Zu Psalm 51
Davids Sünde und Reue
David steht auf der Höhe seiner Macht, er steht auf dem Dach seines Hauses zur Höhe des Tages - und lässt Batseba holen, um mit ihr Ehebruch zu begehen. Diese Tat wird der Beginn seines Abstiegs sein, und er muss sich von Gott durch den Propheten Natan sagen lassen: "Ich werde dafür sorgen, dass sich aus deinem eigenen Haus das Unheil gegen dich erhebt, und ich werde dir vor deinen Augen deine Frauen wegnehmen und sie einem anderen geben; er wird am hellen Tag bei deinen Frauen liegen. Ja, du hast es heimlich getan, ich aber werde es vor ganz Israel und am hellen Tag tun." Durch seinen Sohn Abschalom wird dieses Wort des Herrn in Erfüllung gehen (2 Sam 16,20). Aber noch ist es nicht so weit. David hört eine Geschichte des Propheten Natan, in der er von einem reichen Mann erzählt, der einem armen Mann das einzige Lamm wegnimmt, um es für einen Gast zu schlachten. Auf diese Geschichte hin "geriet David in heftigen Zorn über den Mann und sagte zu Natan: 'So wahr der Herr lebt: Der Mann, der das getan hat, verdient den Tod.' ... Da sagte Natan zu David: 'Du selbst bist der Mann'. (2 Sam 12,5-7a) Darauf sagte David zu Natan: 'Ich habe gegen den Herrn gesündigt.' Natan antwortete David: 'Der Herr hat dir deine Sünde vergeben; du wirst nicht sterben." (2 Sam 12,13)
Gott ist barmherzig
David hatte über sich selbst das Todesurteil gesprochen. Der Herr vergibt ihm! Welch ein Unterschied zwischen göttlichem und menschlichem Denken: David verurteilt, der Herr ist barmherzig. Wer zu seiner Schuld steht, wer sie bekennt, der erfährt Vergebung. Im Psalm 32,5 heißt es: "Da bekannte ich dir meine Sünde und verbarg nicht länger meine Schuld vor dir. Ich sagte: Ich will dem Herrn meine Frevel bekennen. Und du hast mir die Schuld vergeben."
Wie ein Befreiungsschlag
Unsere Gesellschaft, und mit ihr etliche Mitglieder unserer Kirche, lebt in einem Unschuldswahn. Wie befreiend es ist, zu seinen Fehlern, zu seinem Versagen, zu seiner Schuld zu stehen, das erzählt uns die Vorgeschichte zu Psalm 51. Wer um Verzeihung bitten kann, wer zu einem Seelsorgegespräch oder zur Beichte geht: Aufgerichtet, befreit und erlöst gehen Menschen daraus hervor. Das Eingeständnis von Schuld macht nicht klein; es richtet auf! Glücklich ist der Mensch zu schätzen, der einem den Spiegel vorhält und zur Selbsterkenntnis führt. Wer Schuld eingesteht, der wird befreit, ihm öffnen sich die Lippen, und aus gereinigtem und befreiten Herzen wird der Mensch neu geschaffen: Pfingsten - die Vollendung von Ostern!
Abt Friedhelm Tissen OSB
2013-05-15