Die drei unterwegs
Heute bei dir II
Nachdem die drei Abraham verlassen hatten, wanderten sie durch alle Lande der Welt, durch Zeiten und Jahrhunderte. Als ihre Füße müde geworden waren, erinnerten sie sich an jenen Ort und lenkten ihren Schritt zurück zu dem Zeltschatten von damals.
Wie hatte sich doch alles verändert! Aus dem Zelt war ein gewaltiger Turm geworden und über seinem Eingang prangte in großen Lettern die stolze Inschrift „The Lords“. Zögerlich trauten sie sich nach dem Abraham von damals zu fragen, doch man kannte ihn nicht. Da sie aber nicht wieder gingen, rief man den Eternity Manager des Wunderbaus, der ihnen sagen sollte, wo es lang ginge und dass sie hier nichts zu suchen hätten.
Der Manager war ein fein gestylter und in klaren Strukturen denkender Mann, eine echte Führungspersönlichkeit, zugleich aber auch ein durchaus höflicher Mann, … wenn man tat, wie er wollte. Als er ihre Frage nach einem Abraham hörte, der doch hier irgendwo leben müsse, war er so ratlos wie seine Untergebenen zuvor. Doch er hatte ein altes Hausbuch, in dem alles Mögliche festgehalten war. Er blätterte und blätterte und fand schließlich eine Notiz.
Er schaute aus dem Fenster und wies auf einen Mann in der Ferne hin. „Ich glaube, das ist der, den ihr sucht. Aber sicher bin ich mir nicht. Er ist schon sehr von gestern. Das Heute ist ihm fremd.“
Die drei gingen und kamen zu dem Alten. Er saß einfach auf seiner Bank, blickte sie kurz an und ließ seine Augen wieder wandern … zu den Ameisen zu seinen Füßen, zu dem leichten Löwenzahnball, der sich im Windhauch auflöste, zu der Wolke am Himmel. Und immer wieder schloss er die Augen, … und lächelte vor sich hin und in sich hinein.
„Ich weiß nicht, was ihr sucht, und ob ich euch weiterhelfen kann. Ich freue mich an Gott und seiner Welt. Das reicht mir. Setzt euch doch.“
Die drei schauten sich an, hoben die Augengrauen und taten, wozu er sie eingeladen.
Sie waren angekommen, wohin sie sich auf den Weg gemacht hatten.
Albert Altenähr
2018-04-27