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Der Oblatenrektor: Regelüberlegungen zu seinem Profil

Der Oblatenrektor

Regelüberlegungen zu seinem Profil

Bei jeder Ämterbesetzung in unseren benediktinischen Gemeinschaften lautet die Fragestellung: Wer kann das machen? Die Aufgabe scheint dabei meist klar zu sein, zumal wenn es sie seit „Urzeiten“ in unseren Häusern gibt. Die Suche dreht sich dann sehr schnell um das „Wer“: Wen haben wir für diese Aufgabe. Es sei die Frage erlaubt, ob wir uns nicht dabei zu schnell von der Frage nach der Aufgabe wegbewegen. Ist die Aufgabe wirklich immer so klar? Ist sie vielleicht im Lauf der Zeiten mit Traditionen und Patina verkrustet, so dass sie gar nicht mehr so klar vor Augen steht? Hat sie durch einen bisherigen Amtsinhaber vielleicht eine so persönliche Aussprägung gefunden, dass seine Art der Amtsführung nicht mehr von der Amtsaufgabe zu unterscheiden ist? Ist die Aufgabe überhaupt je reflektiert worden?

Sowohl diejenigen, die ein Amt neu besetzen, als auch der, der es übernimmt, müssen sich zuerst fragen, was es mit diesem Amt auf sich hat. Die Amts-„Qualität“ muss deutlich sein. Nur so kann verhindert werden, dass es qualitätslos besetzt wird. Nur so wächst das Bewusstsein und die Verantwortung, es qualifiziert besetzen und wahrnehmen zu müssen.

Mosaiksteine aus der Regel Benedikts

Benedikt kennt in seiner Regel weder die Oblaten, wie sich das Institut im Lauf der Zeit ausgebildet hat, noch den Oblatenrektor, - den Mitbruder des Klosters, dem die Betreuung der Oblaten anvertraut ist. Aber vielleicht lässt sich mit einer gewissen Portion einfühlender Phantasie doch einiges finden, das dem Oblatenrektor in sein Aufgabenbild eingezeichnet werden kann.

Die Oblaten sind gewissermaßen „Grenzgänger“. Sie sind einerseits voll und ganz Menschen der Welt außerhalb des Klosters. Sie sind keine Mönche, wollen es nicht sein und wir Mönche sollen sie nicht ins Kloster hinein vereinnahmen wollen. Andererseits erkennen sie als geistige und geistliche Quelle ihres Weltlebens den benediktinischen Akzent des Evangeliums, wie er ihnen in ihrem Oblationskloster entgegenstrahlt.

Wenn die Oblaten „Grenzgänger“ sind, dann ist für den Oblatenrektor in der Regel Benedikts nach Amtsbeschreibungen zu suchen, die innerhalb des Klosters Grenzgänger-Aufgaben wiederspiegeln, Wenn ich es recht sehe, sind das vor allem die Aufgaben des Pförtners, des Gastmeisters, des Novizenmeisters und  - des Abtes. So wie ich die Ämter hier aufgeführt habe, deutet die Reihenfolge einen Weg in das Innere des Klosters an: von der Pforte über den Gästetrakt in das Noviziat, um schließlich in der Profess in die volle Gemeinschaft mit der Klostergemeinschaft zu führen.

So wenig die angeführte Ämterfolge andeuten will, dass der Besucher an der Pforte „eigentlich“ ins Kloster gelockt werden soll, so sehr kann sie andeuten, dass auch eine flüchtige Begegnung mit dem Außenstehenden aus dem wirklichen Innenraum Kloster heraus geschehen muss, wenn sie fruchtbar sein soll. Ein Grenzgänger-Amt kann nicht bedeuten, dass sein Inhaber mit einem Fuß im Kloster, mit dem anderen draußen stehen darf oder gar muss. Im Gegenteil: nur wer mit beiden Füßen im Kloster steht, kann Botschafter an der Grenze und darüber hinaus sein.

Der Pförtner des Klosters

An die Pforte des Klosters stellt man einen erfahrenen älteren Bruder, der Bescheid zu empfangen und zu geben weiß und den die Reife seines Charakters vor dem Herumschweifen bewahrt. Der Pförtner soll seine Wohnung neben der Pforte haben, damit die Besucher ihn immer dort antreffen und Auskunft erhalten. Sobald jemand anklopft oder sich ein Armer meldet, antwortet er: „Gott sei Dank“ oder „Segne mich“. In aller Freundlichkeit, wie sie ihm die Gottesfurcht eingibt, und beseelt vom Eifer der Liebe, gebe er sogleich Auskunft.

