Der dritte Tag
Dann sprach Gott:
Das Land lasse junges Grün wachsen,
alle Arten von Pflanzen, die Samen tragen,
und von Bäumen, die auf der Erde Früchte bringen
mit ihrem Samen darin.
So geschah es.
Das Land brachte junges Grün hervor,
alle Arten von Pflanzen, die Samen tragen,
alle Arten von Bäumen, die Früchte bringen
mit ihrem Samen darin.
Gott sah, daß es gut war.
Es wurde Abend,
und es wurde Morgen:
dritter Tag.
(Gen 1:11-13)
Als der Allerhabene, sein Name sei gepriesen, am sechsten Tag zurückschaute und mit allem hoch zufrieden war, stupste ihn der kleine Engel Naseweis und flüsterte ihm ins Ohr: „Am dritten Tag fehlt noch was: psss… ssss… sss...“
Und, sein Name sei gepriesen, hob die linke Augenbraue und blickte prüfend auf das dritte Werk. „Recht hast du,“ flüsterte er zurück, „doch sag es keinem weiter, dass ich mich nicht schämen muss, weil ich‘s vergessen hab.“
Und voll Macht, wie bei allen Werken, sprach er, sein Name sei gepriesen: „Ihr Samen, sprießt und blühet. Blühet, jeder nach der Art, die ihm gegeben. Lockt die Bienen zum Besuch. Lockt die Menschen, sich an euch zu freuen. So wachset hin zu Frucht und Reife.“
Er, sein Name sei gepriesen, zwinkerte zum kleinen Naseweis hinüber, und der, über alle Backen schwer errötend, zwinkerte verschämt zurück. Und, sein Name sei gepriesen, nannte die Blüten „Blühling“. Der kleine Engel wiederholte das wunderbare Wort. Aber weil er so verlegen war, stotterte er ein wenig und sagte …: „Frühling“.
Und weil der große Meister, sein Name sei gepriesen, ihn nicht korrigierte, heißt der Blühling auch noch heute so: einfach Frühling.
Albert Altenähr