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Gemeinschaft

Unser Selbstverständnis als Mönche von Kornelimünster

Wer wir sind

Wir sind eine kleine Gemeinschaft von acht Mönchen. Unser Kloster ist Teil der internationalen sublazensisch-cassinesischen Benediktinerkongregation. Die Zugehörigkeit zu diesem internationalen Verbund weitet unseren Blick über unseren eigenen Erfahrungshorizont hinaus.

Wir sind Mönche. Das charakterisiert uns im Unterschied zu anderen Ordensleuten vom historischen Alter her und wohl auch von der Gründungsabsicht. Mönche suchen in erster Linie eine Lebensform, weniger ein besonderes Aufgabenfeld. Die gesuchte Lebensform war die christliche, wie sie in der Apostelgeschichte für die frühe Christengemeinde dargestellt wird. Das apostolische Leben ist in diesem Sinn die Lebensform in den Gemeinden, die die Apostel gegründet hatten. Benedikt hat im Abendland nicht das eremitische, sondern das gemeinschaftliche Mönchsideal unter Regel und Abt aufgenommen. Die Gemeinschaft der Brüder ist dem einzelnen Hilfe und Stärkung auf dem Weg zu Gott. Durch das Kloster Subiaco, der ersten Gründung des hl. Benedikt, fühlen wir uns dem Geist des benediktinischen Ursprungs verpflichtet.

Wir leben an einem konkreten Ort, Kornelimünster. Seine Geschichte und Tradition prägen uns und werden von uns mit geprägt. Wir haben als einzelne eine gemeinsame geistliche Basis in Evangelium, Regel und unserer Erfahrung. Wir suchen Gott (vgl. RB 58) und erfahren uns als eine suchende Gemeinschaft. Wir erleben dieses Suchen als einen fortwährenden Entwicklungsprozess, - wie sich auch die Regel Benedikts aus seinen Erfahrungen entwickelt hat. In der Regel Benedikts finden wir den Grundduktus unseres Lebens. Wir unterscheiden in ihr die grundlegend gültige Regel und konkrete zeitbedingte Regelungen des monastischen Lebens.

Warum es uns hier gibt

Unser Kloster geht zurück auf die Gründung Benedikts von Aniane vor fast 1200 Jahren und auf die Neugründung von der niederländischen Abtei Merkelbeek her nach der Kulturkampfzeit zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

Was wir wollen

Die Freude an Gott ist unsere Kraft (vgl. Neh 8,5); der Herr ist unser Lied und unsere Stärke (vgl. Ps 118). Wir wollen in einer und als eine Gemeinschaft von Brüdern Gott suchen und dieser Freude Ausdruck geben. Wir wollen so den Ruf Jesu „Kommt und seht!“ (Joh 1,39) einladend in die Welt hinein leben. Wir sind überzeugt, dass unser Dasein als Mönche die Grundform unserer monastischen Pastoral ist. Dies prägt unsere eigene Art der Gastfreundschaft. Uns ist es wichtig, dass wir unseren Gästen viele Möglichkeiten zum Kontakt mit uns Mönchen geben, sei es ungezwungen bei einer Begegnung zwischendurch, bei der Erfahrung des gemeinsamen Gebets, in Gesprächen, bei Einkehrtagen und Exerzitien. So geben wir unseren Gästen sehr viel Anteil an unserem Leben als Mönche und Zeugnis von gelebtem Christsein. Wir glauben, dass der Mensch zu sich selbst findet, wenn er ein ganzes JA zur Erde und ein ganzes JA zu Gott spricht. In dieser positiven Spannung findet der Mensch seine Selbstverwirklichung. Gebet und Arbeit - das benediktinische »ora et labora« - sind in diesem Sinn die Pole unseres Selbstverständnisses als Christen und Benediktiner.

»Gebet« ist für uns die innere Grundausrichtung, Gott in unserem Leben zu Wort kommen zu lassen. »Gebet« ist darum mehr ein Hören und Fragen, was Gott für unser Leben sagen will, als eine Anhäufung menschlicher Worte. Auch das Gebet in der Gemeinschaft - das Chorgebet z. B. - ist vor allem ein Sich-Hineinhören in Gott. Die Regel Benedikts beginnt mit den Worten: „Höre, mein Sohn, und neige das Ohr deines Herzens“ (Prol. 1).

