Johannes 11,34–44
Aschermittwoch
Jesus steht am Grab seines Freundes Lazarus (Joh 11,34-44). Er ist im tiefsten erschüttert. Er weint. Das Leben des Freundes ist nicht mehr lebendig. Er lässt den Stein wegwälzen und im Modergeruch steigt der Tod in all seiner Gebundenheit und Verwicklung herauf.
„Löst die Binden“, sagt der Meister des Lebens. Am Wickel wird Lazarus gepackt, - er kriegt den Dreh. Entbindung geschieht, - Geburt, - neuer Lebensanfang.
„Lasst ihn gehen“, sagt Er, der der Weg ist.
Der erste Schritt nach der Todesstarre dürfte dem Lazarus nicht leicht gewesen sein.
„Tu den zweiten!“
„Wage den dritten!“
„Siehst du, es geht. Und mit dem vierten und jedem weiteren geht es noch ein bisschen besser.
Du kommst weiter.
Du findest wieder Freude am Leben.
Du wirst mich finden. Ich bin das Leben.“
Jesus am Grab des Lazarus, - ist das vielleicht auch Jesus am Tor der Fastenzeit?
Und Lazarus in seinem Tod, - bin vielleicht ich das in meiner Gottesmüdigkeit und einem unlebendigen Glaubenstrott?
Ich bete:
„Leih Gunst mir, DU,
denn ich bin erschlafft.
Kehre wieder, Du,
entschnüre meine Seele,
befreie mich
deiner Huld zu willen“
(aus Ps 6 – Übersetzung M. Buber).
Abt Albert Altenähr OSB
Aschermittwoch 2007
2007-02-21
Fotos: mittelalterliche Kirchtür, Benediktinerinnenabtei Frauenwörth, Chiemsee