Flug noch dauern wird, ist nicht klar. Doch das Ziel ist klar.“ Sie hat ihm das Facebook-Foto gezeigt. Und er signalisierte, dass ihm die Zeichnung gefalle, ob ich sie ihm reservieren könne.
Die Schieferplatte war da längst auf dem Weg zur Hochzeit, für die sie gedacht war. Eine weitere mit demselben Motiv ist schon gezeichnet… -
Im Anfang
die Bitte um eine Zeichnung der Freude
und ihr Foto auf Facebook
Unerwartet das Echo:
Der Schmerz des Loslassens
Miteinander fliegen lernen
Ich denke an die einen und die anderen
Albert Altenähr
2017-09-09
PS: Vor der Veröffentlichung habe ich Rücksprache mit der Verfasserin der zitierten Mail genommen. ...