zu Psalm 50,23
Kleiner Wegweiser zur Gotteserfahrung
Manchmal durchzuckt es mich: … eine neue Erkenntnis-Ahnung, -Phantasie, -Kombination. Dabei ist ihr Gewand alles andere als neu. So ging es mir in diesen Tagen beim morgendlichen Frühgebet mit Psalm 50,23
er bereitet den Weg, auf dem ich Gottes Heil ihm zeige.
Natürlich habe ich den Vers immer als religiösen Text (und hoffentlich andächtig) gebetet. Er steht schließlich in der Bibel und gehört zum Repertoire unseres Stundengebetes. Genau das ließ ihn mir aber auch fern fromm bleiben. Ich nahm ihn und nahm ihn auch an, ohne ihn aber hautnah zu mir hin zu übersetzen. So war er Bibel- und Brevier-Sprache geblieben. Lebens-Sprache war er (noch) nicht, … wenigstens nicht reflektiert und bewusst.
An diesem Morgen geschah es, dass das Kleid der frommen Gebetsroutine abfiel und mir ur-einfache und ur-menschliche Erfahrung sichtbar wurde: Vergangenes loben, preisen, dankbar annehmen ist ein Weg, der die Augen dazu befreit, auch heute das Gute zu erkennen und es für morgen zu erwarten und zu erhoffen. Wirklich nichts Neues, … und doch neu aufglänzend!
- Singe das Gute von gestern
und du siehst das Gute von heute.
Was war nun an diesem Morgen bei Psalm 50,23 das göttlich Neue, das ich im Alten entdeckte, - das Alte, das ich neu entdeckte?
Ich verknüpfte
die praktische Lebensweisheit
mit der Sehnsucht nach greifbarer Gotteserfahrung.
Wer Gott Lob singt;
befreit sich den Weg, ihn zu erfahren.
Ich frage mich: Ist das nicht etwas arg einfach, - … einfach viel zu banal, als dass es dem hohen Zielideal „Gotteserfahrung“ entsprechen könnte? Und ich erwidere mir selbst: Warum denn sollte ich eigentlich die Gotteserfahrung irgendwie kompliziert „ver-frommen“? Die großen Entdeckungen sind oft ganz einfach, - man muss nur darauf kommen!
Ich werde kaum den Nobelpreis für Gotteserfahrung für meinen morgendlichen Gedankenblitz bekommen. Der hl. Franziskus hat vor 800 Jahren mein Fündlein um vieles treffender in seinen Sonnengesang hineingedichtet. Aber vielleicht könnte ich mir selbst den privaten Nobelpreis für die Gottesenteckung in meinen Alltagen verleihen. Ich glaube, allein die Zinsen werden mich sehr reich machen.
Altissimu onnipontente bon signore,
tue so le laude la gloria e l’honore et onne benedictione. Laudato si, mi signore, cun tucte le tue creature.
Höchster, allmächtiger, guter Herr,
dein sind der Lobpreis, die Herrlichkeit
und Ehre und jeglicher Segen.
Gelobt seist du, mein Herr,
mit allen deinen Geschöpfen.
Albert Altenähr
2010-07-09