… si sollicitus est ad opprobria …
… ob er bereit ist, widrige Arbeiten zu tun … (RB 58,7)
Es gibt Dinge, die ich nicht gerne tue, … wer kennt das nicht? Für das eine bin ich nicht qualifiziert, für das andere bin ich überqualifiziert. Dieses ist in seiner tagtäglichen notwendigen Wiederholung irgendwann nervig, jenes scheint unter meiner Würde zu sein. Eines hält mich von der hohen meditativen Kontemplation ab, anderes beschneidet den Freiraum der individuell beanspruchten Freizeit. Dafür bin ich mir zu schade, jenes bringt mir nichts, und um das zu tun, bin ich nicht ins Kloster eingetreten – usw, usw. Die Liste kann ins Unendliche erweitert werden.
Es ist hohe geistliche Arbeit, sich in die Größe der kleinen, nickeligen Aufgaben und Pflichten hineinzuspüren. Vielleicht ist es sogar die wesentlichste Aufgabe des geistlichen Weges, Abschied zu nehmen von den Höhenflügen des Traumes kontemplativer Gottesschau und die Millimeter Anstieg auf den Berg des Lichtes als Gottesweg zu erkennen.
ER hielt nicht daran fest, Gott gleich zu sein, sondern ging den Weg der Dornen, der Sandkörner in den Schuhen, der Alltage der Menschen. Sein Karrieresprung begann, als sich die Pforte des Himmelreiches hinter ihm schloss (vgl. Phil 2).
Das ist ein sehr hohes Wort. Vielleicht sollten wir den Weg zunächst einfach bescheidener andenken. Ein Großes in der Welt – und sicher nicht weniger die Gottesschau - lebt schlicht und einfach von den kleinen Dingen, die hier der, dort jener und an dritter Stelle wieder ein anderer tut. Eine Gemeinschaft lebt von und in den Kleinigkeiten, die ein jeder beiträgt. Wer sich den kleinen Diensten entzieht und sich gegen sie verschließt, lebt auf Kosten der anderen. Er selbst gewinnt vielleicht einen „Schein“, aber gewinnt er IHN?
Ich mache mir bewusst, dass der unscheinbare Dienst ein notwendiger und wichtiger Beitrag für das Ganze ist. Es ist gleichsam der Tropfen Öl, der notwendig ist, damit Gemeinschaft geht und der Tag „wie geschmiert“ läuft. Das ist weder banal noch billig daher gedacht. Es ist anonyme, bescheidene Spiritualität, die ohne hehren Anspruch, Gott-weiß-was für Höhen erleben zu wollen, gelebt wird. Sie bringt näher zu Christus als manches strahlende Spiritualitätsprogramm.
Dank wird den kleinen Diensten nur selten geschenkt. Dazu sind sie zu alltäglich, zu wenig auffällig, zu unscheinbar. Sie machen nichts aus sich her. Vielleicht solltest du selbst einmal in den Spiegel schauen, wie oft du anderen für das Kleine, das sie tun, dankst. Fordere ihn nicht voller Selbstmitleid anklagend und herrisch ein. Damit nimmst du deinem Dienst viel von seinem Wert.
Verstöhne dich nicht in den Jammer über ein Übermaß an wertlosem Kleinkram. Er wächst sonst zu einem Fata-Morgana-Ungeheuer, das dich auffrisst. Pack zu und an. Du wirst entdecken, dass der dunkle Wald viele Lichtungen hat, in denen die Sonnenstrahlen den Boden wärmen.
Pflücke die Gräser und Kräuter
am Wegrain des Alltags.
Binde einen Strauß daraus.
Schau seine Blüten.
Herrlicher als Hybridzucht.
Freu dich an der Prachtbotschaft.
Seine Huld währt ewig.
Albert Altenähr
2014-04-15