zu Psalm 136,13
„… der das Schilfmeer zerschnitt in zwei Teile“
So einfach sieht der Psalmist das Ende der Sackgasse, in die sich das Volk Israel bei seinem Auszug aus Ägypten hineingeflüchtet hatte. Hinter sich der Pharao und seine Streitwagen, – vor sich das Wasser, das keinen Weg öffnete. Gewiss, dem forschenden Bibelausleger wird hinter dem Bildwort die ganze mythische Tradition vom göttlichen Kampf gegen den Chaosdrachen aufleuchten, aber der Psalmdichter konzentriert die göttliche Kampftat auf das Ergebnis: er zerschnitt ... einfach so.
Das Grab ist leer ..., ER ist auferstanden ... – einfach so wird es gesagt und wiederholt und wiederholt, – immer wieder. Und das ist alles, – das ist der Angelpunkt, um den wir das Christsein, unser Christsein sich drehen lassen? ... einfach so? Ist das nicht zu einfach? Gewiss, die Evangelisten berichten das Leben Jesu und schon die Apostelbriefe und danach erst recht die Theologen der Kirche entwickeln ein ganzes Lehrgeflecht um die einfache Aussage, aber zum Schluss geht doch alles wieder in die Uraussage zurück: Das Grab ist leer, Er ist auferstanden.
Ich fühle mich hin-und-hergerissen zwischen den Kompliziertheiten des modernen Lebens, der theologischen Aussagen und meinem eigenen Denkanspruch einerseits und der Einfachheit der Kernbotschaft des Glaubens. Ist es wirklich so kompliziert, wie ich/wir es sehe/n? Oder machen wir die Dinge nicht vielleicht doch komplizierter, als sie sind? Mir kommt ein Wort in den Sinn, das ich vor einiger Zeit las: „Wer nur Probleme sieht, frage sich, ob er nicht selbst das Problem ist.“
Ganz nüchtern muss ich sagen: Ich kann aus dem Geflecht der Erde und ihrer Komplizierheiten nicht aussteigen. Ich muss mich ihnen stellen, - sie aushalten, - und, soweit möglich, ihre Verknotungen aufzuknüpfen versuchen.
Doch genauso nüchtern ahne – ja, erkenne und weiß ich, dass die großen Dinge und Entscheidungen „einfach“ sind. Pascal hat es formuliert: „Das Herz hat seine Gründe, denen der Verstand nicht folgen kann“, und Saint-Exupery: „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“
Ostern, Auferstehung ... – der Verstand sagt: das geht vorne und hinten nicht. Schön wär´s ja, aber ...
Ostern, Auferstehung ... – das Herz lockt: Versuch es, – trau dich, – trau IHM! Lass die Botschaft nicht nur an dich heran, sondern nimm sie in dich hinein und lebe mit ihr.
Ich schaue mir die Spannung zwischen Herz und Verstand an und spüre die Versuchung, sie aufzulösen: Lass nur den Verstand gelten; das Herz gaukelt dir nur eine Illusion vor. – Lass nur das Herz sprechen; der Verstand führt aus den Fragen nicht heraus.
Die Versuchung ist groß, doch ich will ihr widerstehen. Ich nehme mir ein Herz, mit Gott in der Welt zu leben: im Dunkel der Nacht das österliche “Lumen Christi“, – im Tod das Leben, – in den Ängsten die Geborgenheit zu glauben. Ich erfahre, dieser Glaube ist ein Kompass, der im Labyrinth des Lebens Richtung weist.
„Ich will dich rühmen, Herr, meine Stärke, Herr, du mein Fels, meine Burg, mein Retter, mein Gott, meine Feste, in der ich mich berge, mein Schild und sicheres Heil, meine Zuflucht“ (Ps 18,2-3).
Abt Albert Altenähr OSB