Namenspatron des Klosters und Ortes Kornelimünster
Papst Kornelius
Kornelius war Bischof Roms in den relativ verfolgungsfreien Jahren 251 – 253. Sein kurzer Pontifikat war gekennzeichnet durch den Streit mit dem Gegenbischof Novatian. Während Novatian im Umgang mit jenen Christen, die in der Verfolgung des Kaisers Decius (249 – 251) keinen oder nur geringen Bekennermut gezeigt hatten, Strenge einforderte, vertrat Kornelius eine versöhnlichere Linie. Gewählt vom römischen Klerus und 16 Bischöfen und unterstützt durch den einflussreichen Bischof und Theologen Cyprian von Carthago und den Bischof von Alexandria, Dionysius d.Gr., konnte sich Kornelius rasch durchsetzen. Eine mehr örtlich auf Rom begrenzte kleinere Christenverfolgung zwang Kornelius Ende 252 in die Verbannung nach Cemtumcellae (Civitavecchia), wo er im darauf folgenden Jahr starb.
Aus Briefen des Kornelius[1] wissen wir.einige Zahlen für die Kirche Roms seiner Zeit. Sie hatte danach 46 Priester, 7 Diakone, 7 Subdiakone, 42 Akolythen[2] und 52 Ostiarier. Mehr als 1.500 Witwen und andere Menschen in Not waren zu versorgen. Aufgrund dieser Angaben wird die Zahl der Christen in Rom in der Mitte des 3. Jahrhunderts auf 50.000 geschätzt (Burnet). Um diese Zeit dürfte Rom mit rund 1.000.000 Einwohnern seine höchste Bevölkerungszahl im Altertum gehabt haben. Außer den Aurelianischen Mauern (272 – 279 errichtet), den Diokletians-Thermen (298 – 306), der Maxentius-Basilika am Forum Romanum und dem Konstantinsbogen am Colosseum (4. Jahrhundert) hat Kornelius das von uns Heutigen geschätzte antike Rom im wesentlichen gekannt.
Im Gegensatz zu den Briefen und Texten Cyprians und Novatians, die als geschulte Redner und als Philosoph ein Hoch-Latein pflegten, sind die Briefe des Kornelius im Alltags-Latein geschrieben. Das lässt vermuten, dass Kornelius vor seiner Wahl eher ein Pragmatiker der Seelsorge gewesen war als ein gefragter theologischer Lehrer.
Kornelius wurde an einem 14. September – wohl gegen Ende des 3. Jahrhunderts – in Rom in der Lucina-Gruft der Callixtus-Katakombe an der Via Appia beigesetzt. Sein Grab (> Bild) ist das einzige Papstgrab der Katakomben, das sich eindeutig einem bestimmten Papst zuordnen lässt. In der Nähe der Lucina-Gruft ist die bekanntere „Papstgruft“ der Callixtus-Katakombe. In ihr wurden alle Päpste – außer Kornelius – zwischen 236 und 282 bestattet. In dieser Papstgruft kann man die einzelnen Grablegen nicht präzise bestimmten Päpsten zuordnen. Im Frühjahr 1852 konnte der Archäologe Giovanni Battista De Rossi das Grab des Kornelius identifizieren[3].
In einem Reliquientausch mit St. Corneille in Compiègne sollen im 9. Jahrhundert unter Kaiser Karl dem Kahlen, dem Enkel Karls d.Gr., Reliquien des Papstes nach Kornelimünster gekommen sein. Reliquien – besonders von Märtyrern der alten Kirche – galten im Mittelalter als der höchste Schatz einer Kirche[4]. Die Feste der Heiligen, deren Reliquien man besaß, wurden groß gefeiert und lockten viele Besucher an. Die Verehrung des Heiligen nahm in Kornelimünster schnell zu und verdrängte im 11. Jahrhundert das ursprüngliche Salvator-Patrozinium des Klosters zu seinen Gunsten. Aus dem „Kloster des Erlösers“ wurde das „Kloster des Kornelius“ = Kornelimünster.
Kornelius galt im Mittelalter aufgrund einer volkstümlichen Namensdeutung (lateinisch „cornu“ = Horn) als Patron des Hornviehs und genoss daher bei der bäuerlichen Bevölkerung große Verehrung. Darüber hinaus galt er als besonderer Helfer bei der „Fallsucht“, also bei epileptischen und anderen mit Krämpfen verbundenen Krankheitsbildern. Dass Wallfahrten für ihre Zielorte ein wichtiger Wirtschaftsfaktor warenund die Abtei und die lokale Wirtschaft die Wallfahrt auch darum nach Kräften förderten, mag manchem Anlass zur schnellen Kritik sein, übersieht aber die menschliche „Natur“. Zeugnis der hohen Verehrung des Heiligen sind in der Kirche der alten Reichsabtei Kornelimünsster u.a. ein Kopfreliquiar des Heiligen (um 1360; > Bild oben), eine Korneliusstatue (um 1460) und ein Armreliquiar (18. Jahrhundert). Das nebenstehende Pilgerabzeichen aus Kornelimünster (eine Replik) aus dem 14./15. Jh. wurde in Dordrecht, Niederlande, gefunden.
Die Tradition der Kornelioktav um den Festtag des Heiligen (16. September) wurde nach der Aufhebung der Reichsabtei (1802) von der Pfarrgemeinde Kornelimünster weitergeführt und wird auch heute hochgehalten. Der Konvent der 1906 nach Kornelimünster zurückgekehrten Benediktiner lässt am Schlusstag der Oktav das Hochamt und die Vesper in der Abteikirche ausfallen und nimmt an den Abschlussfeiern der Oktav in der Pfarrgemeinde teil.
Kornelius in Kornelimümster
[4] Mit Münstereifel (http://www.bad-muenstereifel.de/seiten/leben_wohnen/die_stadt/stadtgeschichte.php) war Kornelimünster der einzige Ort im alten Erzbistum Köln, der mit den Cornelius Reliquien römische Reliquien besaß. Diese Verbindungslinie mit Rom förderte ihrerseits die Wallfahrt.