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Das Rosenkranzfest

2014-10-07 Marienrosette - HL 610

 

Das Rosenkranzfest erinnert an die Seeschlacht von Lepanto am 7. Oktober 1571. Papst Pius V. hatte in der Auseinandersetzung der sog. Heiligen Liga mit dem osmanischen Reich zum besonderen Rosenkranzgebet aufgerufen. Der überraschende Sieg der christlichen Flotte unter Juan de Austria (1547-1578) über den stärkeren Gegner wurde dem Beistand der Muttergottes zugeschrieben. Der Sieg von Lepanto bedeutete das Ende des Mythos von der Unbesiegbarkeit der Osmanen und dämmte deren Vorherrschaft auf das östliche Mittelmeer ein. Das und die schnelle Einführung eines Dank-Gedenktags „Unserer Lieben Frau vom Sieg“ (1572) gaben der Übung des Rosenkranzgebetes einen starken Aufschwung. 1716 wurde es nach dem Sieg des Prinzen Eugen von Savoyen (1663-1736) über das osmanische Reich (Schlacht von Peterwardein) als Fest in den römischen Kalender aufgenommen.

Auch die Verehrung der Tagesheiligen – Santa Giustina, der Patronin von Padua und unserer dortigen Abtei – erlebte, vor allem im Venezien (Venedig hatte ein starkes Flottenkontingent entsandt) einen nachhaltigen Aufschwung.

Ähnliches gilt übrigens auch für die Verehrung des hl. Laurentius. An seinem Gedenktag, dem 10. August, fand 955 die Schlacht auf dem Lechfeld (bei Augsburg) statt. Dort besiegte Otto I. die Magyaren und „stoppte“ damit ihr Vordringen nach Westen. Laurentius wurde in der Folge einer der beliebtesten Heiligen.

Übrigens: Am 7. Oktober 1834 wurde das 1810 von Napoleon geschlossene Kloster Praglia unserer Kongregation (12 km von Padua entfernt) wieder errichtet. Ein zufälliges Datum, oder doch eine bewusste Tageswahl? Das doppelte Fest des Rosenkranzes und der Patronin Paduas kann an eine "Glück stiftende" Tageswahl denken lassen. Und innerhalb dieses doppelten Festglanzes kann noch einmal gefragt werden, ob gewichtigere Glanzpunkt die Lokalheilige Giustina oder das weltkirchliche Rosenkanzfest den stärkeren Akzent setzte.

Weltgeschichte und Frömmigkeit …, ein interessantes Kapitel! … und wenn nur unter dem Aspekt: „’Erfolg’ ist die beste PR.“

Und der Rosenkranz heute? Am 7. Oktober 1938 gab es in Wien die in Deutschland wenig bekannte „Rosenkranz-Demonstration“, die mit mehr als 6000 jungen Katholiken als Bekenntnis zur Kirche gegen den Nationalsozialismus in Österreich Auslöser des katholischen Widerstandes gegen die Nazis war. Aus der ganz persönlichen Frömmigkeit ist das Beten des Rosenkranzes (bei „uns“) weitgehend verschwunden. Bei Gruppenwallfahrten und bei Totenwachen am Abend vor einer Beisetzung wird es noch gepflegt. Verbreitet ist weiterhin der Brauch, dem Verstorbenen einen Rosenkranz in die Hände zu geben.

2014-10-07 Rosenkranz mit Benediktsmedaillen
Roseenkranz mit Benediktusmedaillen als "Perlen"