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Abtei Kornelimünster, 11. Januar 2015
Predigt zur Feierlichen Profess
von Fr. Daniel Tibi OSB
Lieber Fr. Daniel, liebe Schwestern und Brüder.
Wenn Du in den letzten Tagen gefragt wurdest: Was kann man dir zur Profess schenken, so lautete die Antwort: Nichts. Und was wünschst du dir?, so kam wieder die Antwort: Nichts. Und mit diesem „Nichts“ haben wir dann in den gemeinsamen Erholungszeiten viel Freude gehabt in ebenso tief- wie unsinnigen Dialogen!
Du wünschst dir nichts. Bist du schon der ideale Mönch, der mit dem geringsten zufrieden ist?
Es ist einen Versuch wert, die Regel einmal nach den Worten „nicht“ und „nichts“ zu durchforsten.
So heißt es im Kapitel von der Aufnahme der Brüder, nachdem der Mönch eingekleidet wurde: „Er darf sich nichts vorbehalten; denn er weiß ja: Von diesem Tag an hat er nicht einmal das Verfügungsrecht über seinen eigenen Leib“ (RB 58,24f). Ist Benedikt ein Misanthrop? Liebt er das Leben nicht, möchte er die Mönche knechten?
Mitnichten! Dem Abt wird ins Stammbuch geschrieben, dass er für alles Notwendige sorgen muss, dessen der Mönch bedarf: Kukulle (Du bekommst sie gleich überreicht), Tunika, Socken, Schuhe, Gürtel, Messer... und Schreibtafel“ (RB 55,19). Wenn ich Dich mit dem I Pad durch den Gästegang schreiten sehe, dann ist das die moderne Form der Schreibtafel, wie Benedikt sie vorschreibt. Der Mönch bekommt alles, was er zum Leben benötigt. Somit braucht er für sich nichts „nebenher“ zu besorgen – ein Grundübel im Kloster.
Der Wein ist für die Mönche nichts – „weil aber die Mönche heutzutage sich davon nicht überzeugen lassen, sollten wir uns wenigstens darauf einigen, nicht bis zum Übermaß zu trinken, sondern weniger“ (RB 40,6). Nein, Benedikt ist kein Misanthrop sondern jemand, der mit den Grenze und Schwächen seiner Mönche rechnet. Nicht an Vergängliches soll sich der Mönch hängen, sondern an Jesus Christus. So heißt es knapp im 4. Kapitel der Regel:
„Nihil Christi amori praeponere“ (RB 4,21), Nichts der Liebe zu Christus oder der Liebe von Christus her vorziehen. Nichts der Liebe Christi vorziehen – eine ungeheure Herausforderung. Er ist die Mitte, ausder wir leben, er ist das Ziel, auf das wir zugehen, der ist der Weg, auf dem wir gehen. Das ist das Entscheidende, dafür will Benedikt mit seiner Regel die Mönche frei machen. Alles, was nicht unbedingt notwendig ist, darauf soll der Mönch verzichten um der Liebe Christi willen!
Wir feiern diese Profess am Fest der Taufe Jesu. Ganz knapp erzählt der Evangelist Markus davon, wie es so seine Art ist. Johannes der Täufer weist hin auf jemanden, der größer ist als er selber. Das ist auch Aufgabe der Mönche: Hinweisen auf den je Größeren Jesus Christus. Wir sollen absehen von uns selber und hinsehen und weisen auf den Größeren. Wenn wir uns darum immer neu bemühen, dann kann es auch uns geschehen dass sich der Himmel öffnet und eine Stimme zu hören ist: „Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden.
Akustisch werden wir in dieser Stunde der Profess nichts davon hören. Aber gehört haben wir sie alle bei unserer Taufe. Wir alle, Mönche oder Nichtmönche, sind auf diesen Jesus Christus hin getauft. In der Taufe erhielten wir das Taufkleid als Zeichen dafür, dass wir Christus als Gewand angezogen haben, die Übergabe der Kukulle ist ein erneutes Zeichen dafür, dass Du, Daniel, Jesus Christus anziehen willst und ihm immer gleichförmiger werden möchtest. Auf diesem Weg wollen wir mit Dir gehen, für diesen Weg wünschen wir Dir von Herzen Gottes Segen. Amen.
Abt Friedhelm Tissen