Der erste Mönch, dem der Besucher im Kloster Benedikts begegnet, ist der Pförtner. Es wird immer wieder darauf hingewiesen, dass Benedikt - anders als die ihm vorliegende Magisterregel[1] – offensichtlich bewusst Qualifikations-voraussetzungen für das Amt formuliert. Der Posten soll mit einem „senes sapiens – einem erfahrenen älteren Bruder“ besetzt werden. Die Magisterregel sieht als Pförtner „fratres aetate decrepiti – altersschwache Brüder“ vor.

Die „sapientia – Erfahrung“, die Benedikt für seinen Klosterpförtner voraussetzt, ist eine Mischung von praktischem Händchen, gestandener Solidität und geistlicher Tiefe. Der Pförtner muss reaktionssicher „sein Geschäft“ beherrschen, Informationen aufzunehmen, zu verarbeiten und die treffenden Antworten zu geben. Die „maturitas – die Reife seines Charakters“ verleiht ihm die Stabilitas der Zuverlässigkeit. Er ist auf seinem Posten und nicht irgendwo anders, - im Traumland des Nirgendwo. Das alles ist genährt und getragen vom „timor Dei – Gottesbewusstsein“ und dem „fervor caritatis – dem Feuer der Liebe“. Es ist diese Mischung von erdhafter Bodenständigkeit und geistlicher Verwurzelung, die den Pförtner des Klosters zu einem guten Pförtner macht.

Der Gastmeister

Was die Gastwohnung betrifft, so werde sie einem Bruder anvertraut, dessen Seele von Gottesfurcht erfüllt ist. Es sollen dort Betten in genügender Zahl bereitsgestellt sein. Und das Haus Gottes soll von Weisen und weise verwaltet werden.

Der Aufenthalt im Gastbereich des Klosters ist ein Schritt in den inneren Bereich der Gemeinschaft.

Das erste, was über den Gastmeister zu sagen ist, ist die Tatsache, dass Benedikt ihm in der Regel kein eigenes Kapitel widmet. Die Gastaufnahme ist Sache der ganzen Gemeinschaft, die insgesamt dem Gast „cum omni officio caritatis – mit aller gebotenen Liebe“ begegnet (53,3). Dem Gast wird das Gebet mit der Gemeinschaft und dann „omnis humanitas – alles, was er als Mensch bedarf“ gastfreundlich geschenkt (53,9).

Im Rahmen der Gastaufnahme werden in der Regel Benedikts drei Aufgaben benannt, die einzelnen Mitbrüdern zugewiesen sind.

Der „erste“ Gastmeister im Kloster Benedikts ist der Obere/Abt des Klosters. Er wird an der Spitze aller gastgebenden Brüder genannt. Als einzelner hört er mit den Gästen das „göttliche Gesetz“. Er speist mit ihnen. Neben dem Oberen werden Brüder genannt, die die die Abts- und Gastküche versorgen. Zu diesem Dienst werden Brüder benannt, „die sich auf diesen Dienst gut verstehen“ (53,17). Schließlich gibt es den Mitbruder, dem die Gastwohnung anvertraut ist. Worin sein Dienst genauer besteht, wird in der Regel nicht gesagt.

Im unmittelbaren Zusammenhang wird aber von der Zahl der Betten im Gästetrakt gesprochen. Das lässt auf eine eher „technische Versorgungsaufgabe“ schließen[2]. Andererseits wird gerade diesem Mitbruder als notwendige Voraussetzung abverlangt, dass seine Seele vom „timor Dei – Gottesfurcht / Gottesbewusstsein“  erfüllt ist (53,21). Und nach dem Hinweis auf die Bettenzahl im Gästetrakt fügt Benedikt einen „allgemeinen“, sehr dezidierten Hinweis auf die „sapientia – Weiheit / Erfahrung“ an: „Das Haus Gottes soll von Weisen und weise verwaltet werden“ (53,22). Gottesfurcht und Weisheit sind zwei Kriterien, die auch für die Auswahl des Pförtner genannt wurden.

Der Novizenmeister  
Man weist ihnen einen älteren Mitbruder zu, der es versteht, die Seelen zu gewinnen, und der über sie mit größter Aufmerksamkeit wacht. Man achte sorgfältig darauf, ob der Novize wirklich Gott sucht, ob er Eifer hat für den Gehorsam, für Verdemütigungen. Im voraus sage man ihm offen, wie rauh und schwierig der Weg ist, der zu Gott führt.

