Das Gleichnis vom Eichhörnchen
Und er erzählte ihnen folgendes Gleichnis:
Ein Frommer las die heiligen Schriften und seufzte über die Fremdheit der alten Worte, die so gar nicht in die Zeit passten. Sie blieben ihm fremd, er konnte ihre harte Schale nicht knacken. Und so legte er die heiligen Worte beiseite und gönnte sich ein leichtes Halleluja-Textchen.
Auf dem Baum weit über ihm raspelte und knabberte ein Eichhörnchen munter vor sich hin. Und irgendwann … schwupps … füllte es die Hamsterbacken, tat einen Sprung und landete sicher auf einem kleinen Ast des Nachbarbaums.
Lieber Gott - freute es sich - ich danke dir, dass du mir eine Nuss zum Knacken gegeben hast, Zähne zum Raspeln und Geduld bis hin zum Nusskern.
Das erhält die Sprungkraft und die Lust zum Fliegen. … und nicht zu vergessen: der tolle Buscheschwanz, der auch die größten Sprünge in Kontrolle hält.
Kannst du dem armen Tropf da unten nicht auch ein bisschen von all dem schenken, dass er an der harten Nuss deiner Worte nicht verzweifelt. Gib ihm vor allem eine Portion Lust zu fliegen und einen groooßen Buscheschwanz des Glaubens, dass du’s gut mit ihm meinst.
Und weil das kleine Eichhörnchen so fröhlich unbeschwert mit ihm, dem Allmächtigen, sprach, konnte der sich gar nicht sperren. So ganz zufällig lenkte er den Blick des Frommen auf den kleinen Raspelraspel-Nager. Und den überfiel die Erkenntnis: So also geht das mit den harten Nüssen …
Und bald raspelten sie beide um die Wette, jeder an seiner Nuss.
Albert Altenähr
2022-03-28