Predigt zu Gründonnerstag 2016
Er hält alles in seiner Hand
Liebe Schwestern und Brüder,
das letzte Abendmahl, die Einsetzung der Eucharistie, die Fußwaschung. Was tut Jesus an seinen Jüngern, was mutet er ihnen zu, was erwartet er von ihnen? Was mutet er uns zu, was erwartet er von uns?
In den Füßen hält Jesus das Leben seiner Jünger und unser aller Leben in seiner Hand. Er, durch dessen Wort wir geworden sind, beugt sich herab und nimmt mit den Füßen unser ganzes Leben in die Hand. Als Kleinkinder wurden wir beim Wickeln an den Füßen gepackt, gestreichelt, gekitzelt, wurden die Füße geküsst. Je älter wir wurden, je mehr wir auf eigenen Füßen zu stehen und zu gehen lernten, desto selbständiger wir wurden – immer sind wir in der Hand Jesu. Als Heranwachsende wollten wir mit Riesenschritten die Welt durcheilen und alles besser machen als die Eltern. Jesus hält die Füße in der Hand, die im wörtlichen Sinn und im übertragenen Sinn getreten, gestoßen, Beinchen gestellt haben, mit denen wir andere vor das Schienbein getreten haben. Wir sind Umwege und Irrwege gegangen, waren auf Holzwegen, sind vor anderen weggelaufen, sind zu anderen hingegangen. Er hält das alles in seiner Hand.
Im Alter werden die Füße unsicher, langsam, lahm; Wunden und Verletzungen zeigen sich. Er hält alles in seiner Hand. Das ist Jesu Zusage: Mit seiner Hand umfasst er bei der Fußwaschung unser ganzes Leben. Er nimmt uns an, er trägt uns, er liebt uns. Starke Worte, die uns zur gelebten Antwort herausfordern.
Jesus will nicht herrschen, sondern dienen. Er wendet sich nicht von oben herab an uns, sondern er schaut zu uns auf, lädt uns ein, unser Leben anzunehmen und zugleich das der anderen, in aller Größe und Erbärmlichkeit. Nicht zuletzt lädt er uns ein: „Liebt einander, wie ich euch geliebt habe“ (Joh 13,34).