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zu Gast

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Ostern

  • ... hinabgestiegen in das Reich des Todes ... (Osnabrücker Altar)

     

    Der Osnabrücker Altar,
    Wallraf-Richartz-Museum,
    Köln


    „…hinabgestiegen in das Reich des Todes...“

    Ich war nicht zum ersten Mal im Kölner Wallraf-Richartz-Museum. Ich kannte auch den sog. Osnabrücker Altar aus der 2. Hälfte des 14. Jhd. (1370-1380). Aber eigentlich war es nur das Pfingstbild dieses Altars, das mir tief bewusst war, - und das, ohne dass mir wirklich präsent war, wo ich dieses Bild zu verorten hätte.

     

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    Diesmal aber machte es „klick!“ Der Altar hält mich fest. Ich entdecke Details. Ein anderes als das Pfingstbild zieht mich bei diesem Besuch besonders an: der Abstieg Jesu in das Reich der Unterwelt.

     

    Generell fällt mir auf, dass jede Szene des Altartryptichons in ein goldenes Nichts hineinkomponiert ist. Ich fühle mich an die Ikonentradition erinnert. In ihr steht der unaufgegliederte Goldhintergrund für den göttlichen Ewigkeitshorizont der Dargestellten.

     

    So irdische Elemente wie der Baum in der Palmsonntagsszene -, der Berg, von dem aus die Himmelfahrt gschieht - , der Stall von Bethlehem -, das Grab Jesu -, oder die Raum-Interieurs (der Sitz Marias, der Altar, der Abendmahlstisch) sind hochgradig stilisiert und abstrahiert. Solche Abstraktion wehrt unausgesprochen einem Sich-fixieren-Lassen auf eine kurzsichtige Oberflächen-Dimension. Die Bilder sind kein fotografisches Protokoll eines Geschehens. Sie sind jedes in sich – und dann noch einmal als Gesamtheit – Start-Impuls für den persönlichen Glaubenprozess des Betrachters.

     

    Die Akteure der Szenen scheinen mir optisch deutlich in zwei Gruppen aufgeteilt zu sein. Die „auf der Seite Gottes“ stehen, sind in lange, sackartige Gewänder gehüllt, die die Körperlinien nahezu verschwinden lassen. Ihnen gegenüber stehen modisch durchgestylte Akteure „von Welt“. Diese Aufteilung prägt vor allem das Mittelbild des Altares, die Kreuzigungsszene: links die „Guten“ - rechts die „Bösen“.

     

    ***

     

    Warum mich bei diesem Besuch im Museum die Szene des Abstiegs Jesu in die Unterwelt besonders faszinierte, vermag ich nicht eindeutig zu sagen. Vielleicht weil im Rahmen der Kar- und Ostertage 2019 dieses „Karsamstags-Geschehen“ zwischen Kreuzigung und Auferstehung für mich keine Rolle spielte, es gewissermaßen „ausgefallen“ ist.

     

    Vielleicht aber auch, weil etwas meine Sehgewohnheit dieser Szene störte -, aber stellen wir diesen Aspekt noch etwas zurück.

     

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    Der auferstandene Christus steht mit dem Kreuzbanner vor einer Gruppe von fünf Menschen, die nackt aus einer Stadt voller Teufel herauskommen. Wer sind sie? Die schnelle, deswegen aber nicht schon falsche Antwort: Adam und Eva, … plus das Menschengeschlecht. Adam ist einerseits als ur-alt vorgestellt – sein ehrwürdiger Bart weist darauf hin, andererseits ist er mit seinem dunklen Haar und seinen glatten Gesichtszügen durchaus ein Mann „in den besten Jahren“. Die beiden Frauen hinter ihm sind auch nicht als Alte dargestellt. Hinter den beiden Frauen sind zwei weitere (Männer- ?) Gestalten erkennbar.

     

    Adam – nennen wir ihn so, mit einigem Vorbehalt - hat seine Hände gefaltet, und der Auferstandene ergreift diese gefalteten Hände mit seiner freien linken Hand. Mit seinen gefalteten Händen wird Adam als ein „Guter“, als gerecht und fromm dargestellt.

