"Wir wollen nicht mit Wort und Zunge lieben, sondern in Tat und Wahrheit“ (1 Joh 3,18)"
Predigt von P. Albert zum Requiem unseres P. Georg
Lieber P. Georg,
als du mich 2012 im Zusammenhang mit deinen Gedanken zur Gestaltung deiner Beerdigung gebeten hast, die Predigt zu halten, war das für mich wie ein Ritterschlag für unsere Beziehung von ihren schwierigen Anfängen bis zur wechselseitigen Wertschätzung.
In deinen Unterlagen zur heutigen Feier – so wie ich sie von dir erhielt – heißt es einfach: „Predigt P. Albert.“ Als Abt Friedhelm bei unseren Konventsbesprechungen der letzten Tage die ihm vorliegende Fassung deiner Wünsche vorlas, hörten wir den klein gedruckten Zusatz: „wie vereinbart nicht theologisch, sondern für jeden ‚normalen Menschen‘ verständlich und ohne Kunstpausen.“ Der Konvent lachte schallend. In deinen wenigen Worten war unser beider Verschiedenheit deutlich markiert. Aber davor steht der eindeutige Wunsch: Predigt P. Albert.
Du warst eine eigenständige Persönlichkeit und eine eigenwillige. Das gab dir Profil und Kanten. Ein Widerwille gegen einengende und kleinliche Prinzipienreiterei forderte den Weg an der langen Leine ein. „Lindgrün“ war ein häufiger Farbvorschlag, wenn es um dir unwichtige Dinge ging. Andererseits gingen grüner Blumenkohl – sprich Broccoli -, grüner Spargel oder auch grüne Nudeln „aus Prinzip“ gar nicht.
Das Bibelwort „Wir wollen nicht mit Wort und Zunge lieben, sondern in Tat und Wahrheit“ (1 Joh 3,18) war dir ein prägendes Lebenswort. Du hast es zupackend gelebt, was in diesen Tagen viele dankbar erzählen.
Oft wird in diesem Bibelvers ein plakatives Gegeneinander erkannt: Hier das Wort – da die Tat und Wahrheit. Und auch du hast das Schwarz-Weiß-Gegeneinander von Wort und Tat aufblitzen lassen: bitte keine theologische Predigt, sondern etwas für ‚normale Leute‘. Gestatte mir hier einen kleinen Einspruch. Müssen wir zum rechten Verstehen des Bibelwortes da nicht eigentlich ein Miniwort einfügen: „Wir wollen nicht nur mit Wort und Zunge lieben, ...“? Wort und Tat wollen keine Gegensätze sein, sondern sie müssen zueinanderfinden und sich ergänzen. Nicht das eine oder das andere. Erst beides zusammen wird ein Ganzes.
Lieber Georg, als du vor einer Woche am Himmelstor anklopftest und Petrus rausschaute, um zu sehen welcher Heilige da Einlass erbat, wirst du gesagt haben: „Kein Heiliger, … nur ‚Ischsch‘.
Heiligsprechende Nachrufe und eine heiligsprechende Predigt wären dir ein Greuel. Was dich in den Himmel begleitet, sind unzählige Fürsprecher, die dankbar sind, dass du ein Stück ihres Lebenswegs warst.
Gestatte mir ein Letztes: eine „Kunstpause“ …
Amen.