Was ist wichtig? - Was ist schwierig? -
Was ist leuchtend?
Ansprache zur Aufnahme ins Probejahr der Oblaten
10. Januar 2015
Liebe Mitbrüder, liebe Oblatinnen und Oblaten,
lieber Martin Scholz und lieber Klaus Bernd Schulten.
Am Vorabend des Festes der Taufe Christi und der Feierlichen Profess von Fr. Daniel habt ihr euch entschieden, in eurer Welt unter Leitung der Regel des heiligen Benedikt euer Leben und euren Alltag zu gestalten.
In diesen Tagen seid ihr drei Fragen nachgegangen über das Wesen des Oblate – Seins:
Was ist das Wichtigste, was ist das Schwierigste, was ist das Leuchtendste?
Die Antworten auf diese Fragen werden je unterschiedlich ausfallen. Euch beiden „Neuen“ möchte ich drei mögliche Antworten mit auf den Weg geben.
Was ist wichtig?
In dem gekürzten Lesungstext aus dem Prolog zur Regel haben wir gehört: „Wenn du etwas Gutes beginnst, bestürme ihn beharrlich im Gebet, er möge es vollenden.“ Wenn der eingeschlagene Weg zum Ziel führen soll, dann geht es nicht ohne das Gebet. Sei es ein schlichtes Morgen- oder Abendgebet, ein Tischgebet oder das intensive Beten oder gar Ringen in einer bestimmten Angelegenheit. Nichts geht ohne das Gebet.
Was ist schwierig?
Im 2. Kapitel der Regel heißt es über den Abt: „Er muss der Eigenart vieler dienen“ (RB 2,31). Und im Kapitel über den guten Eifer der Mönche heißt es: „Sie sollen einander in gegenseitiger Achtung zuvorkommen; ihre körperlichen und charakterlichen Schwächen sollen sie mit unerschöpflicher Geduld ertragen“ (RB 72,2f). Das ist „Alltagsarbeit“, die eine große Herausforderung darstellt. Das ist nichts „Frommes“, sondern etwas sehr Alltägliches. Das kann schwierig sein. Mit Hilfe des Gebetes ist dieser Punkt nie zu erfüllen, aber mit Gottes Hilfe können wir uns einer Lösung nähern.
Was ist leuchtend?
Mir scheint „leuchtend“ ist in diesen Tagen nach dem Fest „Erscheinung des Herrn“ Jesus Christus selber, der auf uns wartet. Er ist das Ziel, zu dem hin wir unterwegs sind. In der Regel findet sich das Wort, ich zitiere es zunächst lateinisch: „Nihil Christi amori praeponere“ (RB 4,21). Übersetzt: „Der Liebe zu Christus nichts vorziehen“, oder: „Der Liebe, die von Christus her kommt, nichts vorziehen“. Beide Richtungen sind wichtig. Das Licht Christi strahlt uns entgegen, er wartet auf uns. Machen wir uns immer neu auf den Weg.
Nehmt diese drei Dinge mit hinein in euer Probejahr: Gebet, Ausharren und die Liebe zu Christus und von ihm her – wobei wir ihm nur deshalb entgegengehen können, weil er uns entgegen gekommen ist. Amen
Abt Friedhelm Tissen