     

    Vielleicht übersieht man es, wenn man nicht darauf aufmerksam gemacht wird: die beiden Frauen hinter Adam sind noch von Flammen angezüngelt. Die Menschen sind offensichtlich noch nicht einfach befreit. Das „alte Feuer“, das Feuer der Unterwelt zehrt noch an ihnen. Sie sind erstauf dem Wegin die Freiheit. Allein Adam ist schon feuerfrei; ihn hat der Auferstandene schon ganz „gepackt.“

     

    Das eigentliche Charakteristikum der Unterwelt sind auf dem Altarbild sieben Teufel. Sie versuchen, die von Christus Befreiten zu ergreifen und in ihre Gewalt zurückzuholen. Doch die sind schon außerhalb ihres Machtanspruchs.

     

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    Die Teufel haben Menschengestalt, kombiniert mit tierischen Elementen. Ihre Hände und Füße sind krallenartig ausgestaltet. Ein kräftiges Raubtiergebiss flößt gebührenden Schrecken ein. Die spitz zulaufenden Ohren werden uns Heutige möglicherweise an Mr. Spock aus der Fernsehserie Star Trek erinnern (… obwohl der Erinnerungsweg eher umgekehrt verlaufen müsste). „Natürlich“ haben die Teufel einen Schwanz. Die uns aus Teufeldarstellungen geläufigen Hörner erkenne ich nur bei dem Teufel, den das Kreuzbanner aufspießt. Sind es Pestbeulen, mit denen der Teufel am rechten Rand in der Bildmitte übersät ist? Das wäre ein damals sehr „zeitgemäßer“ Teufel; seit 1349 grassierte die Pest in Mitteleuropa.

     

    Farblich scheinen die Teufel den vier Pferden der sog. apokalyptischen Reiter der Offenbarung des Johannes (Offb 6) nachempfunden zu sein: weiß, rot, schwarz, fahl. In der Bibel werden mit den Reitern Krieg, Hungersnot und Tod assoziiert. Sie sprechen damit von übergroßer Not.

     

    Es ist sicher kein Zufall, dass der Maler sieben Teufel in sein Bild gemalt hat. Der mittelalterliche Betrachter wird sofort an den Katalog der sieben Hauptlaster gedacht haben, der in seiner Zeit zum Grundbestand seines ethischen Bewusstseins gehörte1. Als zentrale Laster sind tradiert: Stolz (superbia), Neid (invidia), Völlerei (gula), Geiz (avaritia), Trägheit / Faulheit (acedia), Zorn (ira), Wollust (luxuria). Wikipedia spricht von einem „triumphalen Erfolg“ des Lasterkatalogs vom 12. bis zum 15. Jahrhundert. Wenn auch die Bedeutung der alten Laster-Lehre geschwunden ist, ist ein Restwissen darum auch heute noch vorhanden. Christi Abstieg in die Unterwelt las der alte Betrachter des Altarbildes zweifellos als Sieg über die sieben Laster.

     

    ***

     

    Es ist faszinierend, was mir die intensive Betrachtung des Altarbildes alles gezeigt hat. Der Ausgangspunkt, der in dieses genaue Hinsehen geführt hat, war aber ein Störfaktor, der meine Sehgewohnheit sprengte. Das war die Darstellung der Unterwelt – der „Hölle“, wie man sie umgangssprachlich nennt – als Stadt.

     

    Vertraut ist mir die Vorstellung vom Feuersee. Dostojewski hat sie in der Geschichte vom Zwiebelchen, mit dessen Hilfe eine böse Frau aus der Hölle gerettet werden könnte, gebraucht. In Kornelimünster zeigt in der sog. Bergkirche das Wandgemälde des Letzten Gerichts (19. Jh.) dieselbe Vorstellung.