Der Novizenmeister

Auch dem Novizenmeister ist in der Regel kein eigenes Kapitel gewidmet[3]. Ein einziger Satz genügt Benedikt, um seine Aufgabe zu umschreiben. Dieser Satz wird dann allerdings gefüllt mit Aussagen, worauf man bei den Novizen zu achten hat.

Wie für die Pförtneraufgabe sieht Benedikt für das Amt des Novizenmeisters einen „senior – einen gestandenen Bruder“ vor. Obwohl das lateinische Wort „senior“ zunächst irgendwie eine Altersangabe suggeriert, ist in der Mönchstradition mit diesem Wort weniger an ein natürliches Geburtsalter gedacht, sondern vor allem ein Reifegrad im monastischen Leben im Blick (- was nicht ausschließt, dass damit in der Regel auch ein gewisses natürliches Alter verbunden ist).

Der Novizenmeister soll vor allem die Gabe haben, „Seelen zu gewinnen“. Außer an die schon genannte Standfestigkeit in der eigenen Berufung, die für diese Zielsetzung zweifellos vorauszusetzen ist, denkt Benedikt hier offensichtlich an die Gabe, die lebendige Überzeugung lebendig überzubringen.

Aus der Magisterregel könnte Benedikt der Gedanke untergelaufen sein, dass der Novizenmeister „omnino curiose  - mit größter Aufmerksamkeit“ über die Novizen wachen soll. Während beim Magister aber die geforderte Aufmerksamkeit gegenüber Gästen und Eintrittskandidaten von der Angst vor Diebstahl diktiert wird, legt der Zusammenhang bei Benedikt eher einen geistlichen Blick auf die spirituelle Einwurzelung und das Hineinwachsen in die Berufung nahe. Am ehesten könnten wir Benedikt Absicht vielleicht als geistlichen Unterrichts- und Begleitauftrag deuten.

Der Abt

Er soll wissen, wie schwer und mühevoll die Aufgabe ist, die er übernommen hat: Seelen zu leiten und der Eigenart vieler zu dienen; bei dem einen soll er es mit liebenswürdiger Güte, bei dem anderen mit Tadel, beim dritten mit eindringlichem Zureden versuchen. Er ordne alles so maßvoll an, dass die Starken angezogen und die Schwachen nicht abgeschreckt werden.

Es wird gewiss seltsam erscheinen, das Abtsamt als Grenzgänger-Aufgabe zu deuten. Vielleicht wird die Verwunderung durch den folgenden Gedanken ein wenig gemildert. Auch mit seiner ewigen Profess und dem Leben in ihr ist der Mönch noch nicht in der Mitte angekommen. Er bleibt ein Suchender, - einer, der immer noch „draußen“ ist, - einer, der auf die Mitte sein Leben lang zugeht. Er „hat“ sie nie. Mit seinen Mönchen ist auch der Abt auf diesem Weg. Mit ihnen unterwegs, fordert das Amt ihn aber heraus, seinen Mönchen zugleich voraus zu sein. Seine Aufgabe ist es, die Sehnsucht nach der Mitte in sich selbst und dann auch in seinen Mönchen wach zu halten. Aus der geglaubten und ersehnten Mitte heraus muss er die Mönche auf die Mitte hinlocken. Das ist sein Grenzgang. Das Jesus-Wort an Petrus darf in diesem Sinn wohl auf den Abt und seine Aufgabe angewandt werden: „Ich aber habe für dich gebetet, daß dein Glaube nicht erlischt. Und wenn du dich wieder bekehrt hast, dann stärke deine Brüder“ (Lk 22,32).  

Aus dem reichen Repertoire bedenkenswerter Gedanken über den Abt greife ich hier nur einen auf. Es geht Benedikt bei seinem Gemeinschaftsideal nicht darum, dass die Einzelnen „auf Vordermann getrimmt“ werden, sondern dass sie in ihren Möglichkeiten gefördert und gefordert werden. Diese Förderung des Einzelnen zur Entfaltung der Möglichkeiten seines Ichs zielt dabei nicht auf eine individualistische Selbstverwirklichung, die den Mitmenschen aus dem Blick verliert. Benedikt warnt in diesem Sinn immer wieder vor der „propria voluntas – der störrischen Eigenwilligkeit“. Das Ziel benediktinischer Selbstverwirklichung ist vielmehr die Gemeinschaftfähigkeit und Gemeinschaftsbereitschaft. Der Schatz des Eigenen kommt erst dort zum Strahlen, wo er sich auf den Bruder / die Schwester hin öffnet und verschenkt. Der Ort der Bewährung für diese Offenheit ist nicht die irgendwo im Land Utopia erträumte Gemeinschaft, wo alles in idealer Harmonie einhertänzelt, sondern die kantige Wirklichkeit der uns von Gott zugemuteten Brüder in meinem konkreten Kloster hier und jetzt.

