Predigt beim Evensong am 27. September 2020
Von Abt Friedhelm Tissen OSB.
Liebe Schwestern und Brüder!
Ein Abend. Ein Chor. Ein Kirchenraum.
So steht es seit Beginn der Evensongs in unserer Kirche auf dem Textheft.
Diesen Dreiklang möchte ich erweitern: Eine Gemeinde. Ein Gebet. Ein Gott.
Eine Gemeinde:
Heute Abend können wir in begrenztem Umfang wieder den Evensong feiern. „Ich komme auch ins Konzert“, hörte ich in den letzten Tagen mehrmals. Nein, kein Konzert, wenn auch ein hervorragender Chor singt, ein ausgezeichneter Organist die Orgel spielt. Zunächst sind wir eine Gemeinde, die sich zum Gebet versammelt hat. Auch wenn die Gemeinde in diesen schwierigen Zeiten nicht singen darf: Wir sind nicht zuerst Empfänger eines musikalischen Genusses, wir sind Gemeinde unter dem Dreifaltigen Gott. Er hat uns gerufen, er hat uns zusammengeführt, ihn suchen und preisen wir. Wir sind die, die Gott anspricht mit seinem Wort, aber auch die, die er immer wieder neu herausfordert sein Wort zu tun.
Ein Gebet:
Wir sind betende Gemeinde. Wir sind dem Ruf Gottes gefolgt und haben uns heute Abend hier versammelt zum Gebet von Vesper und Komplet. Der Lobgesang Marias und des greisen Simeon sind Kernstücke des Evensongs. Gebet ist nicht nur „Sprechen zu Gott“, Gebet ist wesentlich „Hören auf Gottes Wort“. Was hat er uns gesagt in den Psalmen, in den Lesungen? Was hat mich angerührt und geht als Zuspruch oder Anregung oder gar Herausforderung aus dieser Zeit hier mit nach Hause? Wovon kann ich eine Zeitlang leben? Gebet ist nicht so sehr Sprechen mit Gott. Gebet ist Hören und Tun. Ohne konkretes Tun ist Gebet eine leer Worthülse. Im Gebet spricht Gott zu uns, wir antworten durch unser Tun.
Ein Gott:
„Ich werde ihnen Gott sein“, hörten wir soeben in der Lesung aus dem Buch Ezechiel. Der da spricht, ist der, der uns geschaffen und der uns erwählt hat. Es ist zutiefst eine Beziehung, von uns Menschen oft missachtet. Diese Beziehung heilt Gott von sich aus, immer wieder. Diese Heilung kann geschehen, wenn wir Seinem Ruf folgen und uns immer neu ihm zukehren. Wir können uns ihm zukehren, weil er sich uns in Jesus Christus radikal zugewandt hat. Er tut immer wieder den ersten Schritt auf uns Menschen zu. Was liegt näher, als dass wir uns auch immer wieder zu ihm hin kehren?
Wir sind eine Gemeinde, vereint im Gebet und wenden uns gemeinsam an den einen Gott, der uns gerufen und geschaffen hat.
Möchten Sie mehr über das Thema erfahren?
P. Friedhelm · Mailen Sie mir