     

    Vertraut ist mir der Höllenschlund als weit offenes Maul eines Untiers, das die Menschen verschlingt. Dieses Bild begleitet mich seit Kindertagen. Ein Flügelaltar meiner Schul- und späteren Pfarrkirche meiner Heimatstadt führte es mir immer wieder vor Augen. Und ich habe dieses Bild auch an vielen anderen Orten gesehen.

     

    Vertraut sind mir die beiseite geschobenen, oft auch zerbrochenen Grabplatten, die den Weg der Verstorbenen in die Auferstehung frei geben. Der auferstandene Christus steht auf ihnen wie ein erfolgreicher Jäger auf einem erlegten Großwild. Östliche Ikonen malen sehr oft dieses Szenario.

     

    In meinem inneren Bilderkanon ist die Stadt – oder ist es eine Burg oder ein Stadtpalast? - als Bild der Unterwelt nicht präsent. Was kommt mir bei dieser Überraschung und neuen Erkenntnis.

     

    Die Stadt, die ich sehe, wirkt mit ihren Türmen und Zinnen sehr wehrhaft. Wie präzis ist die Dachdeckung gezeichnet! An der Art der Schiefer / Schindeldeckung hat sich bis heute nichts geändert. Auch die Dachgaube kann ich an vielen heutigen Bauten wiederfinden. Die Türme lenken mein Denken in vergangene Jahrhunderte, aber das Dach und die Gaube könnten „von heute“ sein.

     

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    Vor der Stadt liegt ein Tor oder Torflügel. Das Tor ist nicht zerbrochen. Es ist aus den Angeln gehoben. Die feinen Beschläge erzählen, dass das Tor aus Holz sein muss. Die filigrane Arbeit der Beschläge und des Türringes lassen vermuten, dass es sich vielleicht doch nicht um die Darstellung einer Stadt, sondern um eine Art Burg-Palast handelt.

     

    Die Stadt als bildnerische Metapher für die Unterwelt / die Hölle? Das überrascht mich, wäre es doch nahezu hypermoderne Gesellschaftskritik. Sind es heute die Klagen um Stress und Hektik, Raubbau an der Natur und weite Umweltzerstörung, Ausbeutung der Arbeitskraft und Migrationsfragen, die sich durchaus in ein „höllisches“ Bild der Stadt einfangen ließen …, wie war das damals, in der Mitte des 14. Jahrhunderts? War da die Stadt für die negative Sicht der Unterwelt ein mögliches Denkmodell? Und überhaupt: muss ich mich nicht in die erfahrene Umwelt des Maler hineinforschen, um die Atmosphäre zu erspüren, die sich immer mit in sein Werk hineinmalt?

     

    Biblische Unterfütterung eines solchen Denkmodells könnte die Entwicklung der Babel/Babylon-Geschichte sein, beginnend mit der mythischen Turmerzählung nebst Sprachenverwirrung (Gen 11) über die historische Erfahrung der babylonischen Gefangenschaft bis hin zum Archetypus-Bild „Babylon“ in der Geheimen Offenbarung (z.B. Offb 18). In der Kunstgeschichte gibt es viele Beispiele, wie präsent im hohen Mittelalter apokalyptische Untergangsszenarien waren. Das biblische Buch der Offenbarung des Johannes war dem mittelalterlichen Menschen auf jeden Fall präsenter als uns Heutigen. Es hatte prägende Deutungskraft für das Lebensverständnis des Menschen dieser Zeit.

     

    Will der Maler den Betrachtern seines Bildes also die eine oder andere Frage an den Bürger- und Zukunftsstolz der Städte seiner Zeit in den Blick bringen? Die Gipfelsünde der „Superbia (Stolz)“ ließe sich durchaus als „stolze Stadt“ auf die Leinwand bringen. Denkt er vielleicht sogar ganz konkret an das päpstliche Avignon (Exil 1309-1377)2?

     

    ***

     

    Es ist faszinierend, einmal mit einem solchen Gedanken in die Psyche des Malers hineinzuschauen zu versuchen. Anregender und aufregender wäre es aber, sich selbst und die eigene optimistische und grundsätzliche Zustimmung zu Entwicklung und Fortschritt im einzelnen zu befragen.