Das Profil des Oblatenrektors

Die angeführten Mosaiksteinchen fügen sich durchaus nicht zu einem runden Gesamtbild für das erwünschte Anforderungsprofil eines Oblatenrektors zusammen. Sie wollen darum zunächst einfach dazu anregen, sich überhaupt einmal über die Aufgabe Gedanken zu machen, bevor man das Amt „irgendwie“ besetzt.

Der Oblatenrektor ist „Botschafter“ Christi, ... des Benediktinischen, ... seines Klosters. Er ist Bindeglied des „Drinnen“ zum „Draußen“. Das kann er nur sein, wenn er innerlich wirklich in seinem Kloster zu Hause ist. Es gilt auch hier – in Variation – das Wort: 80% aller Berufungspastoral muss nach innen orientiert sein. Wenn ihm das Kloster nicht Heimat ist, kann er vom Geheimnis seines Schatzes nicht glaubwürdig erzählen. Er mag unendlich viel Richtiges sagen, aber die non-verbale Botschaft seiner klösterlichen Nicht-Beheimatung verhindert den zündenden Funkenflug der Botschaft.

Wie die Oblaten / die Menschen draußen und mit ihnen muss sich der Oblatenrektor weiterhin als Suchender verstehen und erleben. So sehr ihm der monastische Weg Lebenselixier ist, so wenig ist er auf diesem Weg schon am / im Ziel. So sehr er ein Glaubender ist, so wenig ist er ein Wissender, - geschweige denn ein All-Wissender. In diesem Sinn sollte sich der Oblatenrektor weniger als ein Ratgebender, sondern als ein Mitsuchender verstehen. Denn auch ihm ist Gott – im hintergründig besten Sinn – „fragwürdig“[4].

In unterschiedlicher Dringlichkeit bei den einzelnen Klöstern und ihren Oblatengemeinschaften, aber insgesamt von sicher wachsender Bedeutung dürfte die Frage nach den Kriterien sein, die wir bei der Aufnahme von neuen Oblaten und in der Begleitung der Oblaten anlegen. Die Frage des Selbstverständnisses der Oblaten und der christlichen Lebensprägung aus dem Oblatenversprechen scheint mir weder in den Klöstern selbst, noch bei den einzelnen Oblatengemeinschaften und sicher noch weniger Klöster- und Oblatengemeinschaften-übergreifend hinreichend klar zu sein. Äußere Praxis (Treffen, Einkehrtage, Oblatenbriefe, Gebetsverpflichtungen etc.) sind eine Sache – und sie scheint schon sehr verschieden in den einzelnen Gemeinschaften zu sein. Die wirkliche Einprägung der Oblation in das Lebensganze ist darüber hinaus noch einmal eine ganz andere Sache. Eine nebulöse Nähe-Sehnsucht zum Kloster und eine allgemeine Frömmigkeit sind sicher nicht hinreichende Kriterien, sondern weiter zu befragen und auf jeden Fall zu präzisieren.

Die Frage scheint mir vor allem aus zwei Gründen zu diskutieren zu sein. Zum einen sind die Oblaten nicht irgendwie „frei schwebende Benediktiner in der Welt“, sondern sie sind an ein konkretes Kloster angebunden. Es sollte darum der Klostergemeinschaft insgesamt nicht gleichgültig sein, wer und wie wer das Bild des Klosters in die Welt hinein weitergibt. Nicht nur die Mönche, sondern auch seine Oblaten sind prägend für das Bild des Klosters.

Zum andern haben die einzelnen Oblaten nicht nur ihre Bindung an das Kloster, sondern rücken heute auch in den Oblatengemeinschaften näher zusammen. Zumindest in kleinen Oblatengemeinschaften stellt sich damit die Frage: wie passen die einzelnen Oblaten zueinander? Wie weit kann das Spektrum der Unterschiede reichen, ohne dass das Ganze in Einzelteile auseinander fällt?