»Arbeit« ist für uns das ganze Feld der Durchdringung der Welt mit Gott. Es ist Handwerk, aber auch Kopfarbeit. Es ist das Mühen um den materiellen Unterhalt, aber auch die unbezahlbare Begegnung mit den Menschen. Ob Schreinerei, Küche, Garten oder Beichtstuhl, Sprechzimmer, Schreibtisch, ob der Psalmengesang im Chorgestühl oder das Surren der Maschinen … jede klösterliche »Werkstatt« ist eine »Wirkstatt« Gottes.

Woran wir uns orientieren, wovon wir uns inspirieren und für unser gemeinsames Handeln motivieren lassen

Wir orientieren uns an der Heiligen Schrift und an der Regel Benedikts. Das Zeugnis des Lebens Jesu, der ersten Christen und des hl. Benedikt, der alten Mönchsväter, des Abtes und der Brüder gibt uns konkrete Maßstäbe für unser Leben. Die Zeichen der Zeit sind uns Herausforderungen für unseren Glauben. In offenem Dialog wollen wir in der Welt, doch nicht von dieser Welt leben. Die Verheißungen Gottes, die wir in den Bildern der Heiligen Schrift finden, ermutigen und stärken uns. Die Liturgie und das private Gebet bildet das Rückgrat unseres Tages.

Wie wir leben und miteinander umgehen

Wir leben als Gemeinschaft im Rhythmus der liturgischen Tagzeiten, persönlichen Gebetes und geistlicher Lesung sowie im Rhythmus unserer jeweiligen Aufgaben. Über die Ausfüllung des Tages ist der einzelne nicht nur sich selbst, sondern auch dem Abt und den Mitbrüdern, sowie, wenn auch in anderer Weise, den Menschen außerhalb des Klosters ehrliche Rechenschaft schuldig. Der Austausch untereinander auf den verschiedensten thematischen und persönlichen Ebenen zwischen Einzelnen und in der Gemeinschaft ist Voraussetzung für gelingendes Gemeinschaftsleben. Darum bemühen wir uns z. B. in wöchentlichen Konventgesprächen und in der täglichen Rekreation. Neben der Leitungsverantwortung des Abtes ist auch jeder einzelne in die Mitverantwortung für das Ganze gefordert (vgl. RB 3). Gelingende Gemeinschaft ist eine stets neue Aufgabe. Wir wissen um den Spannungsbogen unserer Verschiedenheiten, der auch zu konkreten Spannungen und Konflikten führen kann. Mut und Demut zur Versöhnung erfahren wir als eine Herausforderung des Gemeinschaftslebens (vgl. Kol 3,13).

Was wir tun und wofür wir uns in Kirche und Gesellschaft engagieren

Wir sind ein „Kloster am Rande der Stadt“ (Silja Walter), das in einer Welt, für die Gott mehr und mehr ein Fremder ist, auf ihn wartet und die Tür für ihn offen hält. Als grundlegenden Dienst für unser Bistum, für Freunde und Bekannte, letztlich für die ganze Welt verstehen wir unser Gebet. Wir glauben und wollen den Menschen davon Zeugnis geben, dass gelebter Glaube eine Antwort auf die Werte- und Sinnfrage der Zeit ist. Als monastische Gemeinschaft haben wir einen wichtigen Auftrag im Dienst an den Menschen, die zu uns kommen. Nach RB 53 sollen wir sie wie Christus aufnehmen. Wir wollen eine "Oase" sein, in der Suchende sich ihren Fragen in einem Raum der Stille stellen können, wollen Menschen in ihrem Suchen begleiten und zur Entschiedenheit ermutigen und wollen aus dem Evangelium heraus aufscheinen lassen, dass Gemeinschaft eine Kraftquelle ist (vgl. RB 1). Die Charismen und Gaben der einzelnen Mitbrüder prägen unsere Gemeinschaft. Die Gemeinschaft gibt Raum für ein weit gestreutes Engagement der Einzelnen in Kirche und Gesellschaft. Als Gemeinschaft tragen wir dieses Engagement mit und nehmen Anteil daran.

Was uns trägt

Wir haben keine Patentrezepte für unser Leben und das der anderen. Aber wir glauben an die Kraft Jesu, der der Weg, die Wahrheit und das Leben ist.