Sonntag „Gaudete“ 2003
„Ich erneuere meine Liebe zu dir.“
Zefanja 3: „14Juble, Tochter Zion! Jauchze, Israel! Freu dich, und frohlocke von ganzem Herzen, Tochter Jerusalem! 15Der Herr hat das Urteil gegen dich aufgehoben und deine Feinde zur Umkehr gezwungen. Der König Israels, der Herr, ist in deiner Mitte; du hast kein Unheil mehr zu fürchten. 16An jenem Tag wird man zu Jerusalem sagen: Fürchte dich nicht, Zion! Laß die Hände nicht sinken! 17Der Herr, dein Gott, ist in deiner Mitte, ein Held, der Rettung bringt. Er freut sich und jubelt über dich, er erneuert seine Liebe zu dir, er jubelt über dich und frohlockt, wie man frohlockt an einem Festtag“ (Alttestamentliche Lesung der Messe, Lesejahr C).
Es ist der dritte Advent, der Sonntag „Gaudete“, der Sonntag, an dem das Wort von der Freude die Liturgie prägt. Ein faszinierendes Wort und eine faszinierende Botschaft, denen sich die Predigten heute sicher allüberall zuwenden, um am Ende doch alle eingestehen zu müssen: „gepackt haben wir höchstens ein Zipfelchen davon.“
Die Menschen, die von Jerusalem zu Johannes dem Täufer strömen, fragen allesamt ganz individuell und persönlich: „Was sollen wir tun?“ und: „Was sollen wir tun?“ Fragen wir ähnlich wie sie: Was sollen wir tun, damit unser Leben und unser Glauben mehr Freude gewinnen und ausstrahlen? (Evangelium des Sonntags: Lk,310-18)
Machen wir es doch einfach so wie Gott: „er erneuert seine Liebe zu dir“, sagt der Prophet Zefanja. So einfach, wie der „liebe Prediger“ es sagt, ist das gar nicht, werden Sie einwänden. Die Liebe erneuern ... – wie geht das?
Das Herzmonogramm in einer Buche gibt mir die Anregung für eine Antwort. Vor Jahren war es im Glanz freudiger Liebe offensichtlich sehr sorgfältig in den Stamm geschnitten worden. So wie es heute sich darbietet, verrät es, dass es nicht eine oberflächliche Schnellschuss-Schnitzerei gewesen ist. Die Liebe scheute weder Zeit noch Mühe der Arbeit. Mit den Jahren und mit der Buche hat sich das Monogramm verändert. Seine Konturen sind verwischter, wulstiger, genarbter geworden. Es kündet von einem fernen Damals, aber auch von den Jahren bis heute. Wenn die beiden Menschen, die sich das Monogramm zugedacht haben, vor der Buche stehen, könnten sie sich etwa sagen: „Das war damals traumhaft schön ..., - vieles ist anders gelaufen, als wir es damals geträumt haben ..., - aber die Aussage von damals gilt auch heute: Ich stehe zu dir, - ich sage „Ja!“ zu dir, - ich liebe dich ... anders als damals, aber immer noch.“ Ein solches Gespräch erneuert die alte Liebe. Es sagt, dass die Liebe zwischen uns lebt.
Gott sagt durch seinen Propheten Zefanja dem Volk Israel: „Ich erneuere meine Liebe zu dir. Ich stehe zu unserem alten Bund, der durch die Geschichte und die „Geschichten“, die du dir geleistet hast, nicht gestorben ist. Ich liebe dich nicht nur so, wie ich dich gern hätte, sondern so, wie du bist.“
Wir werden nach der Predigt das Glaubensbekenntnis sprechen. Ist sein innerer Gehalt nicht genau diese Ansage bestätigender Liebe, mit der der Mensch Gott antwortet? „Gott, am Anfang war es nur schön mit dir. Im Lauf der Jahre bist du mir immer wieder ein schwieriger Liebes-, Lebens- und Glaubenspartner gewesen. Aber: ich glaube an dich!“ Das Glaubensbekenntnis ist viel zu oberflächlich verstanden, wenn wir darin nur eine Anreihung von dogmatischen Aussagen erkennen. Es ist ein Liebesbekenntnis und will als solches gebetet werden. „Ich freue mich an deiner alten und noch heute jungen Liebe. Diese Freude ist meine Antwort, - ist mein „Ja“ zu dir. Es ist gut, dass es dich gibt.“
Das Herz in dem Buchenstamm lebt, wächst und verändert sich, ... bis die Buche fällt. Gott sei’s gedankt, dass den Buchen mehr Lebensjahre geschenkt sind als den Menschen. So kann das Herz die beiden ihr Leben lang begleiten, ... und sie einladen, die Liebe zu erneuern.
Abt Albert Altenähr OSB
2003-12-14