Für den Oblatenrektor setzt das noch einmal die Notwendigkeit einer großen Rückbindung in seinen Konvent voraus, denn die Oblaten sind nicht seine private Seelsorgeklientel, sondern Oblaten des Klosters. Die Kehrseite dazu ist natürlich ein wirkliches Konventinteresse an den Oblaten. Sie sind nicht „deine (= des Oblatenrektors) Oblaten“, sondern „unsere (= des Klosters) Oblaten“! Das mag sich selbstverständlich anhören, aber ist es wirklich so selbstverständlich?

Sowohl mit Blick auf die Klostergemeinschaft als auf die Oblatengemeinschaft des Klosters muss der Oblatenrektor die Sensibilität der Unterscheidung der Geister haben und entsprechend die Unterscheidung zwischen „Ja“ und „Nein“ wagen. Aus meinen eigenen Anfangserfahrungen beim (Wieder-) Aufbau unserer Oblatengemeinschaft weiß ich, dass der Oblatenrektor durchaus in der Gefahr ist, die „Messlatte“ niedrig zu halten. Damit tut er weder den ernsthaft Suchenden noch dem Oblatenkreis, - und auch nicht dem Kloster oder sich selbst einen Gefallen. Der Wunsch nach Nähe zum Kloster muss sich nicht notwendigerweise in der Oblation konkretisieren!

Die hier vorgestellten Überlegungen zum Profil des Oblatenrektors sind einerseits noch sehr vage, andererseits stoßen sie Fragen an, die weit über die Aufgabe des Oblatenrektors hinausgehen. Wenn die Überlegungen zum Widerspruch, - zu Präzisierungen, - zu Weiterungen und / oder zur Reaktion anregen, haben sie ihr Ziel erreicht.

Albert Altenähr OSB
2001-07-15


[1]  Weil diese Überlegungen vielleicht nicht nur von „Fachleuten“ gelesen werden, sei es erlaubt darauf hinzuweisen, dass die sog. Magisterregel als die Hauptquelle gilt, auf die Benedikt von Nursia in seiner Regel zurückgreift. Sie scheint zu Beginn des 6. Jahrhunderts  in Süditalien entstanden zu sein. Nicht ohne einen gewissen Stolz weist der heutige Abt von Kornelimünster darauf hin, dass der Name „Magisterregel – Regula Magistri“ auf den Gründerabt von Kornelimünster, Benedikt von Aniane, zurückgeht.

[2] In der Magisterregel sind zwei Mitbrüder aus der Mönchsgruppe, die gerade den Küchendienst versieht, für die Gastwohnung zuständig. Die Gastwohnung ist also ein Unterbereich des Küchendienstes. Die Aufgabe der beiden Verantwortlichen für die Gästewohnung ist vor allem die diskrete Überwachung der Gäste: „ Zur vorsorglichen Überwachung sollen auch zwei Brüder ... abgestellt werden, die die fremden Brüder unbemerkt beobachten. ... Auf diese Weise scheinen sie den Gästen liebevollen Beistand zu gewähren und bewachen gleichzeitig die Sachen des Klosters unbemerkt vor unsicheren Brüdern“ (RM 79,5.14 u.a.)

[3] In der Magisterregel (RM 87-90) gibt es keinen Novizenmeister. Der Abt selbst nimmt diese Aufgabe wahr. Die um den Eintritt nachgefragt haben, sollen zwei Monate im allgemeinen Gästebereich verweilen und sich dort prüfen. Hier begleiten sie die Brüder, die für die Fremden zuständig sind. „Während dieser zwei Monate sollen sie unter der Aufsicht jener Brüder stehen, die über die Fremden wachen, und diese sollen ebenso unbemerkt auch sie bewachen. Sie sollen auch in dem für die Fremden bestimmten Raum schlafen, damit ihr Ein- und Ausgehen im Kloster von den anwesenden Wärtern gesehen wird, und sie sollen zu jeder Zeit, falls sie sich von der Gemeinschaft der Brüder irgendwo getrennt haben, von den Wärtern aufmerksam gesucht werden, damit sie sich nicht etwa vorzeitig ohne Abschiedsgruß und mit gestohlenem Gut davonmachen“ (RM 88,7-10).

[4]  Ich übersetze das Wort aus dem Novizenkapitel der Regel „si revera Deum quaerit – ob er wirklich Gott sucht“ gerne auch mit „ob ihm Gott wirklich eine Frage ist“ oder auch „ob er sich wirklich von Gott in Frage stellen lässt“.