     

    Mit Fragen leben zu lernen, dürfte ein erster Schritt sein, die eigene „Superbia“ in den Griff zu bekommen.

     

    „Maler von Osnabrück“ - oder wie immer du heißen magst, Danke für dein Bild.

    Albert Altenähr
    2019-05-17

     

  • Triduum Sacrum (Gedicht-Impulse zu Bildern von J. Brooks Gerloff)

    Triduum Sacrum
    Impulse zu Bildern (1986) von Janet Brooks Gerloff
    in der Abteikirche Kornelimünster

    Gerloff 01 Fußwaschung

     

    Gründonnerstag – Fußwaschung

    Joh 13,4-9:Jesus stand vom Mahl auf, legte sein Gewand ab und umgürtete sich mit einem Leinentuch. Dann goß er Wasser in eine Schüssel und begann, den Jüngern die Füße zu waschen und mit dem Leinentuch abzutrocknen, mit dem er umgürtet war. Als er zu Simon Petrus kam, sagte dieser zu ihm: Du, Herr, willst mir die Füße waschen? Jesus antwortete ihm: Was ich tue, verstehst du jetzt noch nicht; doch später wirst du es begreifen. Petrus entgegnete ihm: Niemals sollst du mir die Füße waschen! Jesus erwiderte ihm: Wenn ich dich nicht wasche, hast du keinen Anteil an mir. Da sagte Simon Petrus zu ihm: Herr, dann nicht nur meine Füße, sondern auch die Hände und das Haupt.

     

    Das Letzte, was er tat,
    war kein großes Wunder,
    sondern kleiner Dienst.

    Er beugt die Knie
    vor Jüngern und Brüdern.

    Das große Geschenk
    seiner selbst
    gab er
    im Bissen Brot
    und im Wein.

    Gerloff 02 Grablegung

    Karfreitag – Grablegung

    Matth 27,59f: Josef nahm ihn und hüllte ihn in ein reines Leinentuch. Dann legte er ihn in ein neues Grab, das er für sich selbst in einen Felsen hatte hauen lassen. Er wälzte einen großen Stein vor den Eingang des Grabes und ging weg.

    Karfreitag
    war das Ende.

    Damit fängt es an
    zu ostern.

    Gerloff 03 leeres Grab

    Ostern – das leere Grab

    Joh 20,3-7: Petrus undJohannes kamen zum Grab; sie liefen beide zusammen dorthin, aber weil der andere Jünger schneller war als Petrus, kam er als erster ans Grab. Er beugte sich vor und sah die Leinenbinden liegen, ging aber nicht hinein. Da kam auch Simon Petrus, der ihm gefolgt war, und ging in das Grab hinein. Er sah die Leinenbinden liegen und das Schweißtuch, das auf dem Kopf Jesu gelegen hatte; es lag aber nicht bei den Leinenbinden, sondern zusammengebunden daneben an einer besonderen Stelle.

    Hinter der Todestür
    was dann?

    Sehnsucht und Glaube ist:

    Es weitet sich Leben,
    das bleibt.

    Albert Altenähr
    2008-09-29

Termine

So., 12.05.2024 - 7. Sonntag der Osterzeit

08:00 Frühmesse (Zelebrant und Prediger: P. Oliver)
10:30 Hochamt (Hauptzelebrant und Prediger: P. Friedhelm), anschließend: Sonntagskaffee im Egilhardussaal 

Di., 14.05.2024

19:00 Bibelgespräch
20:30 Komplet

Mi., 15.05.2024

20:00 Komplet, anschließend Einübung ins Jesusgebet und Eutonie

Sa., 18.05.2024

17:30 Erste Vesper zum Pfingstfest

So., 19.05.2024 - Pfingstsonntag

08:00 Frühmesse (Zelebrant und Prediger: P. Oliver)
10:30 Hochamt (Hauptzelebrant und Prediger: P. Oliver), anschließend: Sonntagskaffee im Egilhardussaal 

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